Bin Laden habe grünes Licht gegeben, wichtige Orte und Personen in den drei Ländern anzugreifen, hieß es am Mittwoch. Ob der Aufruf weitere Details enthielt, war nicht zu erfahren. Sie hätten von der Anweisung durch Verhöre mutmaßlicher Al-Kaida-Mitglieder erfahren, die in Pakistan verhaftet worden seien, erklärten die Mitarbeiter des Geheimdienstes, die anonym bleiben wollten.
Einer der Verhörten, der mutmaßliche Al-Kaida-Anführer Ahmed Khalfan Ghailani, habe sie auch auf die Spur von zwei türkischen Al-Kaida-Mitgliedern gebracht, die am Sonntag verhaftet worden seien. Die beiden seien in einen Anschlag auf ein jüdisches Ziel in der Türkei verwickelt und hätten in Tschetschenien gekämpft.
Die Mitarbeiter des Geheimdienstes sagten, die lokale und globale Bedrohung durch das Netz sei gesenkt worden, sie warnten aber gleichzeitig vor weiteren Anschlägen der Al-Kaida und ihrer Verbündeten in Pakistan.
Auf einer Internet-Seite der Gruppe in Saudiarabien wurde am Mittwoch ein Angriffsplan diskutiert, dessen Ziel US-Präsident George W. Bush sein soll. Die Planung des Angriffs wurde gelobt; zugleich hieß es aber, ihre Vorbereitung brauche viel Zeit. Ein gewisser Madad wurde zur Teilnahme an dem Angriff aufgerufen.
Ein auf den Nahen Osten spezialisierter Sicherheitsexperte sagte nach Untersuchung der Seite, es sei sehr ungewöhnlich für Al-Kaida, einen detaillierten Plan über eine Internet-Seite zu diskutieren. Trotzdem sei die Nachricht von operativem Wert. Dass Bushs Name benutzt werde, sei allerdings ein Hinweis, dass sich die Planung noch in einem sehr frühen Stadium befinde.
Die US-Zeitung Washington Times hatte in ihrer Dienstagausgabe unter Berufung auf US-Geheimdienste berichtet, in absehbarer Zeit könnte eine neue Botschaft Bin Ladens auftauchen. Diese Tonband- oder Video-Botschaft könnte eventuell zugleich das Auftaktsignal für neue Anschläge der Al-Kaida in den USA und zur Ausführung eines Mordkomplotts sein, das sich gegen hochrangige US-Politiker oder Politiker aus anderen westlichen Ländern richten könnte, berichtete das Blatt. Die den Geheimdiensten vorliegenden Informationen seien allerdings nicht sehr konkret.
Eine Gruppe, die in Verbindung zur Al-Kaida stehen soll, bekräftigte auf einer radikal-islamischen Internetseite ihre Drohung gegen Italien und kündigte ähnliche Anschläge wie die am 11. September 2001 in den USA an. Wir sind in Italien, und keiner von euch ist sicher, solange ihr das Angebot zur Waffenruhe unseres Scheichs (Bin Laden) ignoriert, hieß es in einer Erklärung der Abu-Hafs-al-Masri-Brigaden. Die Echtheit der Erklärung konnte zunächst nicht bestätigt werden. Bin Laden hatte am 15. April auf einem Tonband den europäischen Staaten ein dreimonatiges Ultimatum gestellt, ihre Truppen aus dem Irak, Afghanistan und anderen moslemischen Ländern abzuziehen. Anderenfalls müssten sie mit Anschlägen wie am 11. März in Madrid rechnen. Damals waren bei Bombenanschlägen auf Pendlerzüge 191 Menschen getötet worden.