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Österreich: Steigende Anzahl an Lungenkrebserkrankungen

In Österreich erkranken immer mehr Menschen an Lungenkrebs.
In Österreich erkranken immer mehr Menschen an Lungenkrebs. ©APA/Helmut Fohringer
Immer mehr Menschen in Österreich sind von Lungenkrebs betroffen. Ein Nichtraucherschutz wäre hier elementar.

Die türkis-blaue Bundesregierung hat bisher dem Wunsch von knapp weniger als 900.000 Österreichern nach Einführung des Gastro-Rauchverbots eine Absage erteilt. Dabei steigt die Häufigkeit von Lungenkrebserkrankungen in Österreich noch immer an, sagte Dienstagnachmittag der Wiener Lungenkarzinomspezialist Maximilian Hochmair bei einem Hintergrundgespräch zu neuen Therapiemöglichkeiten in Wien.

Immer mehr Österreicher erkranken an Lungenkrebs

“Nichtraucherschutz ist elementar”, sagte Hochmair. Es sei zu hoffen, dass es beim Nichtraucherschutz in Österreich doch noch zu einem Umdenken komme. Vor allem zeigten sich immer mehr Lungenkarzinomerkrankungen bei Frauen.

Die Daten der Statistik Austria belegen die Problematik: 1990 wurden in Österreich 3.471 Lungenkrebs-Neuerkrankungen registriert (2.598 bei Männern, 873 bei Frauen). 2009 waren es bereits 4.360 dieser zumeist tödlich verlaufenden Erkrankungen (2.829 männliche Patienten, 1.531 Frauen). Im Jahr 2020 werden in Österreich laut den Berechnungen der Gesundheitsstatistiker 5.224 Österreicher an einem Lungenkarzinom erkranken (2.948 Männer und 2.277 Frauen). Im Jahr 2030 wird es 6.166 Lungenkrebs-Neuerkrankungen geben: 2.958 bei Männern, die Frauen werden mit 3.208 Neuerkrankungen die Männer bereits überholt haben.

Fortschritte in der Behandlung

Lungenkarzinomerkrankungen sind eines der größten Probleme in der Medizin. Doch es gibt Fortschritte. “Es ist schon eine ‘coole’ Zeit für Pneumo-Onkologen”, sagte Hochmair. Ein Grund dafür: Mit den modernen Immuntherapien steht seit wenigen Jahren eine zusätzliche Behandlungsform zur Verfügung, welche die sonst extrem schlechten Überlebensraten bei Lungenkarzinompatienten verbessern. Die Fünf-Jahres-Überlebensraten bei Lungenkarzinomen betragen bisher nur rund 15 Prozent bei den Männern und etwa 20 Prozent bei den Frauen.

Erstmals existiert mit einer Immuntherapie mit dem monoklonalen Antikörper Durvalumab nunmehr eine durch die sogenannte Pacific-Studie wissenschaftlich belegte Behandlungsform für Patienten im inoperablen Stadium III eines Lungenkarzinoms, welche die Überlebensraten signifikant verbessert. In die Untersuchung, deren Ergebnisse vor kurzem bei der Welt-Lungenkrebs-Konferenz in Toronto vorgestellt und im New England Journal of Medicine publiziert worden sind, waren 713 Patienten nach einer kombinierten Chemo-Strahlenbehandlung aufgenommen worden. Bisher gab es noch einer solchen Chemo-Radiotherapie für solche Patienten wenige weitere Möglichkeiten, bei 90 Prozent kam es zum Fortschreiten der Erkrankung mit Metastasierung. Im Jahr gibt es in Österreich rund 1.700 solcher Patienten. 89 Prozent treten vom Stadium III ins Stadium IV über.

Im Rahmen der Studie erhielten zwei Drittel der Patienten über ein Jahr hinweg alle zwei Wochen das Immuntherapeutikum, das eine Blockade des Oberflächenproteins PD-L1 auf Tumor- und Immunzellen blockiert und so die Abwehrzellen wieder “scharf” machen soll. Ein Drittel der Kranken bekam ein Placebo.

Gute Ergebnisse bei Behandlungen

Die Ergebnisse waren ausgesprochen gut: Nach zwei Jahren lebten noch 66,3 Prozent der mit dem Immuntherapeutikum Behandelten, hingegen nur noch 55,6 Prozent der Patienten in der Placebo-Gruppe. Berücksichtigte man nur jene Patienten, bei welchen aufgrund von Labortests (Untersuchung auf Vorhandensein von PD-L1 auf den Tumorzellen) eher mit einem positiven Effekt zu rechnen war, lag die Überlebensrate nach zwei Jahren sogar bei 73 Prozent.

Durvalumab wurde auf der Basis dieser Ergebnisse vor wenigen Tagen von der Europäischen Arzneimittelagentur EMA zugelassen. Es steht Patienten mit lokal fortgeschrittenem, inoperablen nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom (Stadium III) zur Verfügung, wenn die Erkrankung unter der ersten Chemo-Radiotherapie nicht fortgeschritten ist und der Tumor zumindest auf einem Prozent der Zellen das PD-L1-Charakteristikum aufweisen. Die Therapie steht auch in Österreich zur Verfügung.

(APA/Red)

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