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Österreich bleibt auf dem Boden

Von 0:2 auf 2:2 gegen den Siebenten der aktuellen Weltrangliste! Trotz des Unentschiedens gegen England darf Österreich seine Fußballer als moralische Sieger feiern.

„Es war eine kleine Sternstunde, weil es nur ein X war. Bei seinem Sieg wäre es eine große gewesen. Aber es ist eine Sternstunde, weil wir das 0:2 aufgeholt haben“, freute sich ÖFB-Teamchef Hans Krankl mit dem Gros der 48.500 Zuschauer im Wiener Happel-Stadion über den gelungenen Auftakt in die WM-Qualifikation für 2006.

Krankl ist mit dem Resultat natürlich sehr zufrieden, schließlich gelinge es nicht alle Tage, einen solchen Rückstand gegen einen solch großen Gegner wettzumachen. Der Wiener selbst stieg im Hinblick auf das „Telekom“-Länderspiel am Mittwoch ebenfalls im Prater-Oval aber auch gleichzeitig auf die Euphorie-Bremse. „Das Spiel gegen Aserbaidschan ist ebenso, wenn nicht noch wichtiger“, beschwor er in der sonntägigen Nachbetrachtung seine Schützlinge, die am Sonntag bis 22.30 Uhr frei bekamen.

Die heimischen Spieler ließen sich nach einer kurzen Zeit der Freude vom allgemeinen Jubel nicht anstecken und blieben auf dem Boden. „Wenn wir am Mittwoch Aserbaidschan nicht schlagen, ist der Punkt gegen die Engländer nichts wert“, sagen Martin Stranzl und Didi Kühbauer, der an seine besten Teamzeiten erinnert hatte, unisono. Der Stuttgarter, der das 0:1 mit einem Pass zu Manninger eingeleitet hatte, war – wie ein Mitarbeiter von Sky-TV bestätigte – von einem Pfiff aus dem Publikum irritiert worden.

Krankl nahm es letztlich gelassen, er war einfach „stolz auf meine Mannschaft und wie sie sich von der ersten bis zur letzten Minute präsentiert und ein unglückliches 0:2 aufgeholt hat.“ Auch dank des Publikums. „Solche Zuschauer können Berge versetzen, uns tragen und neue Kräfte verleihen. Es war die beste Kulisse seit Jahren. Eine Steigerung ist nicht mehr möglich.“

Seine Mannschaft sei auf allen Positionen schlechter besetzt gewesen als jene des Gegners. „Aber man hat gesehen, was mit einem taktischen Konzept, spielerischer Disziplin und Raumaufteilung zu erreichen ist. Die Anweisungen wurden perfekt umgesetzt“, nannte Krankl die wesentlichsten Gründe des „Erfolges“. Das „Unberechenbare“, das natürlich im Fußball immer mitspiele, habe einander die Waage gehalten.

„Das erste Tor, das nicht einmal eine B-Knaben-Elf erhält, war Pech, das zweite ungeschickt. Anderseits hätte Manninger nach der Abwehr gegen Owen außerhalb des Strafraums Rot sehen können und James hat einen haltbaren Schuss passieren lassen.“ Beide Treffer hätten mit dem Spiel nichts Unmittelbares zu tun gehabt. Der 51-Jährige sprach unter dem Strich von einem „hochverdienten Remis gegen Engländer, die stärker waren als zuletzt die Deutschen“.

Die akribische Vorbereitung hat sich bezahlt gemacht. „Wir haben sehr wenig zugelassen und uns nach der Pause gesteigert und mehr angegriffen“, befand Krankl, der Roland Kollmann 0:2 in den Kampf geschickt hatte mit dem Auftrag: „Mach’ aus einem Weitschuss das 1:2!“ Und tatsächlich erweckte der Kärntner wenige Augenblicke nach seiner Einwechslung Österreich mit einem herrlichem Freistoß zum Leben.

Neben dem Jolly Joker hob Krankl auch Kühbauer und Aufhauser, der wegen Problemen im Adduktoren-Bereich nicht fit angetreten war, hervor: „Die Zwei haben Unmenschliches geleistet.“ Gernot Sick, der 30. Debütant unter Teamchef Krankl, habe „total solid“ gespielt und Ivanschitz, der per abgefälschtem Schuss und unter gewaltiger Mithilfe von Keeper James, den vielumjubelten Ausgleich erzielt hatte, habe sehr viel defensiv arbeiten müssen. Ab Montag ist Vergangenes tabu, Aserbaidschan das Team-Thema.

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