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"Osterbotschaft" des ÖFB-Chefs

"Wir hatten schon mal mehr zu lachen" und "Österreich droht seinen Ruf als Veranstaltungs-Standort zu verlieren" - Friedrich Stickler hätte sich seinen Osterausflug 2005 schöner vorstellen können.

Der Lotterien-Chef hatte soeben seine Dienstreise nach Las Vegas beendet und sich seiner Tätigkeit als Präsident des Österreichischen Fußball-Bundes (ÖFB) gewidmet, da gab es auch schon die ersten umliebsamen Nachrichten. Der katastrophale Auftritt des U21-Teams am Karfreitag in Wales und die öffentlich gewordene Suche nach möglichen Alternativen für (Noch-)Teamchef Hans Krankl waren dabei aber nur „peanuts“. Der ganz große Knall-Effekt im heimischen Fußball wird immer mehr als Schreckens-Szenario gehandelt: Der Verlust der Europameisterschaft 2008.

Die Stadion-Problematik in Klagenfurt, wo derzeit wieder einmal alle Ampeln auf „Rot“ stehen, hat beim ÖFB-Chef seine Spuren hinterlassen. Jetlag und Müdigkeit waren die äußeren Begleiterscheinungen, doch die Falten im Gesicht waren aus Sorge. „Die Situation ist wirklich kritisch. Wir sind in Gefahr, den Standort Klagenfurt zu verlieren, der ein wichtiger Teil der Bewerbung war. Wir hatten eine klare Idee dahinter, warum wir Kärnten im Konzept hatten. Wir wollen Österreich als Fremdenverkehrsland und Kulturland präsentieren.“

„Eine einzige Zahl soll unterstreichen, was Kärnten verlieren würde. Die drei EM-Spiele in Klagenfurt würden über eine halbe Milliarde TV-Zuschauer in aller Welt sehen. So einer Weltöffentlichkeit kann sich diese Stadt nie wieder präsentieren. Der Tourismus hätte unvorstellbare Wertschöpfungen. Noch dazu ist ein Standort nicht so einfach austauschbar. Wir werden alles tun, damit uns Klagenfurt erhalten bleibt. Denn es wäre für unser Land wichtig, dass wir mit den selben Stadien in die EM gehen, die wir auch vorgeschlagen haben“, so Stickler.

„Das ist ein Ausdruck der Verlässlichkeit und ein Hinweis, wie sich Österreich bei künftigen sportlichen Großereignissen präsentiert. Wir waren bisher bei der UEFA ein Vorzugsschüler, darum richte ich den dringenden Appell an alle engagierten Parteien, Politik und Wirtschaft, sich der Konsequenzen bewusst zu werden. Meine Sorge ist sehr groß, denn der Fertigstellungszeitraum 31. Mai 2007 ist einzuhalten. Es ist nicht so sehr wichtig, wann wir beginnen. Aber wir haben bereits einen Brief an die Stadt Klagenfurt geschrieben, ob sie die rechtzeitige Errichtung noch garantieren kann.“

„Eine rasche Entscheidung ist notwendig. Die schlechteste aller Lösungen wäre, wenn wir einen klaren Rechtsstandpunkt hätten, aber ein Stadion verlieren würden. Wenn Klagenfurt verloren geht, dann müssen wir Alternativen anbieten, aber auch das erfordert bei öffentlichen Projekten eine europaweite Ausschreibung, und dann gibt es die selbe zeitliche Problematik. Auch bei einem privaten Bauherren wie beim Projekt von Frank Stronach sind meine Informationen so, dass es sich nicht mehr rechtzeitig ausgeht“, befürchtet der Verbandschef.

„Der politische Welle, die EM nicht zu verlieren, ist zu erkennen. Wir wollen Klagenfurt erhalten und behalten, denn wir haben auch einen gültigen Stadionvertrag und sind ein treuer Vertragspartner. Wir haben in Kärnten schon einige Klippen überwunden und waren zuversichtlich, aber wir wurden unsanft auf den Boden der Realität zurückgeholt. Der ’worst case’ ist, dass wir acht Standorte garantiert haben, aber nur sieben anbieten können und uns das UEFA-Exekutivkomitee die EM entzieht. Noch macht sich die UEFA keine Sorge um den Standort Österreich.“ Die Betonung bei diesem Satz des ÖFB-Präsidenten lag eindeutig auf noch.

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