Österreichs Leichtathletik zeigt: Frauen haben Platz im Spitzensport

Und mit Beate Taylor ist seit heuer eine ehemalige Spitzenathletin neue Leistungssportkoordinatorin im Verband. Für die EM-Dritte von 2012 im Hürdensprint soll der Weltfrauentag mit all seinen Statistiken vor allem Awareness schaffen. "Frauen haben nach wie vor nicht dieselben Rechte wie Männer. Wir müssen in Richtung einer kompletten Gleichberechtigung gehen", sagte die 36-Jährige im APA-Gespräch.
Sicher gäbe es auch in der Leichtathletik immer noch mehr Trainer, aber insgesamt findet Taylor die Situation in Österreich "nicht so schlecht". U.a. sind Beate Hochleitner, Viola Kleiser, Victoria Schreibeis, Leonie Springer, Karin Haußecker und Inga Babakova am Werk, und beispielsweise auch Olivia Raffelsberger in Tirol. Sie kommt aus dem Gender Traineeprogramm des Bundes, eine für Taylor absolut wertvolle Einrichtung. "Es hat einen Effekt und führt definitiv dazu, dass wir mehr Trainerinnen haben."
Programm für Förderung von Trainerinnen in Österreich
Im Leichtathletikverband jedenfalls versuche man, die Gender Trainees zu fördern, "damit sie ihre Zeit optimal nutzen können, viel lernen und das meiste rausholen können". Raffelsberger beispielsweise werde der Leichtathletik erhalten bleiben. "Sie macht es voll super, sie hat eine Riesengruppe. Das ist genau das, was man sich wünschen kann aus diesem Programm." Während ihrer Zeit in Amerika bekam Taylor viel Einblick in die "University of Florida". Zwar seien noch überwiegend Männer als Trainer engagiert, "aber man findet oft ehemalige sehr erfolgreiche Athletinnen als Trainerinnen in einem Collegesystem wieder".
Taylor betreute nach ihrer aktiven Karriere den zweifachen US-Olympiasieger und vierfachen Weltmeister im Dreisprung, Christian Taylor, mit dem sie seit 2021 verheiratet ist. Gemeinsam gingen sie nach Österreich und übernahmen die sportliche Leitung im ÖLV. Christian Taylor fungiert als Co-Leistungssportkoordinator und arbeitet auch als Trainer. Gender Pay Gap gibt es keinen, beide bekommen für die quasi gleiche Stelle das gleiche Gehalt. Für Beate Taylor, mit Mädchennamen Schrott, eine "voll faire Lösung". Damit habe der Verband ein "cooles Zeichen" gesetzt.
Leichtathletik: Rückhalt von Verband in Phase des Kinderkriegens
In Sportarten wie Alpinski wird oft argumentiert, dass das viele Reisen zu Trainingskursen und Wettbewerben abschreckend auf Frauen wirke, die trotz Familie im Trainergeschäft Fuß fassen wollen. "Unsere Trainerinnen kommen auch extrem dran. Sicher, die kurze Phase, in der sie Kinder kriegen, ist vielleicht eine Challenge. Aber ich glaube, das wird sich dahin entwickeln müssen, dass das kein Problem ist, dass man so unterstützt und das als Verband aushält, wenn jemand kurz ausfällt", sagte Taylor.
Kinderkriegen gehöre ganz normal zum Leben dazu. "Ich würde es verkehrt finden, wenn man aus diesem Grund Trainerinnen nicht anstellt. Denn Trainerinnen haben ganz andere Qualitäten als Trainer." Sie selbst habe sich im Laufe ihrer Karrieren, der als Aktive und der als Trainerin, nie benachteiligt gefühlt. "Wenn dann nie, weil ich eine Frau bin. Vielleicht bin ich eine der wenigen Glücklichen."
Dem Weltfrauentag brauche es aber "absolut", nicht nur um auf die ungleiche Bezahlung aufmerksam zu machen. "Gäbe es die Statistiken nicht, wüsste man das als Frau nicht. Warum soll eine Frau mit der gleichen Qualifikation weniger verdienen? Das macht null Sinn."
Gleichberechtigung bedeutet auch gleiche Darstellung
Gleichberechtigung bedeutet auch gleiche Darstellung. Achtsamkeit ist daher bei der Auswahl von Bildern gefordert. Aufnahmen von Beach-Volleyballerinnen, die man von hinten und mit Fokus auf den Po sieht, sollten in der Berichterstattung der Vergangenheit angehören. Als ehemalige Hürdensprinterin war es Beate Taylor gewohnt, in enger, kurzer Hose ihren Sport auszuüben. Man habe mehr Bewegungsfreiheit und bessere Beweglichkeit, eine lange Hose würde keinen Benefit bringen, erklärte sie. Ihr fielen aber keine Bilder auf, die sie lieber nicht von sich abgedruckt gesehen hätte.
Die Arbeitskleidung ist das eine, Bikinifotos als Einblick ins private Leben das andere. "Ich habe null Affinität dazu, dass ich mich mit wenig Gewand abgebildet und auf Social Media gestellt habe", sagte Taylor. Sie sei, vorsichtig formuliert, kein Fan davon, sich beispielsweise für Marketingzwecke noch zusätzlich in Szene zu setzen. Für Sponsoren sind Beiträge in den sozialen Medien unerlässlich, dabei müsse man als junge Athletin aber mit Bedacht vorgehen.
(Das Gespräch führte Birgit Egarter/APA)
(APA/Red)