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Obamas Twitter-Konto durch Raten geknackt

Francois C. ist kein Informatikge­nie, aber gut im Suchen und Raten. So hat er es geschafft, den Internet-Kurznachrichtendienst Twitter zu knacken, und sich Zugang zu Nutzerkonten von US-Präsident Barack Obama und Sängerin Britney Spears verschafft.

Monatelang ließ sich der 23-jährige Arbeitslose als “Hacker Croll” im Netz bewundern, während er in der zentralfranzösischen Kleinstadt Beaumont bei seinen Eltern wohnte. Ab Donnerstag steht er vor Gericht.

Dem jungen Mann wird in dem Verfahren im zentralfranzösischen Clermont-Ferrand das “Eindringen in Computersysteme” vorgeworfen. Ihm drohen bis zu zwei Jahre Haft. Nicht nur wegen Obama wurde “Hacker Croll” im Internet zur Berühmtheit. Im vergangenen Juli lieferte er der US-Website TechCrunch auch 310 firmeninterne Dokumente über die Strategie von Twitter und Mitarbeiter des Kurznachrichtendienstes. Auch in die Internet-Plattform Facebook oder E-Mail-Dienste wie G-Mail von Google soll er eingedrungen sein.

“Er bedauert, was er gemacht hat”, so sein Anwalt Jean-François Canis. Doch ein finanzieller Schaden sei durch C. nicht entstanden. Er habe sein Wissen nicht ausgenutzt, um Betrugsdelikte zu begehen. Tatsächlich haben Twitter, die US-Regierung und andere Betroffene darauf verzichtet, in dem Verfahren als Nebenkläger aufzutreten.

Nach seiner spektakulären Festnahme im März zeigte sich schnell, dass “Hacker Croll” relativ harmlos ist. Er schrieb keine Spionage-Programme oder hebelte Schutzvorrichtungen durch ausgeklügelte Informatik-Tricks aus. C. sei “kein Hacker im eigentlichen Sinne”, stellte die Staatsanwaltschaft fest. “Er ist in ein Haus eingedrungen, dessen Tür offenstand.”

Er verbringe “mehr als zehn Stunden am Tag im Internet”, sagt C. der Nachrichtenagentur AFP nach seiner Festnahme. Twitter habe er geknackt, indem er sich Zugang zu den E-Mail-Konten von Mitarbeitern verschafft habe. “Ich machte das, indem ich die Passworte erriet.” Das ist die Masche von “Hacker Croll”: Er sucht das Internet nach persönlichen Informationen über “Zielpersonen” ab und baut daraus mögliche Passwörter, etwa aus den Namen der Kinder oder der Haustiere.

Nachdem er an die E-Mail-Konten der Twitter-Mitarbeiter gelangt sei, bekam er in einer Nacht im April vergangenen Jahres dann auch die Passwörter zur Verwaltung des Kurznachrichtendienstes heraus. Er habe daraufhin die Nutzerkonten etwa von Obama oder US-Star Britney Spears besucht, Bildschirmkopien gemacht und diese ins Netz gestellt, sagte C. im März. “Alle haben geglaubt, dass das ein Witz war, bis Twitter Klage eingereicht hat.”

Doch ein knappes Jahr später wurde es ernst für C. Ziemlich “verschreckt” sei ihr Sohn gewesen, als Ende März plötzlich französische Fahnder mit vier Beamten der US-Bundespolizei FBI vor der Tür gestanden hätten, sagte seine Mutter. Ein Gutes hatte es jedenfalls, dass C. so medienwirksam aufflog. Nach Angaben seines Anwalts hat er inzwischen seinen ersten Job als Informatiker. Ob er den behalten kann oder zumindest zeitweise aufgeben muss, wird jetzt vor Gericht entschieden.

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