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Olympia: Schwerstes Rad-Straßenrennen aller Zeiten

Mit den Straßenrennen beginnt am ersten Wochenende in Peking das olympische Radsport-Programm: Die Männer haben am Samstag (Start 5.00 MESZ) rund 245 Kilometer zu absolvieren, für Österreich starten Thomas Rohregger und Christian Pfannberger. Stadtreporter Video: Interview mit Thomas Rohregger 

Die Frauen, darunter die beiden Österreicherinnen Christiane Soeder und Monika Schachl, sind am Sonntag (8.00 MESZ) drei Stunden weniger unterwegs.

Besonders für die Herren wird der Kampf um die Medaillen eine beinharte Auslese. Denn nach dem Start beim Yondingmen-Tor im Süden Pekings geht es nach einer urbanen und rund 100 Kilometer langen “Sightseeing-Tour” vorbei am Platz des Himmlischen Friedens, der großen Halle des Volkes, dem Tian’anmen-Platz, dem Nationalstadion “Vogelnest” und der Peking-Universität weiter zur Chinesischen Mauer, wo ein sieben Mal zu fahrender, hügeliger Rundkurs mit 4.000 Meter Höhendifferenz sowie das Ziel auf dem Juyongguan-Pass auf die Asse warten.

Vielfach wurde im Vorfeld alleine schon wegen der Hitze und der verpesteten Luft vom schwersten Olympia-Rennen aller Zeiten gesprochen. Bernhard Kohls Gerolsteiner-Teamchef Hans-Michael Holczer bezeichnete zudem die Strecke als “hinterhältig schwer”. Sie ist auf jeden Fall nichts für Sprinter, deshalb hatte auch Bernhard Eisel seine Olympia-Ambitionen früh beendet. Frühe Fluchtversuche werden am Samstag ausgeschlossen, die Entscheidung dürfte auf den letzten Runden fallen.

Obwohl Olympia bei den Radprofis wegen der vielen “Underdogs” lange nicht den großen Stellenwert hat, ist 2008 in Peking ein Großteil der Asse im etwa 145 Fahrer betragenden Starterfeld zu finden. Allen voran der Titelverteidiger und zweifache Weltmeister Paolo Bettini aus Italien, die Luxemburger Kim Kirchen sowie die Schleck-Brüder Fränk und Andy, die Deutschen, die US-Amerikaner und der australische Tour-de-France-Zweite Cadel Evans. Das stärkste der großen Fünfer-Teams stellt aber sicher Spanien. Alejandro Valverde kann auf die Hilfe der drei jüngsten Tour-Sieger Carlos Sastre, Alberto Contador und Oscar Pereiro bauen.

Beide Österreicher sehen als starke Bergfahrer aber dennoch eine einmalige Chance. Denn sowohl auf den Tiroler Rohregger als auch den Steirer Pfannberger ist der zweite Teil des Rennens maßgeschneidert. Verstohlen wird sogar von Medaillen-Chancen gesprochen, was angesichts des von Bernhard Kohl ausgelösten Rad-Booms die Begeisterung in der Heimat noch weiter in die Höhe treiben würde.

Zu zweit werde man gegen die Mega-Teams aber schwer etwas ausrichten können. “Vermutlich sind wir sogar beide auf uns alleine gestellt”, glaubt Rohregger. “Die zweite Hälfte ist ganz ganz giftig, es geht nur noch rauf und runter”, weiß der Innsbrucker. “Man muss sich seine Kräfte brutal einteilen und darf nicht zu früh etwas riskieren, denn am Ende wird es hammerhart!” Sein Plan: “Pokern, cool bleiben und schauen, dass man bei der richtigen Post dabei ist.”

Das große Fragezeichen ist die unbarmherzige Hitze und die schlechte Luft in Peking. Sechs Stunden müssen die Radfahrer diese dampfende und dreckige Mischung durch ihre Lungen jagen. Rohregger klagte deshalb schon im Training über brennende Augen und eine stechende Lunge. Die extremen Bedingungen könnten zur Chance für Außenseiter werden, es werden einige Stürze erwartet.

“Hundertprozentig leistungsfähig ist hier niemand. Es ist wie Radfahren auf 3.000 Metern”, betonte Rohregger. Seine Erwartungen: “Es wird zunächst Attacken von eher unwichtigen Fahrern geben. Erst wenn die großen Nationen das Rennen in die Hand nehmen, geht die Post ab. Das wird erst gegen Ende sein und da muss einer von uns dabei sein.”

Taktik haben die beiden Österreicher keine besprochen, obwohl sie in Peking Zimmerkollegen sind. “Wir sind Profis genug, um uns unterm Rennen zu verständigen.” Der Zwist der Ö-Tour 2007 ist längst Geschichte. “Wir helfen dem anderen, wenn es ihm schlecht geht”, versprachen Rohregger und Pfannberger unisono, und Rohregger schätzt seinen Mannschaftskollegen sogar über sich selbst ein. “Christian ist der stärkere Eintagesfahrer und auch besser im Sprint. Ich traue ihm eine Medaille zu.”

Stadtreporter-Interview mit Thomas Rohregger:

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