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Ostern sorgt für volle Kirchen

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Bischof Sturm freut sich über volle Kirchen - sonst verzeichnen die Kirchen aber weniger Mess-Besucher. Der evangelische Bischof spricht von der Auferstehung als „große Verlockung".

Ostern sorgt klassischerweise für gefüllte Bänke in Österreichs Kirchen. Während sich also die Pfarrer am Sonntag über „drei Mal mehr” Besucher freuen können als üblich, geht der allgemeine Trend unter Christen weg vom regelmäßigen sonntäglichen Kirchgang, sagte der evangelische Bischof Herwig Sturm im APA-Interview.

Das Osterfest stößt auf reges Interesse unter den Gläubigen, weiß Sturm. Einen Grund dafür sieht er darin, dass die Botschaft der Auferstehung – also die „Befreiung des Lebenshorizontes über alle Zeitgrenzen hinweg” – auch in einer aufgeklärten und medizinisch durchleuchteten Welt eine „große Verlockung” darstellt. Dass es heutzutage schwerer ist, an eine Auferstehung zu glauben, als früher, meint der Bischof nicht. Die Auferstehung sei ein Ereignis, das man nicht verstehen kann – weder technisch, noch chemisch, noch materiell. Das sei zu jeder Zeit so gewesen, so Sturm.

Während große Kirchenfeste „noch immer gerne in der Kirche gefeiert” werden, stößt der reguläre Sonntagsgottesdienst auf immer weniger Andrang. Dieser Trend lässt sich laut Kirchenstatistik auch bei den Katholiken festmachen, wo im Jahr 2004 mit 802.852 Messbesuchern an einem Zählsonntag in der Fastenzeit ein neuer Tiefstand erreicht wurde.

Laut Sturm entwickelt sich die Gesellschaft insgesamt weg „von regelmäßigen Verpflichtungen hin zur Event-Kultur”. Die Suche nach „Events” aber auch der Leistungsdruck würden die Menschen immer mehr zu Getriebenen machen. In diesem Zusammenhang kritisierte der Bischof die rapide wachsende Gewalt und die abnehmende Solidarität, was nicht zuletzt daran liege, dass „Orte, an denen Konflikte lösbar wären, eliminiert und alles, was Menschsein fördert, wegrationalisiert” werde. Sehenden Auges lasse die Politik zu, dass etwa die musische Bildung in Schulen abgebaut und der Sonntag als „eines der letzten Luftlöcher” wegrationalisiert wird.

Der Sonntags-Ladenöffnung, wie sie in jüngster Zeit immer wieder diskutiert, in Wien zumindest vorerst aber ad acta gelegt wurde, erteilte Sturm eine klare Absage. Die Gesellschaft brauche eine „institutionalisierte gemeinsame Freizeit” und die Möglichkeit, „zur Pause Ja zu sagen”. Der freie Sonntag sei eine sozialhygienische Maßnahme und ein Geschenk des Judentums an die Menschheit. Ihn gelte es in jedem Fall zu bewahren, so die klare Position des evangelischen Bischofs.

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