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Papst-Attentat 1981

Der Papst-Attentäter Mehmet Ali Agca sorgt mit seinen Aussagen über die Hintergründe des Anschlags auf dem Petersplatz am 13. Mai 1981 erneut für Aufsehen. „Der Vatikan hat Verantwortung beim Anschlag auf den Papst.

Ohne Hilfe einiger Priester und Kardinäle hätte ich ihn niemals durchführen können. Der Teufel befindet sich auch hinter diesen Mauern“, betonte Agca in einem Interview mit der römischen Tageszeitung „La Repubblica“ (Donnerstag-Ausgabe). Agca, Ex-Mitglied der rechtsextremistischen türkischen Untergrundorganisation „Graue Wölfe“, befindet sich in einer Strafanstalt in Kartal Maltepe, dem asiatischen Teil von Istanbul. Er schreibt an einem Buch, das in den kommenden Monaten erscheinen soll.

„Der Anschlag wurde vom Heiligen Gott beschlossen. Im Gespräch mit Johannes Paul II., das ich 1983 in der (römischen) Strafanstalt Rebibbia hatte, hat mit der Papst enthüllt, dass der Anschlag ein Zeichen Gottes war. Ich liebe und respektiere den polnischen Papst. Doch die Vorwürfe gegen mich im Vatikan sind Hirngespinste. Kürzlich hat mich (der italienische) Kardinal Ersilio Tonini als ’Gespenst’ bezeichnet. Dies ist verrückt. Ohne Hilfe von Priestern und Kardinälen hätte ich den Anschlag nicht durchführen können. Doch Schluss damit jetzt, ich werde alles in meinem Buch schreiben“, betonte Agca.

Der Türke versicherte, dass der Anschlag seine eigene Initiative gewesen sei. „Am 13. Mai 1981 wusste niemand auf der Welt von meinen Plänen. Ich erinnere mich an die letzte Minute: Ich hatte darauf verzichtet, ich wollte zum römischen Bahnhof Termini gehen, um mit der Bahn nach Zürich zurückzukehren und in Frieden zu leben. Doch in diesem Augenblick geschah ein Wunder. Ich bin plötzlich zurückgekehrt und habe auf den Papst geschossen“, betonte Agca.

Seit 24 Jahren lebt Agca im Gefängnis. „Ich weiß nicht, wann man mich freilassen wird. Meine Lage ist nicht sehr klar. Ich glaube, dass mein Leben und mein biologischer Tod, meine Gefangenschaft und meine Freiheit total in den Händen Gottes sind. Ich warte“, meinte der Türke. Der Papst hatte in seinem jüngsten Buch „Erinnerung und Identität“ angedeutet, dass er Agca nicht für einen Einzeltäter hielt. Agca sei ein Profi-Killer gewesen, der nicht aus eigenem Antrieb, sondern im Auftrag eines Dritten gehandelt habe, schrieb der Papst. Über die Frage, wer dieser Dritte sein könnte, schwieg Johannes Paul II. aber.

Akten der früheren DDR-Staatssicherheit (Stasi) bestätigen inzwischen laut einem Bericht der Mailänder Zeitung „Corriere della Sera“, dass der ehemalige sowjetische Geheimdienst KGB das Attentat auf den Papst beim bulgarischen Geheimdienst in Auftrag gab. Die deutsche Regierung sei in den Stasi-Unterlagen auf Akten gestoßen, welche die These stützten, dass der KGB den Anschlag in Auftrag gegeben, der bulgarische Geheimdienst für die Ausführung sorgte und die DDR für die gesamte „Operation“ sowie für das Verwischen der Spuren verantwortlich war, berichtete das Blatt in seiner Mittwoch-Ausgabe.

Die deutsche Regierung habe die Stasi-Dokumente der bulgarischen Regierung ausgehändigt, die die Informationen wiederum an Italien weitergeleitet habe, wo eine parlamentarische Untersuchungskommission sich mit den Aktivitäten der Geheimdienste der ehemaligen Ostblockstaaten in Italien beschäftige. Die Stasi-Akten befinden sich laut „Corriere della Sera“ in der bulgarischen Hauptstadt Sofia. Es handle sich überwiegend um Briefe, in denen die Stasi ihre bulgarischen Kollegen um Hilfe bei der Verwischung der Spuren bitten.

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