ÖGB warnt vor Pensionsverlust durch Abgabenstreichung

Die Debatte um eine vollständige Abgabenbefreiung von Trinkgeldzahlungen sorgt aktuell für Spannungen zwischen Politik, Wirtschaft und Gewerkschaft. Während mehrere Landeshauptleute und die Wirtschaftskammer die Steuerfreiheit unterstützen, warnt der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB) vor gravierenden Folgen für Arbeitnehmer:innen.
Konkret geht es um die Tatsache, dass Trinkgelder in Österreich steuerfrei, aber sozialversicherungspflichtig sind. Durch die zunehmende Kartenzahlung erscheinen sie jedoch immer öfter in der Registrierkasse, was zu Nachforderungen durch die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) geführt hat.
Vida-Gewerkschafter Straka: "Wäre ein Pensionsraub"
Emanuel Straka, Tiroler Landesgeschäftsführer der Gewerkschaft vida, argumentierte gegenüber dem ORF, dass Sozialversicherungsbeiträge aus dem Trinkgeld essenziell für höhere Pensions- und Arbeitslosenzahlungen seien. Eine Abschaffung dieser Beiträge "würde nichts anderes sein als ein Pensionsraub", so Straka.
Auch Finanzminister Markus Marterbauer (SPÖ) schloss sich dieser Linie an. Der frühere Arbeiterkammer-Experte betonte die bedeutende Rolle von Trinkgeldanteilen in einkommensschwachen Branchen wie Gastronomie und Tourismus.
Regierungsprogramm sieht Evaluierung vor
Im aktuellen Regierungsprogramm ist zwar keine vollständige Abschaffung der Sozialabgaben vorgesehen, aber eine "Evaluierung und praxistaugliche Ausgestaltung der Regelungen für die Trinkgeldpauschale inklusive TRONC-Systeme". Damit soll vor allem mehr Rechtssicherheit für Unternehmen und Arbeitnehmer geschaffen werden.
Hintergrund: Registrierkassenpflicht bringt neue Dynamik
Früher waren Trinkgelder schwer nachweisbar, wurden oft bar gegeben und nur pauschal abgerechnet. Mit dem Trend zu digitalen Zahlungen werden diese nun sichtbar verbucht, was neue rechtliche und steuerliche Fragen aufwirft – und zugleich Nachzahlungen von Sozialversicherungsbeiträgen nach sich zieht.
In vielen Branchen – etwa in der Gastronomie, Hotellerie oder im Friseurhandwerk – machen Trinkgelder einen relevanten Lohnanteil aus. Eine Abgabenbefreiung könnte daher kurzfristig das Einkommen erhöhen, langfristig jedoch Einbußen bei Sozialleistungen bedeuten.
(VOL.AT)