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ÖAMTC und ARBÖ setzen sich für E10-Benzin ein

ÖAMTC und ARBÖ machen sich stark für E10-Benzin.
ÖAMTC und ARBÖ machen sich stark für E10-Benzin. ©canva (Symbolbild)
Die Verkehrsclubs ÖAMTC und ARBÖ haben sich am Freitag für E10-Benzin stark gemacht.

In der EU und in der Regierung wird weiter über ein Verbrenner-Aus ab 2035 gestritten. Das E10-Benzin soll soll im Lauf des Jahres in Österreich eingeführt werden. Wegen des höheren Anteils an Bio-Ethanol im E10-Benzin rechnet man aber mit einer Preiserhöhung um ein bis zwei Cent pro Liter gegenüber E5, erklärte ÖAMTC-Interessensvertreter Bernhard Wiesinger bei einem Pressegespräch.

Geringerer Energiegehalt von E10-Benzin

Zudem müssten Autofahrerinnen und -fahrer aufgrund des geringeren Energiegehalts von E10-Benzin mit einem Mehrverbrauch von 1 bis 1,5 Prozent rechnen. Trotzdem begrüße man die erwartete schrittweise Einführung von E10 in Österreich, dass damit das 16. EU-Land mit E10 werde.

Die CO2-Einsparung für Österreich wird laut den Verkehrsclubs mit 130.000 Tonnen pro Jahr beziffert. Autofahrer bräuchten auch keine Angst zu haben, dass das eigene Fahrzeug den neuen Kraftstoff nicht verträgt. Laut einer Auswertung des ÖAMTC seien über 98 Prozent aller Bestandsbenziner (ohne Oldtimer) in Österreich E10-kompatibel. Für das jeweilige Fahrzeug nachprüfen könne man die Verträglichkeit unter www.e10tanken.at.

E5-Benzin werde weiter verfügbar sein

So oder so werde auch das bekannte E5-Benzin weiter verfügbar sein, beruhigte ARBÖ-Sprecher Sebastian Obrecht. Allerdings werde dies vor allem bei den teuereren Premium-Kraftstoffen der Fall sein.

Hintergrund für die schrittweise Einführung von E10 in Österreich sei die Novelle der Kraftstoffverordnung, die seit 1. Jänner 2023 in Kraft ist. E10 wird darin zwar nicht vorgeschrieben, allerdings verpflichtet das Gesetz die Inverkehrbringer von Kraftstoffen (i.e. die Tankstellenbetreiber), die dadurch verursachten Treibhausgasemissionen schrittweise zu senken. Da mit der Novelle zudem andere Reduktionsmöglichkeiten teilweise nicht mehr angerechnet werden können, bleibe den Tankenstellen als Alternative fast nur die Einführung von E10. Einzige weiter bestehende Alternative sei noch die Bereitstellung von erneuerbarer Elektrizität für den Verkehrsbereich, hieß es am Freitag bei einem Pressegespräch.

Beim E10 wird dem Benzin zu 10 Prozent aus Agrarprodukten hergestelltes Bio-Ethanol beigemischt, beim zurzeit genutzten E5-Benzin sind es 5 Prozent. Die Agrana, die den Löwenanteil am Bio-Ethanol in Österreich produziere, könne auch bei E10 den ganzen Bedarf decken, betonten die Verkehrsclubs.

Kritik zur Verbrennung von Lebensmittel sei unbegründet

Die Kritik, dass dadurch Lebensmittel verbrannt werden, sei unbegründet. In Österreich werde Bio-Ethanol aus einem Abfallprodukt von Tierfuttergetreide gewonnen, wodurch keine Konkurrenz zu tierischer oder menschlicher Nahrung bestehe, so Wiesinger. Der beigemischte Bio-Ethanol-Anteil gilt als klimaneutral, da das freigesetzte CO2 zuvor beim Wachsen der Pflanzen aus der Luft gebunden wurde. Nicht zu verwechseln seien die Bio-Kraftstoffe mit den synthetisch hergestellten e-Fuels.

Um für den Gebrauch von E10 zu werben, haben sich mehrere Akteure zur "Plattform E10" zusammengeschlossen. Teilnehmer seien unter anderen die Klimaschutz- und Landwirtschaftsministerien, die Agrana sowie die Wirtschafts- und Landwirtschaftskammern. Ein weiteres Mitglied, die "Plattform Erneuerbare Kraftstoffe" (PEK) meldete sich am Freitag zudem im Streit rund um das EU-weite Verbrenner-Aus zu Wort. Das Problem seien nicht die Verbrennermotoren, sondern die fossilen Kraftstoffe. Man solle auch das Potenzial von erneuerbaren Kraftstoffen nutzen. Die PEK fordert zudem als kurzfristige Maßnahme, auch beim Diesel den Bio-Ethanol-Anteil von aktuell 7 auf 10 Prozent zu erhöhen.

ÖAMTC und ARBÖ für E10-Benzin

Die EU-Abstimmung über das geplante Aus für neue Autos mit Verbrennungsmotor ab 2035 war in der vergangenen Woche wegen Nachforderungen Deutschlands verschoben worden. Grund ist der Widerstand des deutschen Verkehrsministers Volker Wissing (FDP) gegen eine Regelung ohne Berücksichtigung von synthetischen Kraftstoffen, die sogenannten E-Fuels. Zeil der EU-Regelung ist es, ab 2035 nurmehr Autos zuzulassen, die keine CO2-Emissionen verursachen.

Dies trifft auf E-Fuels zu, wenn diese mithilfe von grünem Strom produziert werden. Allerdings werde hierbei ein vielfaches an dem Strom gebraucht, als es für ein E-Auto notwendig wäre, so Experten. Eine 2021 erschienene Studie des deutschen Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) geht davon aus, dass das Verbrennen von E-Fuels in Motoren oder Triebwerken fünfmal so viel Energie verbraucht als den Strom direkt zu nutzen. PIK-Energieexperten Falko Ueckerdt warnt davor, breit auf E-Fuels statt auf die Elektrifizierung zu setzen. Behalte man Verbrennungstechnologien bei, könnte das zu einer Verlängerung der Abhängigkeit von fossilen Energien führen - und somit zu einem weiteren Ausstoß von Treibhausgasen.

Ende des Verbrennunsmotors bei vielen Autoherstellern fix

Bei vielen Autoherstellern ist das Ende des Verbrennungsmotors unterdessen bereits fix, wie aus einem Überblick des deutschen Magazins "Der Spiegel" vom Februar hervorgeht. Audi will etwa ab 2026 nur noch neue Modelle mit Elektromotor auf den Markt bringen, Fiat plant sein Verbrenner-Aus spätesten 2030, Opel und Citroën werden ab 2028 rein elektrisch. Stellantis, dem neben Fiat, Opel und Citroën auch Chrysler und Peugeot angehören, will Weltmarktführer für E-Autos werden. Mercedes will in der EU ab 2030 keine neuen Verbrennermodelle mehr anbieten. Auch von Mini, Volvo und Ford soll es ab 2030 nur noch Stromer geben. Toyota und Hyundai peilen das Jahr 2035 für die endgültige Umstellung an. Auch VW bekennt sich zur Elektromobilität. Lediglich BMW will weiterhin Verbrenner anbieten, solange Kunden diese nachfragen.

(APA/Red)

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