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"Ochs und Esel sind da klüger"

Weihnachten verbringt der Vorarlberger Bischof Elmar Fischer ganz zurückgezogen.

„Nein, ruft Schwester Felicitas und weicht zurück. Aufs Foto will sie nicht. „Nur ein Lächeln“, fleht der Fotograf. „Ich muss kochen“, kontert die Polin. Letztlich vermittelt der Bischof: „Wissen ’s was? Sie lächeln und ich halt die Fragen aus.“

Ein wenig düster wirkt das Esszimmer. Mannshoch die Biedermeier-Anrichte. Bleischwer die Stühle. „Ich hätte das ja rausgeschmissen“, sagt Elmar Fischer. Aber er wohnt nicht hier. Bis heute hat der Bischof von Feldkirch die Villa nicht bezogen. Auch wenn seine kleine Mansardenwohnung aus allen Nähten platzt.

Über die Feiertage will er deshalb „aufräumen und lange Spaziergänge machen“. Sich am 24. Dezember zurückziehen zur Besinnung. Was ihm früher, als Pfarrer von Sibratsgfäll, selten gelang. „Die vielen Beichten, die Messen..“ Als Bischof hat Fischer es bequemer. „Der Dompfarrer nimmt mir sogar die Predigt in der Mette ab.“ Früher, in Sibratsgfäll, hat Fischer zwei Alleinstehende am Heiligabend zum Essen eingeladen. Heuer wird er ganz allein bleiben.

„Wie bist du dumm!“

Ist man als Priester oft einsam? Aber da winkt er ab. Und wenn schon? „Ich mag nicht, wenn man sagt: Ein Priester muss immer glücklich sein. Ich bin’s ja auch nicht.“ Er selber hat weder Radio noch Fernseher und nützt die Zeit lieber „zum Nachdenken“.

Zum Beispiel über das Kind. Das in der Krippe. „Heuer gehtÑs mir schon sehr nah“, sagt der Bischof: „Gott kommt zu uns als ein Kind. Doch während selbst Ochs und Esel die Krippe kennen, bleibe der Mensch dem gegenüber, der ihn nährt, seltsam verstockt. So liest Bischof Elmar von der Weihnachtsgeschichte ein wenig schmeichelhaftes Urteil ab: „Oh Mensch, wie bist Du dumm.“ Umso mehr freut ihn, wenn sich, wie am 1. Januar im Rankweiler Karmeliterkloster, erneut junge Menschen in den Dienst Gottes stellen. Fischers schönste Kindheitserinnerung an Weihnachten ist übrigens „eine Krippe, die mich meine Eltern bauen ließen.“ GibtÑs die noch? Da lacht er. „Nein, die war kein Meisterwerk.“

ZUR PERSON

Elmar Fischer

  • Beruf: Bischof
  • Geboren: 6. 10. 1936
  • Ausbildung: von 1950 bis 1955 Lehrerbildungsanstalt, bis 1962 Theologiestudium in Innsbruck.
  • Laufbahn: Kaplan in Lustenau, Pfarrer in Sibratsgfäll, Generalvikar, seit Mai 2005 Bischof.
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