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Oscar Nominierungen stehen fest

Zwei Menschen wissen schon, was Millionen andere und auch die mehr als 5 000 Mitglieder der amerikanischen Filmakademie erst am kommenden Dienstag erfahren werden.

Die beiden Personen – ihre Identität ist so geheim, dass man nicht einmal erfährt, ob sie männlich oder weiblich sind – haben tagelang Fragebögen ausgewertet und die Ergebnisse in einen versiegelten Umschlag getan.

Der zweifache Oscar-Gewinner Dustin Hoffman und der Präsident der Academy of Motion Picture Arts and Sciences, Robert Rehme, dürfen das Siegel am frühen Dienstagmorgen kommender Woche in Los Angeles brechen – nach mitteleuropäischer Zeit um 14.30 Uhr. Mehr als 500 Reporter werden dabei sein, mehr als 20 Radio- und Fernsehstationen weltweit live die Nominierungen für die begehrten Filmpreise übertragen.

In Deutschland achten Kinofreunde sicher darauf, ob der Film „Aimee & Jaguar“, der erfolgreiche Kino-Erstling des Theaterregisseurs Max Färberböck, unter den Kandidaten ist. In Spanien gilt die Aufmerksamkeit dem Film „Alles über meine Mutter“ von Pedro Almodovar. In den USA interessiert sich dafür fast niemand. Dort wälzen Filmkritiker die Frage hin und her, wie es um die Oscar- Chancen der heiß diskutierten Satire „American Beauty“ steht.

Darf das Kinodebüt des britischen Theaterregisseurs Sam Mendez, das US-Mittelstandsfamilien ausgerechnet auf dem Höhepunkt eines beispiellosen Wirtschaftsbooms als bedauernswerte, im berufliche Erfolgskampf verschlissene Kreaturen darstellt, einen amerikanischen Oscar gewinnen? Mit drei Golden Globes, die früher immer als richtungweisend galten, wurde der Film Ende Januar zwar geehrt, aber diese Auszeichnungen, daran erinnern jetzt Kommentaren auffällig oft, werden von den „ausländischen Reportern“ des Hollywood-Pressevereins vergeben.

Die liberale „New York Times“ äußerte die Vermutung, dass vergleichsweise artige Filme, die besser dem amerikanischen Durchschnittsgeschmack entsprechen, von den als zumeist konservativ geltenden Akademie-Mitgliedern bevorzugt worden seien. Der Krimi „Der talentierte Mr. Ripley“ zum Beispiel oder das Psycho-Märchen „The Sixth Sense“.

Genau wissen bislang nur zwei vergatterte Mitarbeiter der Firma Pricewaterhouse/Cooper, welche fünf Hollywood-Produktionen in den Oscar-Endkampf um die Würdigung als bester Film gehen. Sie haben die Stimmzettel der Akademie-Mitglieder so geheim ausgewertet, die man das von einer international anerkannten Firma von Wirtschaftsprüfern erwarten darf. Eine simple Stimmauszählung war das nicht, denn das Regelwerk der Oscar-Vergabe ist kompliziert. So durften zum Beispiel über die Nominierungen, wie später auch über die Preisvergabe, in der Kategorie „Beste Regie“ nur die als Regisseure eingetragenen Akademiemitglieder entscheiden.

Über technische Effekte, die mit einem Oscar gewürdigt werden sollen, urteilen nur die Filmtechniker, über die ihrer Meinung nach besten Drehbücher die Drehbuchautoren. Was als bester Film insgesamt anzusehen ist, dürfen aber alle entscheiden, ebenso über die besten schauspielerischen Leistungen. Über die aus amerikanischer Sicht besten ausländischen Filme urteilen nach Auskunft der Akademie „große Komitees von ausgewählten Mitgliedern aus allen Bereichen“. Nachfragen, welche Kriterien dafür angelegt werden, ob zum Beispiel der Film „Aimee & Jaguar“ eine Chance habe, beantwortet ein Sprecher der Filmakademie mit einem nicht erfüllten Versprechen: „Wir prüfen das mal und rufen zurück.“

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