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Österreich streicht Direktflüge nach Iran, Südkorea, Mailand und Bologna

Am Freitag wurden weitere Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus vorgestellt.
Am Freitag wurden weitere Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus vorgestellt. ©APA/ROLAND SCHLAGER
"Mittlerweile haben wir 63 positiv auf das Coronavirus getestete Personen in Österreich und die Zahlen steigen stetig." Das sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), bevor er am Freitagabend weitere Maßnahmen zur Eindämmung des Virus ankündigte.

"Die Situation hat sich verschärft, insbesondere im Iran, auch in Südkorea und in einigen Regionen Italiens."

Direktflüge nach Iran, Südkorea, Mailand und Bologna gestrichen

Deshalb wird es zunächst keine Direktflüge mehr in den Iran, nach Südkorea und zu den norditalienischen Flughäfen Mailand und Bologna geben. Weiters wurden auch punktuelle Gesundheitschecks an den österreichisch-italienischen Grenzübergängen verfügt, wie Kurz bei einer Pressekonferenz ankündigte.

Atteste zum Gesundheitszustand von Drittstaatsangehörigen

Außerdem werden von Drittstaatsangehörigen, die aus bestimmten Gegenden Chinas, aus dem Iran und Südkorea einreisen wollen, Atteste von Ärzten verlangt, die bestätigen, dass der Betreffende keine Infektion mit dem Coronavirus hat, erläuterte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne). Die Maßnahmen treten mit kommender Woche in Kraft, ergänzte Kurz.

Anschober, der am Freitag beim Gesundheitsministerrat der EU in Brüssel war, sprach von einer "schwierigen Situation, dass die Zahlen in Südkorea und Iran eine drastische Steigerung erfahren, und auch in der Lombardei sehr ernst zu nehmende Zunahmen zu verzeichnen sind". Weltweit gebe es mittlerweile 101.000 bestätigte Fälle und man gehe von einer erheblichen Dunkelziffer aus.

Coronavirus hat alle Bundesländer erreicht

Das Coronavirus erreichte bis Freitagabend alle österreichische Bundesländer. Mit Stand 21.15 Uhr gab es mit 23 bestätigten Fällen die meisten in Wien, in Niederösterreich waren es 18, in Tirol sieben, in der Steiermark sechs, in Salzburg fünf und im Burgenland vier. In Vorarlberg, Oberösterreich und Kärnten gab es jeweils eine infizierte Person.

"Die Zahlen steigen stetig", konstatierte Kurz. Das Ziel der heimischen Behörden sei nach wie vor "die Ausbreitung einzudämmen und zu verlangsamen". Denn "die Situation hat sich verschärft, insbesondere im Iran, auch in Südkorea und in einigen Regionen Italiens." Nach China ist Italien das Land mit den meisten Toten, 197 Menschen starben dort laut Behördenangaben. Der Iran hatte nach offiziellen Angaben am Freitag 124 Tote. Der komplette Stopp der Direktverbindungen sei bereits mit den Airlines und mit den italienischen Behörden abgesprochen, erklärte Kurz.

Aus Südkorea fliegen derzeit noch die Airlines Korean und Asiana nach Wien - mehrmals täglich zum Teil direkt, zum Teil mit Zwischenstationen. Aus Teheran kann man derzeit noch mit Iran Air direkt nach Wien reisen oder - indirekt über Istanbul - mit Turkish oder Pegasus. Die AUA hat entsprechende Verbindungen bereits aufgrund des Coronavirus eingestellt.

Grenzen werden nicht geschlossen

Ein völliges Einreisestopp für Personen aus den stark betroffenen Ländern mit voller und partieller Reisewarnung wird es nicht geben, Grenzübertritte weiterhin möglich sein. "Wir haben uns bewusst entschieden, keine Grenzen zu schließen, sondern den Reiseverkehr drastisch zu reduzieren und damit das Risiko abzusenken", betonte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne).

Von Drittstaatsangehörigen wird nun ein ärztliches Attest gefordert. Denn prinzipiell ist auch nach einem Aus der Direktflüge möglich, beispielsweise von Teheran über Istanbul weiter nach Österreich zu reisen. Das ärztliche Zeugnis muss in deutscher oder englischer Sprache verfasst, darf nicht älter als vier Tage sein und muss bei der Einreise vorgewiesen werden.

Diese Maßnahmen sind ebenso wie die Gesundheitschecks an den Grenzübergängen zu Italien für "zwei Wochen zeitlich befristet", sagte Kurz. Dann soll evaluiert und entschieden werden, ob eine Fortsetzung erforderlich ist. Die medizinischen Überprüfungen für ein- und durchreisende Personen erfolgen auf Anordnung der Gesundheitsbehörde. Hierbei soll die Reisebewegung sowie allfällige Kontakte mit an Covid-19-Erkrankten sowie eine Messung der Körpertemperatur erfolgen. Falls erforderlich sollen diese Maßnahmen auch unter Anwendung von Zwangsmitteln durch die Polizei durchgeführt werden, heißt es in der diesbezüglichen Verordnung des Ministeriums. Die Gesundheitschecks sollen punktuell und nicht flächendeckend stattfinden, betonte Kurz. "Das führt zu einer stärkeren Bewusstseinsbildung und einer Reduktion des Grenzverkehrs, damit von nicht notwendigen Reisen noch intensiver Abstand genommen wird", sagte der Bundeskanzler.

