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ÖVP-Mandatar gesucht

Walter Rauch verzichtet: "Eine schwere Entscheidung."
Walter Rauch verzichtet: "Eine schwere Entscheidung." ©VOL.at
Bregenz (VN) - Walter Rauch (ÖVP) will nicht mehr in den Landtag. Nun heißt es: Muxel oder Mayer.

Wer will neuer ÖVP-Abgeordneter werden? Nach Rainer Gögeles Aufstieg vom Klubobmann zum Landesrat wird ein Abgeordnetenmandat im Landtag frei. Doch so einfach ist dieses Mandat offenbar gar nicht zu besetzen. Denn Walter Rauch, der Nächstgereihte auf der Liste, sagte der ÖVP gestern ab. Ein solcher Schritt ist ungewöhnlich. In den vergangenen 30 Jahren gab es in der Vorarlberger ÖVP lediglich einen einzigen Fall, in dem ein berechtigter Kandidat von sich aus auf die Annahme eines Landtagsmandats verzichtete. Es war dies der Kleinwalsertaler Herbert Fritz, der 1990 seinem Beruf als Steuerberater den Vorzug gegeben hatte. Auch in anderen Parteien sind kaum derartige Fälle überliefert – lediglich Petra Mayer, die heutige FPÖ-Klubdirektorin, hatte 1994 auf das ihr zustehende Mandat verzichtet.

„Geld ist nicht entscheidend“

Was bewog Rauch, der zwischen 2008 und 2009 bereits ÖVP-Landtagsabgeordneter war, zu diesem ergo recht ungewöhnlichen Schritt? Kurz gesagt: Der Landwirt Rauch, seines Zeichens auch Bürgermeister von Dünserberg, hat seine Prioritäten mittlerweile anders gesetzt.

„Das Leben neu organisiert“

„Ich habe nach meinem Ausscheiden aus dem Landtag mein Leben neu ausgerichtet, neu organisiert“, sagte der 50-Jährige gestern. So hat Rauch seinen landwirtschaftlichen Betrieb „so auf Vordermann gebracht, dass wir davon leben können“. Denn allein von seinem Ortschef-Gehalt könne er den Lebensinhalt nicht verdienen, erklärte der Dünserberger ganz offen: „Als Bürgermeister verdiene ich im Monat an die 860 Euro netto.“ Für einen Fulltime-Job im Übrigen. Doch auch das stört Rauch nicht: „Wenn man in einer Kleingemeinde etwas bewegen will, dann gibt es halt einen gewissen Arbeitsumfang.“ Wäre es nicht auch aus finanzieller Sicht reizvoll, wieder in den Landtag einzuziehen? Immerhin verdient ein Landtagsabgeordneter ja rund 4600 Euro brutto, 14 Mal im Jahr, eine stattliche Summe. Doch Rauch – er wurde bereits mit 24 Bürgermeister von Dünserberg – winkt ab: „Geld hat seine gewissen Reize, macht allein aber nicht glücklich. Ich brauche keinen Luxus.“ Er habe sich für seinen Hof ja auch deshalb entschieden, weil er ihn eines Tages an seinen Sohn übergeben wolle: „Ich habe den Hof bereits von meinen Eltern geerbt, ich will, dass die Tradition fortgesetzt wird.“ Trotz allem sei ihm die auch im Familienkreis intensiv besprochene Entscheidung nicht leichtgefallen: „Ich habe lange mit mir gerungen, es tut mir auch weh, weil die Arbeit im Landtag schön war. Aber ich habe meine Prioritäten gesetzt.“

Muxel ist an der Reihe

Wie geht es nun weiter? Nach Rauchs definitiver Absage wäre der Rankler Alexander Muxel der Nächstgereihte auf der Liste. Muxel will sich offenbar bis heute entscheiden, wurde gestern kolportiert. Verzichtet auch Muxel, käme mit Bundesrat Edgar Mayer ein bekannter Mann zum Zug. Rein rechtlich wäre die Verbindung von Bundesrats- und Landtagsmandat möglich, auch wird eine solche Verschränkung vom Föderalismus-Institut beispielsweise seit längerer Zeit gefordert. Doch wäre ein solcher Fall ebenfalls recht ungewöhnlich. In der ersten Republik waren einige Landeshauptleute auch im Bundesrat, nach dem Krieg war der damalige Vorarlberger Landesfinanzreferent Adolf Vögel bis 1962 zugleich Mitglied der Landesregierung und des Bundesrats. Seither gab es solche Doppelfunktionen nicht mehr.

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