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Österreicherin unter den Geiseln

Unter den Geiseln, die von tschetschenischen Rebellen in einem Theater festgehalten werden, befindet sich auch eine Österreicherin russischer Herkunft.

Wie ein Sprecher des Ministeriums Donnerstag Früh gegenüber der APA bestätigte, versuche zurzeit Botschafter Franz Cede, mit den Geiselnehmern Kontakt aufzunehmen, um eine Freilassung der Österreicherin zu erwirken. Weitere Informationen erwarte man in Kürze, gegen 7.00 Uhr MESZ. Der österreichische Diplomat Walter Stojan bestätigte in den ORF-Radionachrichten um 6.00 Uhr, dass es der Österreicherin nach den vorliegenden Informationen gut gehe.

Neben der Österreicherin, drei Deutschen und drei Briten sind möglicherweise auch Bürger aus den Niederlanden in der Hand der tschetschenischen Rebellen. Zu den Berichten über jene Geiseln aus den Niederlanden lag der russischen Nachrichtenagentur Agentur Itar-Tass allerdings vorerst noch keine offizielle Bestätigung vor.

Etwa 40 schwerbewaffnete Männer und Frauen hatten am Mittwochabend in einem Moskauer Theater die zirka 700 Zuschauer und die Darsteller eines Musicals als Geiseln genommen. Sie drohten damit, das Gebäude in die Luft zu sprengen, sollte die Polizei eine Erstürmung versuchen.

Sicherheitskräfte gingen in kürzester Zeit um das Theater in Stellung, die Umgebung wurde hermetisch abgeriegelt. Russlands Präsident Wladimir Putin sagte seinen für Donnerstag geplanten Besuch in Deutschland und Portugal ab. Er hielt in der Nacht eine Krisensitzung mit seinen Sicherheitschefs und Ministerpräsident Michail Kasjanow im Kreml ab.

„Das Wichtigste für die russische Führung ist im Moment, das Leben der Geiseln zu retten“, erklärte Regierungssprecher Alexej Wolin in der Nacht auf Donnerstag. Eine Erstürmung des Gebäudes sei nicht geplant, sagte Gennadi Gudkow, Vize-Vorsitzender des Duma-Komitees für Sicherheit. In der Nacht versuchten tschetschenische Politiker auch, mit den Geiselnehmern zu verhandeln. Der stellvertretende Repräsentant Tschetscheniens im russischen Parlament, Aslanbek Aslachanow, und der frühere Parlamentspräsident Ruslan Chasbulatow seien in das Gebäude gegangen, zitierte die Nachrichtenagentur Interfax einen Berater Putins. Beide Politiker seien erfahrene Unterhändler bei Geiselnahmen. Die Verhandlungen blieben vorerst aber erfolglos.

Kurz nach der Erstürmung des Theaters wurden zirka 200 Frauen, Kinder und Moslems wieder freigelassen. Sie sagten, die Geiselnehmer hätten ein Ende des Krieges in der abtrünnigen russischen Kaukasus-Republik gefordert. Ein Sprecher der Moskauer Polizei sagte, die Geiselnehmer hätten die Behörden aufgefordert, die „Situation in der tschetschenischen Republik zu lösen“. In Tschetschenien kämpft die Armee seit Jahren gegen moslemische Rebellen, die einen eigenen Staat fordern.

Die Geiselnehmer bezeichnen sich auf ihrer Internet-Homepage (http://www.kavkaz.org) als „Selbstmordkommando“. Ihr Anführer, Feldkommandant Mowsad Barajew, wird dort mit den Worten zitiert, dass seine Kämpfer „nicht zum Überleben, sondern zum Sterben“ nach Moskau gekommen seien. Bei Barajew handelt es sich um einem Neffen des tschetschenischen Rebellenführers Arbi Barajew, der nach russischen Armeeangaben im Juni vergangenen Jahres getötet worden war.

Bereits im ersten Tschetschenien-Krieg von 1994 bis 1996 war es zu zwei großen Geiselnahmen der Rebellen gekommen. 1995 wurden etwa 120 Menschen getötet, als tschetschenische Rebellen ein Krankenhaus in der südrussischen Stadt Budennowsk besetzt hatten. 1996 hatten Tschetschenen bei einem Überfall auf die Stadt Kisljar in Dagestan mehr als 2.000 Menschen als Geiseln genommen.

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