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Paris erweitert ihr Imperium

Paris Hilton ist in erster Linie dafür bekannt, bekannt zu sein. Mit ihren 25 Jahren hat die Hotelerbin aus den USA so ziemlich alles ausprobiert, um auf sich aufmerksam zu machen.   

Sie hat sich im knappen Badeanzug ein Auto waschend für eine Hamburger-Werbung filmen lassen, in einer seichten Fernsehserie und B-Horrorfilmen mitgespielt, Handtaschen entworfen, ein Parfüm herausgebracht und zwei Nachtclubs eröffnet, ganz zu schweigen von der Aufmerksamkeit, die sie unfreiwillig mit einem privaten Sexvideo im Internet erregte. Es reicht mittlerweile, dass Paris Hilton aus einer Limousine steigt, und schon klicken dutzendfach die Kameras. Nun setzt die künstliche Blondine zu einem weiteren Sprung in der Selbstvermarktung an: Sie nahm ihre erste CD auf. Ihr Name ist Programm – „Paris” (Warner).

In Polen, Ungarn und Kanada steht die erste Single-Auskopplung aus der Platte bereits auf Platz Eins der Charts, in den Vereinigten Staaten hat es Paris Hilton von null auf Platz 18 unter den ersten 100 Hits geschafft. „Stars Are Blind” heißt das Stück, und in Las Vegas nehmen die Buchmacher Wetten an, wie erfolgreich das Album sein wird. Nahm Paris Hilton mit ihrem gesammelten Medienauftritten im Jahr 2004 noch zwei Millionen Dollar (knapp 1,6 Millionen Euro) ein, verdreifachte sich ihr Einkommen im vergangenen Jahr auf sechseinhalb Millionen Dollar.

„Ein Sättigungspunkt scheint nicht in Sicht”, sagt Professor Robert Thompson, der an der Universität von Syracuse im US-Bundesstaat New York über Fernsehen und Popkultur forscht. Paris Hilton sei „auf eine seltsame Art” das beste Beispiel dafür, wie sich die Unterhaltungsindustrie erfolgreich manipulieren lasse:

„Wirtschaftsfakultäten sollten sie als Modell verwenden und ihr Seminare widmen.”

Hiltons Reality-Soap „The Simple Life” ist so erfolgreich, dass demnächst die vierte Staffel beginnt; ein Trickfilm mit ihr ist in Arbeit. Die Hotelerbin hat an ihrer Autobiografie mitgeschrieben, in der es ein ganzes Kapitel lang um ihre eigenen Modesünden geht, außerdem gibt es ein Tagebuch zu kaufen, das voller Fotos von Paris Hilton ist. Und nicht zuletzt gibt es ein „Tagebuch” aus der Sicht ihres Schoßhündchens Tinkerbell.

Jerry Del Colliano, ein Medienforscher von der Universität von Südkalifornien, wundert sich über die Scheinheiligkeit, mit der die geschäftstüchtige Hotelerbin beobachtet und kritisiert werde: „Wir haben höhere Standards für Paris Hilton als für (US-Präsident) George W. Bush”, sagt er. „Wenn wir von jedem Musiker erwarten würden, dass er ein beispielhaftes Leben führt, müssten wir mit ziemlich wenigen Musikern auskommen.”

Die USA befänden sich mitten im Krieg und in einer Zeit weltweiter Unruhen, merkt der Fernsehforscher Thompson an. Trotzdem schaffe es Paris Hilton, immer wieder von sich reden zu machen, und sei es, weil ihr Wickelbär sie in den Arm beißt. Immer wenn die Blondine wieder mit einer dieser Geschichten Schlagzeilen mache, müsse man den Hut vor ihr ziehen, findet der Wissenschafter. „Sie ist ein faszinierendes kulturelles Experiment, ein Kartenhaus, das auf einer sehr begrenzten Reihe von Leistungen aufgebaut ist.” Er glaube zwar nicht, dass in fünf oder zehn Jahren noch viele Leute über Paris Hilton reden würden. „Aber wer weiß, sie hat schon viele Kaninchen aus dem Hut gezaubert.”

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