Die USA wollten ihr System und ihre Werte niemandem aufzwingen, aber die Meinungsfreiheit, das Recht auf religiöse und politische Betätigung, die Gleichheit aller Menschen sowie die Rechte von religiösen und ethnischen Minderheiten seien allgemeingültig.
“Die Prinzipien, für die wir stehen, sind nicht einzigartig für unsere Nation”, sagte Obama. Die universellen politischen und religiösen Rechte “sollten allen Menschen zur Verfügung stehen, auch ethnischen und religiösen Minderheiten, seien sie in den USA, in China oder irgendeiner anderen Nation”.
Auch in den USA sei es ein langer und harter Kampf gewesen, die in der Verfassung festgelegten Grundrechte zu verwirklichen. Aber das ändere nichts daran, dass diese Rechte ihre allgemeine Gültigkeit für alle Menschen in der Welt hätten, sagte Obama. Er verwies auch auf die Bedeutung der Frauen-Emanzipation für das Gedeihen einer Gesellschaft. Der Zugang von Mädchen zum Bildungssystem und die Gleichberechtigung der Frauen im Beruf seien wesentliche Elemente von prosperierenden Volkswirtschaften.
Obama lobte die bilateralen Beziehungen und sagte, nur wenige globale Probleme könnten gelöst werden, wenn Washington und Peking nicht zusammenarbeiteten. Eine der größten Herausforderungen sei der Klimaschutz. Vor der Konferenz in Kopenhagen im Dezember werde sehr genau beobachtet, wie sich die USA und China verhielten. Die Bürde der Führerschaft trügen nun beide Länder, sagte der US-Präsident.
Bei der Veranstaltung stellten die von Universitäten handverlesenen Studenten Fragen. Obama beantwortete aber auch Fragen chinesischer Bürger aus dem Internet. Die Diskussion wurde nur lokal in einem Shanghaier Nachrichtenkanal live übertragen und war landesweit nur im Internet zu verfolgen.
Der US-Präsident wandte sich entschieden gegen jede Form von Zensur und betonte die Bedeutung der Freiheit des Internets und der neuen Kommunikationssysteme wie Twitter. Diese Freiheiten machten eine Gesellschaft transparenter und stärker, zwängen Regierungen zu mehr Selbstkritik und Offenheit. Twitter ist wie Youtube oder Facebook in China gesperrt.
Die USA begrüßten den beeindruckenden Aufstieg und das Erstarken Chinas, sagte Obama. Der stark gewachsene Handel zwischen den USA und China mit einem Volumen von derzeit 400 Milliarden Dollar (269 Mio. Euro) im Jahr habe Wohlstand und Arbeitsplätze auf beiden Seiten des Pazifiks geschaffen. China und die USA müssten ihre Zusammenarbeit noch verstärken, denn niemand könne bei Konfrontationen gewinnen. Obama kündigte an, dass die USA die Zahl der in China studierenden amerikanischen Studenten auf 100.000 steigern wolle.
Obama wollte noch am Montag, dem ersten Tag seines dreitägigen China-Aufenthalts, von Shanghai nach Peking fliegen. Bei den Gesprächen mit Chinas Staats- und Parteichef Hu Jintao wird es nach Angaben des Weißen Hauses um die ganze Palette der international brisanten Themen gehen: Die weitere Stabilisierung der Weltwirtschaft und Handelsfragen, den Kampf gegen die globale Erwärmung, die Nuklearpläne des Iran und Nordkoreas, den Afghanistan-Krieg und auch Menschenrechtsfragen.
Menschenrechtsgruppen hatten an Obama appelliert, sich in China auch für freie Meinungsäußerung und mehr Rechtsstaatlichkeit einzusetzen. China ist nach Japan und dem Asien-Pazifik-Gipfel (APEC) in Singapur die dritte Station der ersten Asienreise Obamas als Präsident. Am Mittwoch und Donnerstag besucht er zum Abschluss Südkorea.