AA

Paris: Jugendliche legten Brand in Sozialbau

Nach einer Brandstiftung in einem 18-stöckigen Sozialbau sind Sonntag früh bei Paris 14 Menschen qualvoll erstickt. 35 weitere erlitten der Feuerwehr zufolge Rauchverletzungen.

Augenzeugen berichteten, Jugendliche hätten Briefkästen im Eingang des Hochhauses in L’Hay-les-Roses in Brand gesteckt. Die Polizei nahm drei junge Mädchen aus der Sozialbausiedlung fest, die zuvor als Zeugen vernommen worden waren.

„Offenbar haben drei Mädchen im Eingang mit brennbarem Zeug gespielt“, erklärte eine 50-jährige Überlebende. Probleme mit herumlungernden Jugendlichen seien hier an der Tagesordnung. „Wenn sie nicht die Mülltonnen anstecken, dann eben die Müllschlucker oder die Autos. Irgendwann musste das mal so kommen.“

Einen Zusammenhang mit der Brandserie in desolaten Pariser Afrikanerunterkünften mit fast 50 Toten gibt es nicht. „Der Brand hat damit nichts zu tun“, sagte Feuerwehrhauptmann Michel Cros. Der erkrankte Präsident Jacques Chirac ließ sich in der Klinik über den Brand informieren. Premierminister Dominique de Villepin sagte allen Opfern „entschlossene Hilfe“ zu.

Der Einsatz der Feuerwehr war schnell und effizient. Die 160 Männer retteten 26 Menschen aus höchster Lebensgefahr. Nach zwei Stunden war der Brand gegen 3.00 Uhr unter Kontrolle. Das Gebäude war so verqualmt, dass mehr als 300 der 800 Bewohner ihre Wohnung räumen mussten. Sie zogen zu Freunden oder kamen in einer Turnhalle unter. Eine Schwangere brachte im Notarztwagen ihr Kind zur Welt.

„Als ich aufwachte, war das Zimmer voller Qualm“, sagte Jean aus dem Parterre. „Der Rauch war so dicht, als würde er an der Haut kleben. Man konnte nicht mehr atmen.“ Jean entkam durch das Fenster und alarmierte die Feuerwehr. „Die Leute wollten sich aus dem Fenster stürzen“, sagt er. „Ich habe ihnen zugerufen, das nicht zu tun, weil die Feuerwehr gleich kommt.“ Sein Nachbar Jean-Luc Quinson aus dem ersten Stock berichtete, die Flammen hätten zwei bis drei Meter hoch geschlagen. Auch er alarmierte die Feuerwehr, die ihm riet, in der Wohnung zu bleiben und alle Tür- und Fensteröffnungen abzudichten.

Als die Helfer die ersten Leichen aus dem Haus trugen, fingen die Menschen vor dem Haus an zu schreien. „Es gab viel Panik, weil man Leichen von Leuten gesehen hat, die man kannte“, erklärt die Hausbewohnerin Florence Leclerc. „Unsere Nachbarn, ein Paar mit einem Sohn, sind alle tot“, sagt sie niedergeschlagen. Von ihren eigenen Angehörigen habe sie noch keine Nachricht.

Unter den Opfern sind mehrere Kinder. „Es hätte weniger Tote gegeben, wenn die Menschen nicht in Panik ihre Türen geöffnet hätten“, sagte Feuerwehrhauptmann Cros. „Der Rauch hat die Menschen getötet.“ Über das Treppenhaus zog der Qualm bis in die höchste Etage. Keine Wohnung wurde ein Raub der Flammen. Doch wer die Tür öffnete, stand schnell inmitten giftiger Schwaden und großer Hitze.

Wegen der jüngsten Brände in Paris erregte das Inferno in L’Hay-les-Roses großes Aufsehen. Der Sozialbau in der Nähe des Großmarktes Rungis war in gutem Zustand. Eine Serie sieht die Polizei nicht. Beim Brand in der Pariser Afrikanerunterkunft am 26. August mit 17 Toten gehen die Behörden von Brandstiftung ohne Tötungsabsicht aus. Das Feuer in einem von Afrikanern besetzten Haus drei Tage später mit sieben Toten wird auf einen Kurzschluss zurückgeführt. Beim Brand Mitte April im von Einwanderern bewohnten Sozialhotel „Paris-Opera“ waren nachts fahrlässig Textilien in einen Raum mit brennenden Kerzen geworfen worden.

  • VIENNA.AT
  • Chronik
  • Paris: Jugendliche legten Brand in Sozialbau
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen