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Oper - L'Opera de Paris - Trailer und Kritik zum Film

Es ist der Blick in den Maschinenraum eines der großen Kulturtanker, der ungeschminkt die schweißtreibende Arbeit an den Kesseln zeigt: Der Schweizer Regisseur Jean-Stephane Bron legt mit "Oper - L'Opera de Paris" einen Dokumentarfilm vor, der Schlüssellochperspektive wie Nabelschau aus einem der berühmtesten Opernhäuser der Welt ist.

Am Beginn steht das symbolische Bild der Tricolore, die zu den Klängen von Wagners “Meistersinger” am Dach des Renommierbetriebes aufgezogen wird – ein Zeichen für die Welt der Oper, in der die verschiedenen Kulturen ineinanderfließen. Dieser Ansatz hat den 48-jährige Bron zu seinem Film bewogen, obgleich der Frankoschweizer zuvor noch nie ein Opernhaus betreten hatte.

Bei “Oper” legt der Dokumentarfilmer, der bis dato mehrheitlich mit politischen Arbeiten wie der Christoph-Blocher-Beobachtung “L’Experience Blocher” von sich Reden machte, keinen Wert auf elaborierte Einstellungen, dreht bisweilen auch im Gegenlicht. In kurzen, schnellen Szenen, die meist wie Skizzen entwickelt sind, entsteht ohne Off-Kommentar ein vielstimmiges, überraschend lebendiges Mosaik. Es ist die im positiven Sinne Schlüssellochperspektive seiner Arbeit, die beeindruckt. “Oper” ermöglicht dem Zuschauer das, was ihm selbst als eifrigem Musiktheaterfreund sonst verborgen bleibt: Das Gefühl, authentisch Mäuschen spielen zu können und die Macher bei ihrem Tun zu belauschen.

Die Macher sind bei ihm allerdings nicht nur die üblichen Verdächtigen aus dem Star- und Intendantenbereich, sondern auch die “kleinen” Angestellten und ihr Beitrag, das große Getriebe am Laufen zu halten. Herzerwärmend die Sequenz, wenn die Disponentin hinter der Bühne bei Wagner mitsingt oder die Maskenbildnerinnen mit Taschentüchern für die schwitzende Olga Peretyatko hinter dem Vorhang bereitstehen. Bron begleitet die stressige Suche nach einem Ersatz, als Gerald Finley zwei Tage vor der Premiere absagen muss, zeigt Nachwuchssänger Micha bei seinen ersten Gehversuchen im Französischen und dokumentiert das Schnaufen der Ballerina hinter dem Vorhang nach ihrem schweißtreibenden Auftritt.

Oper – L’Opera de Paris – Die Handlung und Kritik

Die mit amüsantesten Szenen ergeben sich bei den Vorarbeiten von Romeo Castelluccis Inszenierung von Arnold Schönbergs “Moses und Aron”. Erstaunlich, wie aufsässig Choreuten in Paris sich gegenüber dem Starregisseur verhalten – während der mächtige Bulle namens Easy Rider, der eine tragende Rolle bei der Inszenierung spielt, wie ein Lamm daherkommt. Ihn besucht Bron mit den Disponenten auch daheim am Bauernhof, wo er mit Schönberg-Musik beschallt wird, um sich später auf der Bühne nicht zu schrecken.

Mit Opernchef Stephane Lissner kommt aber auch ein anderes Schwergewicht des Opernbetriebs nicht zu kurz. Brons Kamera ist dabei, wenn er am Telefon mit dem Kulturministerium über den verlangten Jobabbau verhandelt, mit dem zögernden Ballettdirektor Benjamin Millepied, Natalie Portmans Gatten, über dessen ventilierten Rücktritt spricht oder sich mit seinem bald gen Wien scheidenden Musikdirektor Philipp Jordan vor der Pressekonferenz abstimmt. Im Wechsel mit den humorvollen Szenen, wenn etwa die Sänger an der Aussprache des deutschen Wortes “Wurst” bei den “Meistersinger”-Proben feilen, was für die Nicht-Muttersprachler durchaus eine Herausforderung darstellt, ergibt sich so ein Mikrokosmos, der für die Makrowelt durchaus einige Erkenntnisse bereithält.

>> Alle Filmstartzeiten zu “Oper – L’Opera de Paris”

(APA)

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