OPEC berät weiteres Vorgehen
Ganz im Schatten eines drohenden Krieges im Irak steht das turnusmäßige Treffen der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) am kommenden Dienstag in Wien. Diesmal werden die Ölminister weniger die aktuellen Preise und Quoten diskutieren, sondern eher über Konsequenzen im Falle von Kampfhandlungen in der ölreichen Golfregion beraten.Nicht weiter zugelegt hat indes der Ölpreis am Freitag nach der Ankündigung von US-Präsident George Bush, im UNO-Sicherheitsrat über eine Resolution zur Autorisierung eines Militärschlages gegen den Irak abstimmen zu lassen, sowie im Vorfeld der Vorlage eines weiteren Irak-Berichts durch UN-Chefwaffeninspektor Hans Blix.
An der Londoner IPE kostete Rohöl der Nordsee-Sorte Brent zur Lieferung im April am späten Vormittag 33,60 Dollar (30,6 Euro) pro Fass, nach 33,68 Dollar zur Eröffnung und 33,53 Dollar zum Handelsschluss am Donnerstag. Während des Handels am Freitag bis gegen 12 Uhr MEZ wurden diese Brent-Kontrakte in einer schmalen Range von 33,59 bis 33,79 Dollar pro Barrel gehandelt. Die OPEC-Länder hatten bei ihrem vorigen Treffen vor zwei Monaten beschlossen, ihre Produktion auf 24,5 Mio. Barrel (je 159 Liter) am Tag zu erhöhen, um damit das Preisniveau zu senken. Die Maßnahme griff nicht. OPEC-Öl ist seit der letzten Februar-Woche mit gut 32 Dollar je Barrel nach wie vor so teuer wie schon seit November 2000 nicht mehr. Diese Woche ist der OPEC-Korbpreis zuletzt am Mittwoch auf 32,29 Dollar gestiegen, nach 32,12 Dollar am Dienstag.
Ein Krieg im Irak würde nach Ansicht aller Experten den Rohstoff noch einmal massiv verteuern. Analysten der deutschen WGZ-Bank hatten zuletzt am Donnerstag laut vwd erwartet, der Ölpreis werde bei einem Alleingang der USA weiter steigen. Sie beziffern die Wahrscheinlichkeit eines Krieges im Irak mit 60 Prozent. Dabei liege die Wahrscheinlichkeit eines Krieges ohne UN-Mandat bei 35 Prozent. Das mit Abstand beste Szenario auch für die Finanzmärkte sei eine friedliche Lösung der Irak-Frage, allerdings liege die Wahrscheinlichkeit für eine solche Lösung nur bei fünf Prozent.
Die OPEC wolle einen weiteren Ölpreisanstieg verhindern, da zu hohe Energiekosten nicht nur die Konjunktur drücken, sondern vor allem die Suche nach alternativen Energiequellen vorantreiben, heißt es laut dpa. Langfristig würde das zu einer dauerhaften Senkung der Nachfrage führen, was vor allem kleinere OPEC-Staaten um ihre wirtschaftliche Grundlage bangen lässt.
Einer der Beschlüsse in Wien könnte daher sein, im Falle eines Irak-Krieges die vereinbarten Förderquoten vorübergehend auszusetzen. Dadurch sollen Engpässe in der Rohölversorgung vermieden und die Preise halbwegs gehalten werden. In der Praxis ist dies schon geschehen, produzieren die OPEC-Staaten ohnedies bereits am Rande ihrer maximalen Möglichkeiten, heißt es in der Organisation. OPEC-Generalsekretär Alvaro Silva-Calderon hat dagegen zuletzt eine Aufhebung des Quotensystems ausgeschlossen.
Streit könnte es dpa zufolge auch über die schon mehrfach formulierte Drohung einiger islamischer Staaten geben, im Falle eines Irak-Krieges die USA und ihre Verbündeten mit einem Lieferboykott zu belegen. Ein Großteil der OPEC-Staaten lehnt dies rundheraus ab. “Öl ist ein wirtschaftlicher Faktor und keine Waffe“, meinte etwa Silva-Calderon kürzlich. Dazu kommt, dass einige OPEC-Mitglieder mit den USA wirtschaftlich und teilweise auch militärisch zusammenarbeiten (Saudi-Arabien) oder sogar als Aufmarschgebiet der Amerikaner dienen (Kuwait, Qatar).
Am Donnerstag hatte es in Branchenkreisen in New York laut vwd geheißen, die OPEC-Länder hätten in Reaktion auf den starken Ölpreisanstieg ihre Förderquoten bereits über Bord geworfen und würden am Rande ihrer Kapazitätsgrenze fördern. Daher sei es auch unwichtig, ob die OPEC-Ölminister am 11. März in Wien eine Aussetzung der Förderbegrenzung für den Fall eines Irak-Kriegs beschlössen. Saudiarabien habe Vertreter der westlichen Regierungen und der Ölindustrie darüber informiert, dass die Förderung des Landes mit rund 9,2 Mio. Barrel je Tag (bpd) das Limit erreicht habe. Eine Steigerung sei auch im Falle eines Krieges nicht möglich. Saudiarabien hat offiziell bisher daran festgehalten, dass die maximale Förderkapazität rund 10,5 Mio. bpd betrage.