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One Chance - Einmal im Leben - Trailer und Kritik zum Film

Es begab sich zu einer Zeit, als man Castingshowjuroren ihre gespielte Erregung noch abkaufte. 2007 trat ein dicklicher Waliser mit schlechten Zähnen auf die Bühne von "Britain's Got Talent". Alle Spielzeiten auf einen Blick

Oper wolle er bei dem Popevent singen, sagte er verlegen. Das Publikum lachte, Chef-Juror Simon Cowell frotzelte – und Paul Potts sang, was das Zeug hielt. Am Donnerstag kommt seine Geschichte ins Kino.

One Chance – Einmal im Leben: Die Geschichte

Sekunden, nachdem Potts losgelegt hatte, tobten die Zuschauer vor Begeisterung, Cowell ließ den Mund offen stehen und seiner Jurykollegin Amanda Holden gelang es sogar, ein Tränchen herauszudrücken. Die Szene mit Potts’ Interpretation von Puccinis Turandot-Arie Nessun Dorma schrieb Fernsehgeschichte – und machte den eher durchschnittlichen Sänger im Alter von 36 Jahren zum Mythos.

Der Streifen “One Chance – Einmal im Leben” bringt diese Geschichte nun auf die Leinwand. Er erzählt, angelegt als typisch britische Feel-Good-Komödie, auf angenehm unaufgeregte Weise das Leben von Potts bis zu seinem großen Erfolg. Die tränenreiche Castingszene, Mutter aller Aschenputtel-Stories und bei Youtube inzwischen 123 Millionen Mal geklickt, kommt nur ganz am Schluss kurz vor. Und das obwohl Simon Cowell, der britische Dieter Bohlen, als Co-Produzent am Film beteiligt war.

Regisseur David Frankel will mit seinem in Großbritannien bereits im Oktober erschienenen Streifen vielmehr den Werdegang von Potts, gespielt von James Corden, auf leichtfüßige Weise beleuchten. Er zeigt die beruflichen Anfänge als Handy-Verkäufer und seinen Chef und Kumpel Braddon als freakigen Hippie. “Warum trinkst Du dieses furchtbare Zeug”, fragt Paul ihn an einer Stelle, nachdem er einen Schluck aus einer Pulle Schnaps genommen hatte. “Eine Kindheitserinnerung”, antwortet der.

One Chance – Einmal im Leben: Die Kritik

Frankel räumt mit seiner Regiearbeit ganz nebenbei auch mit der Mär auf, Potts sei wie Phönix aus der Asche quasi aus dem eigenen Wohnzimmer auf die große Bühne hochgeschossen. Der Tenor hatte schon als Kind in guten Chören gesungen, wie nicht nur der Film sehr anschaulich zeigt. Sein Musikgeschmack quer zum Mainstream brachte dem kleinen Paul Prügel und Pöbeleien seiner Mitschüler ein.

Bereits 1999 hatte Potts bei einer Talentshow 8.000 Pfund gewonnen und war danach an verschiedenen kleinformatigen Opernproduktionen beteiligt. Mit dem verdienten Geld ging er nach Italien, um seine Stimme dort weiterzubilden – in der Meisterklasse von Katia Ricciarelli. In der Filmversion kommt an dieser Stelle Star-Tenor Luciano Pavarotti als Juror zu Ehren.

Dass Cowell und die Leute von “Britain’s Got Talent” von der musikalischen Vorgeschichte des Kandidaten nichts gewusst haben sollen – Gutmeinende glauben es. Der Tenor schoss danach in den Charts nach oben. Doch der Ruhm, von einem gigantischen Medienhype geschürt, verblasste auch schnell wieder. Kritiker sahen in Potts nie einen überdurchschnittlichen Sänger. Seine beiden jüngsten Alben “Cinema Paradiso” (2010) und “Greates Hits” (2013) schafften keine vorderen Platzierungen mehr – der Film kommt gerade recht.

(APA)

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