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Ombudsmann übt Kritik an Lainzer Führung

Pflegeombudsmann Werner Vogt ortet weit mehr fehlendes Personal als behauptet - „Zweiklassenpflege in Wien“ - Lob für Pflegeheim in Ybbs.

Vogt äußerte am Donnerstag harte Kritik an der Führung des Geriatriezentrums am Wienerwald (GZW) in Lainz. Die Pflegedirektion sei seit Jahren nicht in der Lage, eine qualitativ und quantitativ hochwertige Pflege herzustellen. Die Pflege-Einrichtung war im September durch angebliche Missstände in die Schlagzeilen geraten. Allerdings stellte Vogt klar: „Die damals genannten unmenschlichen Pflegezustände haben wir nicht gefunden“.

Keine Konsequenzen aus “katastrophalem Abgeschneiden”
„Die Wirkung der Pflegedirektion bedeutet nichts Gutes“, so Vogt, der seit 50 Tagen im Amt ist. Die gesamte Station habe eine negative Meinung über die Direktion geäußert. So habe 2001 bei einer Mitarbeiterbefragung das GZW „katastrophal abgeschnitten“, ohne dass Konsequenzen daraus gezogen wurden. Vogts Schlussfolgerung: „Man hat gewusst, was los ist und hat nicht gehandelt“.

Weiteres Zeichen für die „Unfähigkeit der Leitung“ seien die realitätsfernen Zahlen, mit denen operiert werde. Laut Angaben der Pflegedirektion fehlten in Lainz 7,75 Vollzeitarbeitskräfte – nach Berechnungen der Ombudsstelle seien dies jedoch bis zu „weit über 100“. Deshalb hält Vogt nichts von der geplanten Entscheidung, der jetzigen Direktorin eine Geriatrie-Fachkraft vom Otto-Wagner-Spital an die Seite zu stellen. Die Verantwortlichkeit allein in die Hände der neuen Kollegin zu legen, wäre hingegen zu begrüßen.

„Es steht somit fest, dass die Pflegedirektion im GZW seit Jahren nicht in der Lage ist, eine qualitativ und quantitativ hochwertige Pflege herzustellen“, war Vogt überzeugt. Seine Schlussfolgerung: Die Zahl der Hierarchieebenen sei mit neun Stufen zu zahlreich. Es solle in Zukunft nur mehr eine Pflege- und eine Ärztedirektion geben, die für einen Pavillon zuständig ist.

Schwesternpool für Springerinnen
Weitere wichtige Forderung sei ein so genannter Schwesternpool für Lainz aus rund 100 Pflegekräften. Diese wären nicht einem Pavillons zugeteilt, sondern würden je nach Bedarf auf die einzelnen Stationen verteilt. Insgesamt erhoffte sich Vogt eine deutliche Reduzierung von Lainz im Zuge einer verstärkten Regionalisierung der Pflege. Nur so könne man Anreisezeiten für die Angehörigen verkürzen und dezentral arbeiten. „Das kann man alles innerhalb weniger Tage realisieren – man muss es nur wollen“.

Auch kleinere Erfolge seien bisher zu verzeichnen gewesen. Dazu gehöre nebst der Schaffung von fünf Vollarbeitsplätzen auch die Institutionalisierung der ehrenamtlichen Mitarbeit in den öffentlichen Geriatriezentren. Als Resümee der Ombudsstelle seien andere Häuser durchaus zu loben: „Ybbs hat eine Personalstruktur, die man nur bewundern kann“. Auch die neuen Einrichtungen in Favoriten und in Floridsdorf agierten vorbildlich. „Man kann also durchaus davon sprechen, dass es in Wien eine Zweiklassenpflege gibt“, schloss Vogt.

Redaktion: Claus Kramsl

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