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"paraflows 08" - Digitale Kunst durchleuchtet düstere Utopien

Während sich "paraflows", das Wiener Festival für digitale Kunst und Kulturen, im vergangenen Jahr mit dem wenig fassbaren "un_space" beschäftigt hat, wählten die Veranstalter heuer den Titel "Utopia".

Und überraschender Weise: die Zukunft scheint greifbarer als die “Unorte” von damals. Mittlerweile habe sich “paraflows” als Plattform für die junge lokale Szene etabliert und baue dieses Jahr seine Funktion als Schnittstelle auch zu internationalen und renommierten Positionen weiter aus, wie Festivalleiter Leiter Günther Friesinger bei einer Pressekonferenz am Donnerstag erläuterte.

Auch im Umfang ist “paraflows” gewachsen, das seine Veranstaltungen nun über sechs Wochen – statt bisher zehn Tagen – zieht. “Phantastische, sehnsuchtsvolle und düstere Visionen” sind die zentralen Inhalte der Ausstellung im MAK-Gegenwartskunstdepot Gefechtsturm Arenbergpark, dem Symposium am 12. und 13. September sowie des umfangreichen Rahmenprogramms.

Anhand von 30 nationalen und internationalen Positionen digitaler Kunst und Kultur sowie angrenzender künstlerischer Strategien nähert man sich im MAK-Gegenwartskunstdepot dem Thema “Utopia”. Gezeigt werden utopische Zukunftsvisionen, denen auch ihre Kehrseiten – dystopische, negative Szenarien der Zukunft – gegenübergestellt werden. Dabei kann jede Utopie auch als Ausdruck eines Mangels, einer Krise ihrer jeweiligen Entstehungszeit und – gesellschaft verstanden werden. Eine äußerst realistische, düstere Sicht auf die Zukunft eröffnen Arbeiten zur 9/11-Thematik und der damit einhergehenden Realität-Werdung einer bisher nicht vorstellbar gewesenen Vision. In der Schau widmen sich Künstler wie Adel Abidin (Finnland), die Österreicherin Eva Grubinger, Satoshi Morito (Japan) oder Nikolaus Gansterer (Österreich) mit Installationen, Zeichnungen oder Videoarbeiten dem Thema Utopia.

Das Symposium “Ambiente. Das Leben & seine Räume” versteht sich als theoretische Erweiterung des Festival-Themas und versammelt Experten, die am 12. und 13. September die unterschiedlichen “Ausformungen und Möglichkeiten von Lebensräumen, von der Lebenswelt über das Milieu bis hin zum systemisch definierten Raum und der Kybernetik” beleuchten. In den barocken Suiten des quartier 21 halten unter anderem Holger Schulze (“Klang aus der Nähe. Zur Handlungs- und Erkenntnistheorie des Domestischen”), Cornelius Borck (“Weltmilieu. Die Expo ’67 als Vision globaler Steuerung”) oder Christina Vagt (“Im Stadion. Heideggers Medien der Typologie”) Vorträge.

Eine Diskurs-Woche findet schließlich von 14. bis 18. September statt: Hier präsentiert etwa der Geograf Trevor Palgen seine Arbeiten über “Black Spots on the Map”, wo er sich mit der Spionage und gesperrten Gebieten in den USA beschäftigt. Ein weiterer Höhepunkt ist die Auseinandersetzung von Jason Scott mit der digitalen Geschichtsschreibung und dem Problem, in der sich schnell verändernden digitalen Zeit Inhalte aufzuzeichnen.

Als Teil der Reihe CAT Open präsentiert das MAK überdies am 16. September die Audioinstallation und Performance “Countdown” des in London lebenden Medienkünstlers Scanner alias Robin Rimbaud.

Zu einem Ideenwettbewerb werden schließlich Schüler und Studenten eingeladen: Die “utopia departments” beschäftigen sich unter dem Titel “zukunft // zuhause” mit den Dingen, die morgen vielleicht schon in unseren Wohnungen zu finden sein werden. Bis zum 14. September können Vorschläge eingereicht werden (http://utopia.netculture.at). Von 6. bis 24. Oktober sollen mit Hilfe von Experten aus den Ideen Konzepte und Prototypen erarbeitet werden.

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