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Ostbahnhof-Provisorium: Blindenverbände orten "Lebensgefahr"

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Die Folgen der Südbahnhof-Sperre sorgen einmal mehr für Aufregung: Diesmal steht das Ostbahnhof-Provisorium im Zentrum der Kritik. Das Verkehrsgremium der Blinden- und Sehbehindertenorganisationen ortete dort nämlich "Lebensgefahr" für sehbehinderte Menschen. Eine ÖBB-Sprecherin meinte, dass bereits "Maßnahmen" gesetzt wurden.
Video: Blind in Wien

Bei einer Begehung des Geländes durch rund 15 sehbehinderte und blinde Menschen mit Begleitung sowie eine Trainerin für Orientierung und Mobilität des Blindenverbandes, sei man zu dem Ergebnis gekommen, dass “Lebensgefahr” für sehbehinderte Menschen bestünde. So lautete zumindest das Fazit des Verkehrsgremiums der Blinden- und Sehbehindertenorganisationen.

Die Betroffenen wurden dabei in einer mehr als einstündigen Führung sowohl von dort befindlichen Öffi-Haltestellen der Straßenbahnlinien O, D und 18 sowie der S-Bahn-Station Südbahnhof zum unweit gelegenen Provisorium geführt.

“Der Weg ist aufgrund der Gegebenheiten für sehbehinderte und blinde Menschen lebensgefährlich”, so das Ergebnis. Kritisiert wurden etwa scharfkantige Baustellentafeln in der Höhe von rund 1,5 Metern, Ampelanlagen ohne akustische Signale und fehlende Querungshilfen über die Gleise und Fahrbahnen von Bim und Bus. Außerdem gebe es kein Blindenleitsystem – weder auf den Bahnsteigen des provisorischen Ostbahnhofes noch auf jenen der S-Bahn-Station Südbahnhof sowie im Bereich der neuen Aufgänge.

Durch die bevorstehenden Abbrucharbeiten im Bereich des Südbahnhofs und des damit verbundenen Lärms werde sich die Situation künftig wohl noch verschlechtern, befürchtet das Gremium. Die Verbände fordern nun einen Begleitdienst für Sehbehinderte durch ÖBB- oder Wiener-Linien-Personal sowie Gespräche mit Vertretern der Stadt Wien und der Bundesbahnen, um bauliche und verkehrstechnische Verbesserungen zu erarbeiten. Das Gremium besteht aus Vertretern des Österreichischen Blindenverbands, der Blindenwohlfahrt sowie der Organisationen Blickkontakt und der Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs.

Inzwischen sei dort bereits ein Gehweg mit akustischem Blindenleitsignal eingebaut worden, hieß es in einer Reaktion der ÖBB. Weiters sei geplant, im Bereich der S-Bahn-Haltestelle Leit-Streifen am Boden zu montieren. Derzeit sei es dafür zu kalt. Sobald die Temperaturen wieder steigen, werde das Leitsystem angebracht, wurde betont.

Auf den Bahnsteigen sei dies nicht vorgesehen, weil es sich um eine bestehende Anlage handle. Ein im Bahnsteig eingelassenes Leitsystem gebe es nur bei neu errichteten Stationen. Ein solches in alten Bahnhöfen zu schaffen, wäre laut ÖBB zu aufwendig. Allerdings werde überlegt, wieder einen Begleitservice anzubieten – den es bereits am Südbahnhof gegeben habe. Bei den Bundesbahnen wird nicht ausgeschlossen, dass es sogar eine Begleitung bis zur S-Bahn geben könnte.

Bei der Begehung durch die Blinden- und Sehbehindertenorganisationen wurden auch scharfkantige Baustellentafeln entdeckt. Diese befinden sich laut ÖBB auf einem Weg, den es ohnehin bald nicht mehr geben wird: Er gehört ab Jänner zum Baustellenbereich und wird abgesperrt.

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