ÖAMTC testete 14 Kinderfahrräder: Dieses Modell ist durchgefallen

"Wir haben uns diesmal auf 16-Zoll-Räder konzentriert, die wir ab einem Alter von etwa drei Jahren empfehlen und die somit oft die ersten eigenen Fahrräder für Kinder darstellen. Damit die Freude an der Fortbewegung auf zwei Rädern von Anfang an möglichst groß ist, sollten Eltern hier besonders genau auf die Qualität achten", erklärt ÖAMTC-Techniker Steffan Kerbl fest.
ÖAMTC-Test-Ergebnis: Kein "sehr gut", ein "nicht genügend"
Als wichtigstes Kriterium in der Untersuchung wurde das Fahrverhalten festgestellt, aber auch die generelle Eignung für Kinder, Handhabung, Sicherheit und Haltbarkeit sowie der Schadstoffgehalt überprüft. Das Ergebnis: Kein 'sehr gut', aber immerhin wurden acht der 14 Testkandidaten mit 'gut' beurteilt, vier schafften ein 'befriedigend'. Ein Modell erhielt lediglich ein "genügend", eines fiel aufgrund von Sicherheitsmängeln mit "nicht genügend" durch.
"Grundsätzlich sind alle Räder, die wir mit 'gut' bewertet haben, zu empfehlen und leisten sich wenige Schwächen", so Kerbl zusammenfassend. "Den besten Gesamteindruck hat aber das Woom Original 3 hinterlassen - und zwar sowohl bei den erwachsenen als auch bei den kleinen Tester:innen, die die Räder in der Praxis ausprobiert haben." Das Woom-Bike überzeugte mit geringem Gewicht (knapp sechs Kilogramm), Bremshebel und Sattel sind ohne Werkzeug verstellbar, die Bremsen leichtgängig. Wie alle anderen Räder, die ein 'gut' erreichen, ist auch das Woom im oberen Preissegment angesiedelt - wer es etwas günstiger und trotzdem 'gut' möchte, kann zum S'Cool niXe EVO 16-1S SW greifen, das es für deutlich weniger Geld zu kaufen gibt.
Kinderfahrräder: Sicherheit nur in Teilaspekten vorrangig
Dass der Preis allein kein Qualitätsmerkmal darstellt, zeigt das schlechteste Modell im aktuellen Test: Das Pyro Sixteen ist eines der teuersten Kinderfahrräder, fällt aber dennoch mit "nicht genügend" durch. "Der Pedalabstand zum Boden ist viel zu gering und lässt eine Neigung von maximal 18 Grad zu - laut geltender Norm müssen es mindestens 23 Grad sein. Im Praxistest zeigte sich das Ausmaß dieses Problems: Es war den Kindern kaum möglich, den Kurvenparcours zu absolvieren, ohne mit dem Pedal den Boden zu berühren. Dass das zu brenzligen Situationen führen kann, liegt auf der Hand", erklärt der ÖAMTC-Experte.
Die Hersteller von Kinderfahrrädern legen viel Wert auf Fahreigenschaften und Sicherheit - allerdings scheint man es an anderer Stelle nicht so genau zu nehmen: Mit zwei Ausnahmen, nämlich die Räder von B'Twin und Royal Baby, waren alle Modelle mit Schadstoffen belastet. "Dabei handelt es sich um Weichmacher oder PAKs, also polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe. Beides ist zwar nicht verboten, gilt aber als gesundheits- oder umweltschädlich", so Kerbl. "Dass es auch anders geht, zeigen nicht nur die zwei genannten Modelle im aktuellen Test: Bei Untersuchungen von Rädern für Erwachsene werden mittlerweile kaum noch solche Schadstoffe gefunden. Hier kann und muss also dringend nachgebessert werden." Während zumeist die Sättel belastet waren, waren es beim MX 16 2023 von Orbea leider die Griffe, die ständig in direktem Hautkontakt stehen. Die Folge: Eine Abwertung von "gut" auf "befriedigend".

ÖAMTC-Sicherheitstipps für Eltern
- Besteht Unsicherheit bezüglich Schadstoffe in den Griffen, ist im Fachhandel meist ein Austausch gegen unbedenkliches Material möglich.
- Ein Probesitzen durch kleine Fahrradanfänger:innen ist vor dem Kauf zu empfehlen. Dabei können auch gleich Sattelhöhe, Lenkerposition und Bremshebel optimal eingestellt werden.
- Erste Übungsfahrten mit Kindern sollten bestenfalls auf einem abgesperrten Gelände erfolgen. Auf Stützräder sollte verzichtet werden.
- Ein Sturz kann immer passieren. Einen Helm zu tragen, muss daher von Anfang an selbstverständlich sein. Und zumindest fingerlose Handschuhe sollten auch immer getragen werden, um sich bei einem Sturz besser abfangen zu können.
(Red.)