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Orgelwerk "Graffiti im Goldenen" im Wiener Musikverein uraufgeführt

Graffiti im Goldenen: Orgelwerk im Musikverein uraufgeführt
Graffiti im Goldenen: Orgelwerk im Musikverein uraufgeführt ©APA
Nach dem dem Abschluss der aufwendigen Restaurierung vor zwei Jahren kann die Orgel im Wiener Musikverein wieder regelmäßig zeigen, was in ihr steckt - und auch, was junge Komponisten aus dem alten Instrument an klanglichen Tricks herauszuholen vermögen.

Am Freitag, den 18. Oktober wurde das Auftragswerk “hands, yard, infinity” des Tiroler Komponisten Thomas Amann unter großem Beifall uraufgeführt. Organist Wolfgang Kogert und das Radio Symphonieorchester Wien unter Chefdirigent Cornelius Meister führten eine filigrane Studie vor einer hoch dramatischen Soundkulisse durch.

Es flirrt wie im Bienenstock, atmet bedrohlich und entlädt sich in kantigem Getöse: Wie durch die instrumentale Macht von Orgel und Orchester ganz außerhalb des elektronischen Kosmos ein raumfüllender, über- und unterlagender Prozess in Gang kommt, macht Amanns neue Kreation beeindruckend vor. Als Assoziation für das passagenweise freche und übermütige, dann wieder ruhelos durch die Instrumentengruppen schwebende und zuletzt doch wieder aus dem Vollen der Orgel schöpfende Werk gibt Amann im Programmheft die Graffiti-Kunst mit, wie sie von Eindringlingen in U-Bahn-Geländen hinterlassen wird. Bunt und ungebeten.

Uraufführung im Wiener Musikverein

An dem inmitten des Orchesters platzierten Orgeltisch werkte der Wiener Wolfgang Kogert, der sich in den vergangenen Jahren international als einer der wesentlichsten Organisten seiner Generation etablieren konnte und sich nicht zuletzt zeitgenössischem Repertoire verschrieben hat – seine nächste CD-Einspielung wird dem Orgelwerk Friedrich Cerhas gewidmet sein. Dass der Spieltisch der neu restaurierten Orgel an jedem beliebigen Platz auf der Bühne aufgestellt werden kann und damit auch von vorne sichtbar wird, kommt dabei vor allem den Zusehern zugute: Die pure Physik des Orgelspiels, die vom hochpräzisen Herumwüten mit allen Vieren bis zum seelenruhigen Zug an einem neuen Register reicht, gehört auch im Zeitalter von LED und Pyrotechnik zu den faszinierendsten visuellen Elementen der Konzertbühne.

Eingebettet war die Uraufführung in ein mehr oder weniger romantisches Programm: Cornelius Meister leitete sein bestens disponiertes RSO durch Franz Listzts symphonische “Orpheus”-Dichtung sowie im zweiten Teil durch die vierte Symphonie von Jean Sibelius und spannte die beiden 60 Jahre auseinanderliegenden Werke in ihrer expressiven Schwermut stilistisch eng zusammen.

(APA)

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