Die Ehefrauen erklärten in dem Brief, der Ende Juli in Kasachstan veröffentlicht wurde, sie hätten mehrmals versucht, mit den österreichischen Behörden in Kontakt zu treten. Sie seien jedoch immer zurückgewiesen und auf die “Unvoreingenommenheit” des österreichischen Gerichts verwiesen worden. Außerdem werde Aliyev mittlerweile in der westlichen Presse immer öfter eine “Tribüne” geboten, als “Experte in Fragen der Demokratie in Kasachstan” aufzutreten. Die Frauen der Verschwundenen könnten nicht glauben, dass der ehemalige Botschafter und Geheimdienstler sich “über Nacht” in einen Demokraten “verwandelt” habe, nachdem er das kasachische Volk noch vor zwei Jahren zur Monarchie aufgerufen hatte. Österreich warfen sie vor, dem “Erpresser” und “Entführer” Zuflucht zu gewähren.
Der frühere kasachische Botschafter in Österreich und Ex-Schwiegersohn des kasachischen Präsidenten Nursultan Nasarbajew wurde im Frühjahr 2008 zu 20 Jahren Straflager verurteilt. Dem Ex-Politiker und Unternehmer wurde gemeinsam mit 24 weiteren Personen die Entführung der zwei Bankmanager sowie das Verbrechen der Gründung einer Mafia-Vereinigung zur Last gelegt. Der Schuldspruch wurde in Abwesenheit ausgesprochen, da Aliyev nach seiner Absetzung als Botschafter in Österreich untergetaucht war. Er war zunächst in Österreich geblieben und hielt sich dann zeitweilig auch in Großbritannien auf.
Österreich hatte im Vorjahr einem Auslieferungsantrag Kasachstans nicht stattgegeben, seine Auslieferung wurde vom Landesgericht Wien abgelehnt. Die Verweigerung der Auslieferung führte vorübergehend auch zu einer Verschlechterung der Beziehungen zwischen Österreich und Kasachstan. Die Führung in Astana war erzürnt und beschwerte sich damals in einem Schreiben an Justizministerin Maria Berger (S) über die “ungerechtfertigte Entscheidung”. Das Auslieferungsansuchen war mit der Begründung abgelehnt worden, dass der Geschäftsmann und Ex-Diplomat in seiner Heimat nicht mit einem fairen Verfahren rechnen könne.