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Only God Forgives - Trailer und Kritik zum Film

Mit dem Neo-Noir "Drive" haben Nicolas Winding Refn und Ryan Gosling sich vor zwei Jahren mit Vehemenz in die Herzen vieler Kinofans eingeschrieben. Nun sind der dänische Regisseur und sein kanadischer Hauptdarsteller zurück, viel dunkler und härter, viel seltsamer und unzugänglicher, aber um nichts weniger eindrucksvoll und faszinierend. Alle Spielzeiten auf einen Blick

In Cannes wurde das ultrabrutale Rachedrama “Only God Forgives” teils ausgebuht und teils gefeiert, ab Freitag (19. Juli) läuft es in Österreichs Kinos. Und der Film wird wohl auch hierzulande die Geister scheiden.

Only God Forgives: Die Gesichte

“Only God Forgives” ist in Bangkok angesiedelt, in einer Welt der Boxclubs und Bordelle, der Fäuste und der Potenz. Julian (Gosling) und sein Bruder sind gestrandete Amerikaner, die sich mit Drogengeschäften verdingen. Im Sündenpfuhl driften sie dahin, teilnahmslos, sprachlos, gefühlstot. Als der Bruder ein minderjähriges Mädchen vergewaltigt und ermordet, macht er Bekanntschaft mit den Gepflogenheiten des Polizisten Chang: dieser übt sich mit seinem Schwert nicht nur in Selbstjustiz, sondern tritt auch als gottgleicher Racheengel auf den Plan.

Vithaya Pansringarm spielt den in sich ruhenden Cop mit einer solchen Präsenz, dass sie kaum Platz lässt für eine weitere derartige Gestalt auf der Leinwand. Kristin Scott Thomas kontrolliert auf der anderen Seite des Spektrums wie eine Furie das Drogenkartell ihrer Söhne und macht Julian unmissverständlich klar, dass sie sich Rache für den Mord an ihrem zweiten Buben erwartet. Das Aufeinandertreffen von Julian und Chang – also von einem Kriminellen, der nach etwas sucht, woran er glauben kann, und einem Polizisten, der von sich glaubt, Gott zu sein – wird unausweichlich.

Only God Forgives: Die Kritik

Nicolas Winding Refn inszeniert das Dreigespann unerbittlich in langsamen Bildern, stilisiert in wunderschönen Tableaus, in rotes oder grünes Licht getaucht wie bei Gaspar Noe, mit einem kühlen Score unterlegt wie bei David Lynch in dessen besten Zeiten. Die Hände werden symbolhaft ins Zentrum gerückt: sie werden zum Boxen genutzt oder zum Töten, sie werden abgehackt oder an den Sessel gebunden. Als würden sie nicht wirklich zu ihm gehören, sieht Gosling immer wieder distanziert auf seine Pranken. Dabei bleibt er stumm, regungslos, impotent, ein existenzialistischer Anti-Held.

Gewidmet ist der Film übrigens dem chilenischen Regisseur Alejandro Jodorowsky, der für seine surrealen Werke bekannt ist und in Cannes heuer ebenfalls einen neuen Film (“La Danza de la Realidad”) in einer Nebenreihe laufen hatte. Mit diesem Credit verweist Winding Refn auf ein radikales, kompromissloses Kino, in dem nicht alles auserzählt werden muss, in dem es um die Kunst und die Hingabe geht, um die Bilder und die Atmosphäre – wie in “Only God Forgives”. Der Film ist fiebrig, blutig, nihilistisch, morbide und so eigenwillig wie der gottgleiche Rächer, der zum Ausgleich Karaoke singt.

(APA)

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