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Paris schickt Soldaten

Bei der Meuterei von Truppenteilen im westafrikanischen Staat Elfenbeinküste sind nach Angaben des staatlichen Rundfunks vom Sonntag bisher 270 Menschen getötet worden.

Mindestens 300 Menschen seien in Kämpfen zwischen meuternden Soldaten und loyalen Regierungstruppen verwundet worden. Während die Lage in der Regierungsstadt Abidjan stabil blieb, lief im Innern des Landes, ungeachtet eines Versöhnungsangebots von Ministerpräsident Affi N’Guessan, alles auf eine Konfrontation zwischen Aufrührern und loyalen Truppen zu.

Frankreich entsandte 100 Soldaten zur Verstärkung seiner bereits 560 Mann starken Truppe in der ehemaligen Kolonie. Sie sollen die Sicherheit der etwa 20.000 Franzosen und der internationalen Gemeinschaft im Land garantieren, hieß es nach Angaben eines Armee-Sprechers von Sonntag in Paris.

Ministerpräsident Affi N’Guessan hatte den Meuterern über das Staatsfernsehen erklärt, die Regierung werde ihre Forderungen prüfen, sollten die Aufrührer ihre Waffen niederlegen. Das Versöhnungsangebot kam wenige Stunden nach einer Kriegsansage von Präsident Laurent Gbagbo an die Unruhestifter: „Die Waffen und Ziele zeigen, dass die Aufrührer die Regierung der Cote d’Ivoire stürzen wollen“, sagte Gbagbo in der Nacht zum Samstag nach seiner Rückkehr von einem abgebrochenen Staatsbesuch in Rom. Er sprach von einem Nachbarland, das den Aufstand unterstütze. Westliche Beobachter gingen davon aus, dass sich der Verdacht gegen Burkina Faso und Liberia richtete.

Auf der Suche nach Verantwortlichen stürmten Sicherheitskräfte in Abidjan zahlreiche Häuser von Immigranten aus Burkina Faso und brannten sie nieder. Hunderte von Zuwanderern seien obdachlos geworden, berichteten Augenzeugen. Auch das Haus von Oppositionsführer Alassane Ouattara sei niedergebrannt worden. Der Politiker selbst befinde sich in der französischen Botschaft.

Während die Regierungsarmee die Kontrolle über Abidjan hatte, blieb die Lage in der zweitgrößten Stadt des Landes, Bouake, äußerst instabil. Augenzeugen sahen, wie die Aufrührer dort ein Waffenlager stürmten und Jugendliche rekrutierten. Sie setzten sich darauhin in Bewegung, um die heranrückenden Regierungstruppen aus Abidjan zu konfrontieren. Auch aus der nördlichen Stadt Korogho sowie mehreren kleineren Orten nahe der Grenze zu Burkina Faso wurden Kämpfe gemeldet.

Der Aufstand war am Donnerstagmorgen zeitgleich in Abidjan, Bouake und Korogho ausgebrochen. Die Meuterer gaben an, für eine Wiedereingliederung in die unlängst verkleinerte Armee zu kämpfen. Als Drahtzieher benannte die Regierung Ex-Juntachef Robert Guei, der am Donnerstag erschossen worden war. Familienmitglieder sprechen von einer Hinrichtung.

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