Nehammer betont Kooperation zwischen Gesundheitsbehörden und Polizei

Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) betonte die enge Kooperation zwischen Gesundheitsbehörden und der Polizei, die die Aufgabe habe, die Behörden bei den Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus zu unterstützen. "Es ist die Eigenverantwortung gefordert, jeder hat es für sich selbst in der Hand, dass sich das Virus nicht weiter verbreitet", appellierte Nehammer an die Bevölkerung.

Anschober hatte am Freitag in Brüssel umfassende Gespräche geführt. Ein einheitliches Vorgehen der Europäischen Union bezüglich Stopps von Direktflügen gibt es derzeit nicht. "Das Ziel muss sein, dass wir den Reiseverkehr in und aus akuten Krisensituationen deutlich reduzieren, da gibt es unterschiedliche Vorgangsweisen", sagte Anschober.

Im Kampf gegen das Coronavirus will die EU das besonders stark betroffene Italien mit medizinischem Material unterstützen. "Heute ist sichtbar geworden, dass Italien Solidarität und Unterstützung von der Europäischen Union braucht", sagte der Gesundheitsminister. Österreich werde sich "selbstverständlich an der Solidaritätsinitiative umfassend beteiligen", kündigte er an. Italien habe aber keine Anfrage gestellt, dass Österreich italienische Patienten übernehmen soll, sagte er. Anschober kündigte an, dass es eine Sammelbestellung der Europäischen Union für die Mitgliedsstaaten betreffend Gesichtsmasken geben werde. Bei Schutzmasken gibt es auch in Österreich bereits Engpässe.

Coronavirus: Operationstermine wurden abgesagt

Die AUVA hat am Freitag auf die gestiegenen Infektionen mit dem Coronavirus und damit verbundener Engpässe im Spitalsbereich reagiert und erste Operationstermine, bei denen keine Dringlichkeit gegeben ist, wurden abgesagt. Betroffen sind AUVA-Spitäler im gesamten Bundesgebiet, erklärte eine Sprecherin auf APA-Anfrage. "Selbstverständlich wird es in Österreich immer und sofort Akut-Operationen, die medizinisch notwendig sind, geben", betonte Anschober. Für jeden Akutfall seien "die Kapazitäten da". Bei dieser Ankündigung der AUVA gehe es darum, "ressourcenschonend zu arbeiten". "Wir werden das am Montag noch mal besprechen und da für Klarheit sorgen", konstatierte der Gesundheitsminister.

Mittlerweile Fälle in allen Bundesländern

Freitagabend hat das Coronavirus alle österreichischen Bundesländer erreicht - in allen gab es bestätigte Fälle. Damit stieg die Zahl der Infizierten mit Stand 21.15 Uhr auf insgesamt 66 Menschen. Zuletzt wurden erstmals Fälle aus dem Burgenland gemeldet. Eine vierköpfige slowakische Familie zeigte Symptome, befindet sich derzeit in häuslicher Quarantäne und wird ärztlich betreut.

Das berichtete der Landesmedienservice Burgenland. Die vier Erkrankten befinden sich in ihrem Ferienhaus im Bezirk Neusiedl am See. "Die Mutter der Familie befand sich vor Kurzem bei einem internationalen Kongress in den USA. Am Tag nach ihrer Rückkehr zeigte sie erste Symptome und wurde danach auch informiert, dass sie bei dem Kongress nachweislichen Kontakt mit bestätigt Covid-19-Erkrankten gehabt hat. Da auch die restlichen Familienmitglieder - der Ehemann sowie zwei Kinder - grippeähnliche Symptome mit teilweise hohem Fieber zeigten, wurde von allen vier Familienmitgliedern auf behördliche Anordnung ein Rachenabstrich genommen und eingeschickt", informierte die Sprecherin des "Koordinationsstabes Coronavirus".

In weiterer Folge werden nun die Kontaktpersonen der Familienmitglieder schnellstmöglich ermittelt. Diese werden dann 14 Tage lang in häusliche Quarantäne geschickt, kündigte das Land an. Das Burgenland habe sich sehr intensiv auf einen möglichen Krankheitsfall vorbereitet, in der Landessicherheitszentrale wurde ein Koordinationsstab eingerichtet, der in ständigem Austausch mit Behörden, Rettungsorganisationen und Krankenhäusern steht.

(APA/Red)

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