Die im Vorjahr angekündigte Restituierung von aus der NS-Zeit übernommenen Büchern, die sich im Parlament befinden, steckt indessen noch fest.
Gauleiter der NSDAP residierte im Parlament
Laut Janistyn-Novak ist zwar klar, dass das Parlamentsgebäude in der NS-Zeit den Wiener Gauleiter (den regionalen Parteiführer der NSDAP) beherbergt hat, welche Ämter genau im Gebäude untergebracht waren, sei aber nicht gesichert.
Daher wolle man nun in einer “Pilotstudie” die Quellenlage klären und danach festlegen, ob weitere Forschungen über die Rolle des Gebäudes im Nazi-Regime möglich sind.
Bibliothek wird aufgearbeitet
Im Rahmen der Pilotstudie sollen auch die aus der NS-Zeit übernommenen und nach wie vor in der Parlamentsbibliothek lagernden Bücher ausgewertet werden, kündigt Janistyn-Novak an. Wie “Der Standard” am Freitag berichtete, finden sich in der Bibliothek noch 2.294 Signaturen mit “NS-affiner” Literatur – also u.a. Propaganda und rassistische Machwerke. Die Bücher wurden laut Janistyn-Novak in einer eigenen Abteilung untergebracht und können derzeit nicht entlehnt werden.
1.884 bedenkliche Bücher gelagert
Bestätigt wurde von der Parlamentsvizedirektorin auch, dass in der Parlamentsbibliothek insgesamt 1.884 Bücher mit “bedenklicher Provenienz” lagern – es könnte sich also um NS-Raubgüter handeln.
Diese Liste mit den Büchern soll im Zusammenarbeit mit dem Nationalfonds für Opfer des Nationalsozialismus auf der Parlamentshomepage veröffentlicht werden, um mögliche Erben ausfindig zu machen.
Restituierung wurde angekündigt
Im Fall von 37 Büchern (bzw. 29 Signaturen) wurde die frühere Eigentümerschaft zwar geklärt, Nationalratspräsidentin Barbara Prammer (SPÖ) hat die Restituierung im Juni des Vorjahres angekündigt. Erfolgt ist die Rückstellung allerdings noch nicht, wie Janistyn-Novak nun meinte. Grund dafür: Es sei bis heute nicht möglich gewesen, zu klären, wer die Erben sind bzw. mit ihnen in Kontakt zu treten.
Zahlreiche Bücher hatte das Parlament aber bereits nach 1945 zurückgegeben – darunter 480 an die Israelitische Kultusgemeinde, 62 an den SP-Parlamentsklub und 74 an das Volkskundemuseum.
(apa/red)