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Papst hat Übersee-Reise angetreten

Brasilien - Papst Benedikt XVI. hat am Mittwoch die erste Übersee-Reise seiner Amtszeit angetreten. Er besucht fünf Tage lang Brasilien und feiert dort zwei Messen.

Er besucht fünf Tage lang Brasilien und feiert dort zwei Messen unter freiem Himmel, zu denen mehr als eine Million Gläubige erwartet werden. In einer Pressekonferenz an Bord seines Flugzeugs bezeichnete Benedikt die Abwanderung zahlreicher Katholiken in der Region in protestantisch-evangelikale Freikirchen als seine größte Sorge.

Die katholische Kirche hat in Lateinamerika in den vergangenen Jahren Millionen Gläubige verloren. Dennoch zeige die Verbreitung der neoprotestantischen Freikirchen, dass die Menschen nach Gott dürsteten, erklärte Benedikt. Bei der bevorstehenden Generalversammlung der Konferenz der lateinamerikanischen und karibischen Bischöfe (CELAM) im Marienwallfahrtsort Aparecida werde er eine Strategie vorstellen, die auf diese Herausforderung eingehe, sagte der Papst. „Wir müssen dynamischer werden.“

Offizieller Anlass der sechstägigen Reise (9.-14. Mai) ist die Eröffnung der V. Sitzung der Lateinamerikanischen Bischofskonferenz in Aparecida. Zuvor wird der Papst mit dem Franziskaner Antonio de Sant’Anna Galvao erstmals einen Brasilianer heiligsprechen.

Erste Station ist die Wirtschaftsmetropole Sao Paulo, wo Benedikt am Donnerstag (Ortszeit) mit dem brasilianischen Staatspräsidenten Luiz Inacio Lula da Silva zusammentreffen will. Ein Höhepunkt des Besuchs ist eine Messe unter freien Himmel am Freitag, zu der über eine Million Gläubige erwartet werden. Bei diesem Anlass wird auch die Heiligsprechung des in Brasilien äußerst populären Franziskanerpaters Galvao (1739-1822) stattfinden, der 1998 seliggesprochen worden war.

Er wurde bereits im Vorfeld bekannt, dass das katholische Kirchenoberhaupt auch „starke Botschaften“ zu Themen wie Armut, soziale Ungerechtigkeit und Gewalt im Gepäck hat. „Benedikt XVI. startet seinen ersten Kreuzzug“, schrieb die italienische Zeitung „La Repubblica“.

Ein Sprecher des linksgerichteten Präsidenten Lula da Silva sagte, der Präsident beabsichtige nicht, umstrittene Themen wie Abtreibung oder die von der Regierung praktizierte Verteilung von Kondomen zur Aids-Bekämpfung anzuschneiden.

Vor der Ankunft des Papstes gingen am Dienstag in Brasilia tausende Abtreibungsgegner auf die Straße. Etwa 5.000 Katholiken und Protestanten versammelten sich zu dem Protestmarsch in der brasilianischen Hauptstadt. Es wird erwartet, dass der Papst während seines Aufenthalts auch die Lockerung des Abtreibungsrechts in Mexiko-Stadt kritisiert.

Der Stadtrat der mexikanischen Hauptstadt hatte sich Ende April mit großer Mehrheit dafür ausgesprochen, dass Abtreibungen auf Wunsch künftig bis zur zwölften Woche erlaubt sein sollen. Beobachter erwarten von der Entscheidung des Stadtrats eine Signalwirkung, nicht nur für das überwiegend von Katholiken bewohnte Mexiko, sondern auch für andere Länder Lateinamerikas. Der Erzbischof von Mexiko-Stadt hatte nach dem Schritt erklärt, die Politiker hätten sich damit nach Kirchenrecht selbst exkommuniziert. Der Papst bestätigte diese Aussage gegenüber Journalisten bei seiner Reise nach Brasilien und stärkte der Kirche in Mexiko im Kampf gegen Abtreibung den Rücken.

Kommentatoren werteten den Besuch als einen Test für Benedikt: „Dies ist seine erste große internationale Tour, die den Herausforderungen der Zukunft gewidmet ist – denn die Reisen nach Polen und Deutschland hatten eher den Charakter einer Hommage an seinen Vorgänger und einer Rückkehr in sein Heimatland“, meinte Vatikan-Experte Marco Politi.

Von einem Besuch in der Türkei abgesehen, reiste Benedikt seit seinem Amtsantritt im April 2005 lediglich innerhalb Europas. Die einzige weitere Reise in diesem Jahr führt ihn im Herbst nach Österreich. Sein Vorgänger, Johannes Paul II., besuchte nur drei Monate nach seinem Amtsantritt Mexiko. In Lateinamerika lebt fast die Hälfte der weltweit 1,1 Milliarden Katholiken.

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