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Paris: Gewaltsame Zusammenstöße

Nach der Festnahme eines Schwarzfahrers ist es am Dienstag im Pariser Bahnhof Gare du Nord zu Ausschreitungen zwischen Jugendlichen und der Polizei gekommen.

Rund hundert Jugendliche hätten die Sicherheitskräfte seit dem Nachmittag angegriffen, teilte die Polizei mit. Der Metro-Betrieb wurde vorübergehend eingestellt. Zwei Mitarbeiter der Verkehrsbetriebe wurden verletzt und mindestens neun Menschen festgenommen. Reisende in dem Bahnhof, der einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte der französischen Hauptstadt ist, wurden teils Opfer des Einsatzes von Tränengas durch die Polizei.

Kurz vor Mitternacht gelang es den Sicherheitskräften, das Untergeschoß des Bahnhofs und die angrenzende Metro-Station zu räumen. Bereitschaftspolizisten mit Helmen, Schlagstöcken und Schilden setzten dabei Tränengas ein, um die Jugendlichen aus dem Gebäude zu treiben. Einige Dutzend junge Männer lieferten sich danach weiter mit den Polizisten ein Katz- und Mausspiel in den umliegenden Straßen. Einige setzten dabei Mistkübel in Brand. Gegen 1.00 Uhr früh am Mittwoch beruhigte sich die Lage wieder.

Die Zusammenstöße hatten begonnen, als Gendarmen einen 33-jährigen Schwarzfahrer festnahmen, der zwei Kontrollore der Pariser Verkehrsbetriebe geschlagen haben soll. Mehrere dutzend Jugendliche, die den Vorfall beobachtete hatten, folgten den Polizisten mit ihrem Gefangenen. Mit der anrückenden Verstärkung der Polizei und eintreffenden Fernsehteams lud sich die Stimmung immer mehr auf, bis erste Gegenstände in Richtung der Polizisten flogen.

Von da an begann eine stundenlange Auseinandersetzung in dem weit verzweigten Bahnhof mit mehreren unterirdischen Etagen, wobei sich die Jugendlichen immer schnell zurückzogen, wenn ein größeres Polizeiaufgebot eintraf. Einige bedienten sich metallener Absperrpfosten, um Scheiben von Geschäften einzuschlagen und Getränkeautomaten zu zerstören. An einem Schalter der RATP brach ein Feuer aus, das aber schnell gelöscht werden konnte.

Einige Jugendliche skandierten wütende Slogans gegen den früheren Innenminister Nicolas Sarkozy. Dieser war am Montag von seinem Posten zurückgetreten, um sich ganz auf den Wahlkampf für das Präsidentenamt konzentrieren zu können. „Wie durch Zufall geht Sarkozy, und am Tag danach passiert das“, sagte eine junge Passantin.

Sarkozy hatte sich während der Jugendkrawalle im Herbst 2005 in von hoher Arbeitslosigkeit geprägten Vorstädten einen Namen als Hardliner gemacht. Mehr als 10.000 Fahrzeuge gingen während der drei Wochen bis Mitte November in Flammen auf; 300 Gebäude wurden zerstört. Die Regierung verhängte damals den Ausnahmezustand.

Die oppositionellen Sozialisten mit ihrer Präsidentschaftskandidatin Segolene Royal erklärten zu den aktuellen Zusammenstößen, diese verdeutlichten „das Klima der Spannungen“ und „den Graben und die Gewalt, die sich nunmehr zwischen Polizei und Bevölkerung etabliert haben“.

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