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Orban verteidigt sich nach Aussagen zur "Rassenvermischung"

Orban versucht sich nach seinen Aussagen zur "Rassenvermischung" zu rechtfertigen.
Orban versucht sich nach seinen Aussagen zur "Rassenvermischung" zu rechtfertigen. ©Bertrand Guay, Pool via AP, File (Archivbild)
Ungarns Premier Viktor Orban hat sich nach der Kritik an seinen Aussagen zur "Rassenvermischung" gerechtfertigt. Bundeskanzler Nehammer will Obrans Aussagen bei seinem Besuch am Donnerstag ansprechen.
Auschwitz-Komitee erwartet Stellungnahme Nehammers
Ungarns Ministerpräsident Orban kommt nach Wien

Orban richtete sein am Dienstagabend veröffentlichtes kurzes Schreiben an seine langjährige Mitstreiterin, die Soziologin Zsuzsa Hegedüs.

Orban versucht sich nach Rassismus-Kritik an Rede zu rechtfertigen

Die Beauftragte des Regierungschefs für gesellschaftlichen Anschluss war aus Empörung über die rassistischer Äußerungen Orbáns am Dienstag zurückgetreten. Diese Aussagen "wären Goebbels würdig", so Hegedüs in einem offenen Brief an den Premier in Anspielung auf den Propagandaminister Nazideutschlands, Joseph Goebbels.

Der Regierungschef verwies in dem Schreiben an Hegedüs auf seine christlichen Überzeugungen als Beweis dafür, dass er kein Rassist sein könne: "Wir kennen uns ewig und Du kennst meine Auffassung, nach der der liebe Gott jeden Menschen nach seinem Bild erschaffen hat", schrieb Orbán. Deswegen sei Rassismus in seinem Fall "ab ovo ausgeschlossen". Er nahm den Rücktritt von Hegedüs mit Bedauern zur Kenntnis.

Ungarns Premier hatte von "Rassenvermischung" geredet

Orban hatte am Samstag in einer Rede vor Anhängern in Baile Tusnad (ungarisch: Tusnádfürdö) erklärt: "Es gibt nämlich jene Welt, in der sich die europäischen Völker mit den Ankömmlingen von außerhalb Europas vermischen. Das ist eine gemischtrassige Welt." Dem gegenüber gebe es das Karpatenbecken, wo sich europäische Völker wie Ungarn, Rumänen, Slowaken und andere miteinander vermischten. "Wir sind bereit, uns miteinander zu vermischen, aber wir wollen nicht zu Gemischtrassigen werden", hatte er bei seiner heurigen Ansprache im Rahmen der von Angehörigen der ungarischen Minderheit in Rumänien veranstalteten Sommeruniversität betont.

Kritik an Orban-Rede in In- und Ausland

Die Aussagen des Regierungschefs wurden von vielen Seiten im In- und Ausland heftig kritisiert, darunter auch vom Internationalen Auschwitz Komitee. Komitee-Vizepräsident Christoph Heubner hatte Nehammer aufgefordert, dieser solle Orban mitteilen, "wie seine rassistischen Ausflüge in die Vergangenheit und in die Zukunft Europas innerhalb der Europäischen Union bewertet werden".

Auch der Oberrabbiner Ungarns, Róbert Frölich, hatte offene Kritik an Aussagen Orbans zur "Rassenvermischung" geübt. "Viele Rassen bevölkern unseren Planeten. Auf zwei Beinen, arbeitend, sprechend, manchmal auch nachdenkend gibt es aber nur eine Rasse auf dieser Erde: den Homo sapiens sapiens. Diese Rasse ist eine und unteilbar", kommentierte der Oberrabbiner Orbans Aussagen auf Facebook.

Nehammer will Orbans Aussagen bei Besuch ansprechen

Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) will Ungarns Premier Viktor Orban bei dessen Wien-Besuch am morgigen Donnerstag auf dessen viel kritisierten Aussagen ansprechen. "Jeder, der mich kennt weiß, dass ich das direkte Gespräch nicht scheue", sagte er am Mittwoch nach dem Sommerministerrat.

SPÖ-Leichtfried: Orban "seit Jahren ein Quertreiber in der EU"

SPÖ-Europasprecher Jörg Leichtfried forderte Nehammer auf, bei dem Treffen am Donnerstag Ungarns Regierungschef klar herauszufordern. "Orban darf in Wien keinen Kuschelbesuch absolvieren. Der ungarische Ministerpräsident ist schon seit Jahren ein Quertreiber in der Europäischen Union und hat am Wochenende wieder einmal gezeigt, wes Geistes Kind er ist", so Leichtfried in einer Aussendung vom Mittwoch. Er erwartet von Nehammer zudem, "dass er die Blockadehaltung Orbans in der europäischen Asylpolitik, die laufenden EU-Vertragsbrüche der ungarischen Regierung und das Querstellen in der EU gegenüber Russland, anspricht".

Kritik an Orbans-Aussagen auch von EU-Kommissionsvize Schinas

Auch EU-Kommissionsvize Margaritis Schinas übte deutliche Kritik an Orbans Aussagen, ohne ihn allerdings namentlich zu erwähnen. Der griechische konservative Politiker schrieb am Mittwoch laut dpa auf Twitter: "Hass hat weder auf unseren Lippen, noch in unseren Gesellschaften etwas zu suchen." Der unter anderem für Migration und Gleichstellung zuständige Kommissar betonte: "Wir dürfen niemals zulassen, dass unsere Formulierungen den wesentlichsten Grundsatz unserer Existenz verraten: Wir sind alle gleichermaßen Menschen."

(APA/Red)

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