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Oberrabiner Eisenberg feiert 60. Geburtstag

Österreichs Oberrabiner Paul Chaim Eisenberg feiert einen runden Geburtstag: Am Samstag (26. Juni) wird er 60 Jahre alt. Seit 1983 hat er das Oberrabinat in Wien inne, 1988 wurde er zudem Oberrabiner des Bundesverbandes der österreichischen Kultusgemeinden.

Der Autor mehrerer Bücher gilt als moderat-orthodoxer Rabbiner mit liberaler Weltsicht. Außerhalb seiner Gemeinde ist er mitunter auf Konzerten, etwa Klezmer-Musik, zu hören und auch für seine anekdotische Begabung bekannt.

Paul Chaim Eisenberg wurde am 26. Juni 1950 in Wien geboren. Sein Vorgänger als Oberrabbiner war sein Vater Akiba Eisenberg, der 1948 von Ungarn nach Wien gekommen war. Von 1948 bis zu seinem Tod 1983 übte er die Funktion des Oberrabbiners aus. Der amtierende Oberrabbiner studierte in Jerusalem, wo er 1976 den Bachelor of Hebrew Letters und zwei Jahre später auch das Rabbinerdiplom erwarb. Zuerst arbeitete er als Jugendseelsorger an der Seite seines Vaters, nach dessen Tod übernahm er das Oberrabbinat in Wien.

Eigentlich hatte er sich als junger Mann für die Naturwissenschaften entschieden, er studierte zuerst Mathematik und Statistik. Hätte er das absolviert, “wäre ich einer der besten Computerexperten Österreichs geworden”, sagte er einmal. “Plötzlich interessierte mich das nicht mehr: zu viele Zahlen, zu wenig Menschen.”

Mit Menschen hat er nun viel zu tun, und zwar internationaler Herkunft: Die Wiener Gemeinde lebt vom Zuzug unter anderem aus ehemaligen Sowjetrepubliken, was durchaus eine integrative Herausforderung ist. Zu Integration wird Eisenberg von Medien denn auch gerne befragt, und er macht kein Hehl daraus, dass er von einer “vollkommenen Aufgabe der früheren Identität” nicht viel hält: “Warum soll ein Türke Lederhosen tragen?” fragte er einmal.

Nicht hinterm Berg hielt Eisenberg in der Vergangenheit auch mit seiner Meinung zur FPÖ. “Man hat die FPÖ in den Verfassungsbogen aufgenommen, die FPÖ will zeigen, dass sie von A bis Z normal ist. Ich glaube, dass sie das nur von A bis F ist, ab G nicht mehr”, erklärte er 2008. Und deutliche Worte fand er auch zum amtierenden Papst, als dieser 2008 eine Karfreitagsfürbitte formulierte, in der um Erleuchtung der Juden gebeten wurde. “Wir Juden empfinden das als Provokation”, sagte er.

Eisenberg ist Vater von sechs Kindern, sein Sohn hat ebenfalls die Rabbinerprüfung abgelegt. In der Öffentlichkeit bekommt der humorvolle Anekdotenerzähler bisweilen gar den Stempel “Entertainer” aufgedrückt: Er war zum Beispiel Gast in Hermes Phettbergs “Nette Leit Show”, und erst unlängst bei Dirk Stermann und Christoph Grissemann in der ORF-Talkshow “Willkommen Österreich”. Man habe ihm vom Besuch bei Phettberg abgeraten, blickte er zurück – das schicke sich nicht für einen Oberrabiner. Doch “ich setze diesem tierischen Ernst derer, die glauben, sie wüssten genau, wo es langgeht, lieber ein Lächeln entgegen und Humor”.

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