Operndiva Gundula Janowitz feiert 85. Geburtstag

Ihre knabenhafte Stimme verführte selbst gefürchtete Großkritiker wie Karl Löbl, der ihre Gabe einst als "Gruß vom Himmel" apostrophierte. Ihre Domäne war das lyrische und lyrisch-dramatische Fach. Nach ihrem offiziellen Bühnenabschied 1990 übernahm Janowitz zwar kurzzeitig die Grazer Oper. Und doch wird die Bald-Jubilarin dank ihrer Stimme in Erinnerung bleiben.
Operndiva Gundula Janowitz feiert 85. Geburtstag
Geboren wurde Janowitz am 2. August 1937 in Berlin. Sie wuchs allerdings in Graz auf und besuchte dort das Landeskonservatorium, von dem sie Herbert von Karajan 1959 an die Wiener Staatsoper holte. Drei Jahre darauf wurde Janowitz Ensemblemitglied, Kammersängerin ist sie seit 1969. Das Haus am Ring verlieh der vom Publikum unter dem Kosenamen Gundel ins Herz Geschlossenen 1981 die Ehrenmitgliedschaft. In ihrer über 30-jährigen Zugehörigkeit zur Staatsoper trat sie in rund 50 Partien auf und war dort zuletzt im 1990 als Primadonna/Ariadne in Strauss' "Ariadne auf Naxos" zu hören.
Janowitz Wirkkreis nicht nur auf die Wiener Staatsoper beschränkt
Und doch war Janowitz' Wirkkreis bei weitem nicht auf die Staatsoper beschränkt, trat sie doch ab 1960 in Bayreuth, ab 1963 auch bei den Salzburger Festspielen auf. Die Sängerin erhielt einen Gastvertrag an der New Yorker Metropolitan Opera, und gab im Lauf ihrer Karriere Gastspiele in Hamburg, München, Buenos Aires, London, Paris, Rom, Tokio, Stockholm oder Mailand.
Eine der Glanzrollen des Opernstars war die Gräfin in "Figaros Hochzeit"
Zu ihren Glanzrollen zählten die Gräfin in "Figaros Hochzeit", die Arabella, aber auch die Donna Anna in "Don Giovanni", die Agathe im "Freischütz" und die Elisabeth im "Tannhäuser". Eine beinahe unüberschaubare Vielzahl ihrer Glanzpartien sind auch auf CD veröffentlicht worden, darunter etwa Schuberts Frauenlieder oder Glucks "Orfeo & Euridice" gemeinsam mit Dietrich Fischer-Dieskau.
Janowitz wurde 1990 Leiterin der Oper in Graz
Und für kurze Zeit wechselte Janowitz nach dem Ende ihrer aktiven Laufbahn als Sängerin auch die Seiten und trat 1990 den Posten als erste Leiterin der Oper in Graz an - den sie allerdings nicht lange behielt: Bereits 1991 folgte wegen künstlerischer Differenzen, unter anderem um die Frage einer Rückkehr zur Ensemble-Oper, der Rücktritt. "Man macht im Leben so viel Blödsinn", kommentierte Janowitz 2015 bei einer Staatsopern-Matinee mit Christa Ludwig diese kurze Phase ihres Lebens. Seit ihrem Rücktritt trat Gundula Janowitz nur mehr im kleineren Rahmen auf, gestaltete Liederabende oder 1999 in Athen das Maria Callas Gedächtniskonzert. Eine hoch geschätzte Seltenheit waren auch ihre Meisterklassen.
Wirken der Künstlerin bleib nicht ungewürdigt
Das Wirken der Künstlerin blieb nicht ungewürdigt. Im Jahr 2000 wurde Janowitz mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet. 2003 folgte das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien. 2019 folgte die Hugo-Wolf-Medaille, und im Vorjahr würdigte sie das renommierte britische Musikmagazin "Gramophone 2021" mit dem Preis für ihr Lebenswerk. Vergessen ist Gundula Janowitz noch lange nicht.
(APA/Red)