AA

Marek: "Wir sind in einer dramatischen Situation"

©APA
Nach der niederschmetternden Niederlage ihrer Partei bei der Wien-Wahl will sich ÖVP-Obfrau Christine Marek voll auf die Koalitionsverhandlungen mit der SPÖ konzentrieren.

Sollte es zu einer rot-schwarzen Zusammenarbeit kommen, werde sie “selbstverständlich” als Vizebürgermeisterin nach Wien wechseln: “Ich habe nicht nur Erfahrung bei Koalitionsverhandlungen – sondern auch beim Regieren”, unterstrich die Familienstaatssekretärin im APA-Gespräch. Aber auch für den Fall, dass sich die Volkspartei gegen eine Koalition mit der SPÖ entscheide, wolle sie Parteichefin bleiben: “Das ist mein Ziel – wenn ich von der Partei den Auftrag bekomme. Wir sind in einer dramatischen Situation. Das, was wir jetzt brauchen, ist Stabilität.”

Wenig begeistert zeigte sich Marek deshalb von der Idee eines Sonderlandesparteitages, der über einen möglichen Koalitionspakt abstimmen soll. “Jetzt kann man über alles diskutieren. Aber die Sinnhaftigkeit ist hier zu hinterfragen”, so die VP-Chefin. Man habe beschlossen, dass der Landesparteivorstand als wichtigstes Gremium über die Frage eines Koalitionspaktes abstimme. Die “Presse” berichtet in ihrer Freitagsausgabe, dass in verschiedenen Bezirken Unterschriften gesammelt würden, um einen solchen Parteitag zu initiieren.

Zunächst müsse aber überhaupt von SPÖ-Bürgermeister Michael Häupl erst einmal eine Gesprächseinladung folgen: “Es hat geheißen, Häupl meldet sich nächste Woche.” Die ÖVP sei gesprächsbereit, aber klar sei auch: “Bevor wir alles, das uns wichtig ist, über Bord hauen, gehen wir lieber in Opposition.” Auch im Parteivorstand hätten viele dafür plädiert, sich in der Opposition zu erneuern.

In jedem Falle müsse die Wahlniederlage, bei der auf die ÖVP vor Auszählung der bisher eingelangten Briefstimmen 13,84 Prozent der Stimmen entfielen, analysiert werden: “Es hat sich alles zerrieben in diesem Duell Strache-Häupl – da wirst Du aufgerieben zwischen den Fronten.” Hinzu sei die Abschiebung des achtjährigen Zwillingspaares kurz vor der Wahl gekommen. “Das war wirklich eine Zäsur für uns”, bedauerte Marek: “Aber da haben wir wenig Einflussmöglichkeiten gehabt.” Dass diese Aktion von der Bundesebene so gesetzt worden sei, “das muss ich zur Kenntnis nehmen.”

Letztlich sei aber die Zeit einfach zu kurz gewesen, da sie gleichzeitig die Obmannschaft übernehmen und Wahlkampf habe führen müssen. Dabei sei es aber gelungen, die Landespartei mitzunehmen: “Wir waren so präsent wie seit vielen Jahren nicht. Was den Einsatz der Freiwilligen, der Ehrenamtlichen betrifft – der war gigantomanisch.”

“Weinerlich zu sein, hilft uns auch nicht weiter”, plädierte Marek für die Klärung, wie sich die Volkspartei neu aufstellen könne. Dazu werde sich eine interne Expertengruppe im kommenden halben Jahr Gedanken machen. Die Frage sei, wie man als urbane, bürgerliche Partei wieder kampagnenfähig werde. Und dazu gehörten auch personelle Neuerungen: “Eine Neuaufstellung ist organisatorisch leichter, wenn sie jemand macht, der nicht aus der unmittelbaren Parteistruktur kommt.”

So sei der Abgang von Landesgeschäftsführer Norbert Walter lange vor der Wahl im gemeinsamen Konsens beschlossen worden: “Jetzt ist ein Zeitpunkt, wo er altersmäßig noch jede Chance hat.” Deshalb habe sie im Parteivorstand Christoph Hörhan als Walter-Nachfolger vorgestellt. Sie werde bei der nächsten Tagung am Dienstag kommender Woche den Landesparteivorstand ersuchen, ihr die Zustimmung für Hörhan als Landesgeschäftsführer zu geben. Walter werde seinen Nachfolger dann sukzessive einarbeiten, wobei Hörhan vor Jahresende nicht wirklich im Einsatz sei. Ob es auch zu Veränderungen an der Klubspitze unter Matthias Tschirf kommen soll, wollte Marek nicht bestätigen: “Da gibt es jetzt momentan nichts zu diskutieren.”

  • VIENNA.AT
  • Wien
  • Marek: "Wir sind in einer dramatischen Situation"
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen