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Nur für Personal

Es mag der subtile Reiz der konservativen 60er Jahre sein. Der Charme und die fast harmlos anmutende Ignoranz der französischen Bourgeoisie. Oder auch einfach das zugleich bezaubernde wie komödiantische Talent von Philippe Le Guays Schauspielern, die die Romantikkomödie "Nur für Personal" zu einem derart wundervollen Film von unglaublicher Leichtigkeit machen. Hier geht's zum Kinotrailer

Vielleicht ist es auch die Kombination aus all dem. Oder es die Kunst von Le Guay, dies alles zu verbinden, sich zahlreicher jeglicher Klischees zu bedienen ohne dabei ins Seichte abzugleiten. Ab Freitag im Kino.

Der Bankier Jean-Louis Joubert (Fabrice Luchini) lebt ein geordnetes, beschauliches Leben in einer noblen Pariser Wohnung. Seine etwas langweilige, vielleicht auch schlichte Frau Suzanne (Sandrine Kiberlain) ist damit beschäftigt, sich mit anderen Damen der feinen Gesellschaft zum Kartenspielen zu treffen oder “sich Gedanken zu machen”, und die beiden Söhne gehen ins Internat. Die einzige Exzentrik, die sich der durch und durch solide und ehrliche Joubert erlaubt, besteht darin, dass er sein Frühstücksei genau dreieinhalb Minuten gekocht haben will, eine Herausforderung, die das neue spanische Hausmädchen Maria (Natalia Verbeke) auf Anhieb meistert. Da ist klar, dass sie sein Herz erobert – und nicht nur das.

Denn durch Maria lernt Joubert die anderen Frauen der sechsten Etage, “Les femmes du 6eme etage”, wie der Film im Original heißt, kennen. Verwundert stellt er fest, wie bescheiden, nein ärmlich diese Frauen dort leben und mit welcher Lebenslust sie dieses Leben doch führen. Er sorgt dafür, dass das verstopfte Plumpsklo wieder funktioniert, die Spanierinnen ihr Geld sinnvoll anlegen, statt es in allen möglichen Dosen, Socken oder Kisten aufzubewahren, isst mit ihnen Paella und versucht sich selbst Spanisch beizubringen.

Fast mit kindlicher Naivität nähert er sich diesem Leben, schleicht immer häufiger nach oben, ohne sich dabei anzubiedern. Mit seiner ehrlichen Anteilname gewinnt er schnell das Vertrauen der Frauen. Natürlich gibt es auch eine Aufrührerische, die den feinen Herrn nicht auf der Dienstbotenetage sehen will. Doch das ist nur eine Stereotype, die Regisseur und Drehbuchautor Le Guay so selbstverständlich auftreten lässt, Sozialkritik bleibt außen vor, schon eher gibt sich Le Guay der Sozialromantik hin, allerdings das so liebevoll, dass der Zuschauer von dieser gut gelaunten Naivität völlig gefangen wird.

Erst durch die Spanierinnen merkt der schüchterne Mann, wie langweilig sein Leben eigentlich ist. Als ihn dann seine Frau Suzanne herausschmeißt, weil sie nicht etwa die Dienstmädchen und insbesondere Maria, sondern eine reiche und extravagante Klientin hinter den Veränderungen ihres Mannes vermutet, kommt das einem Befreiungsschlag gleich, denn Joubert zieht in eine der winzigen Kammern im sechsten Stock. “Zum ersten Mal hab ich ein Zimmer für mich allein. Das geb ich nicht wieder her”, sagt der Mann, der stets mit Personal gelebt hat.

Natürlich ist “Nur für Personal” ein harmloses Wohlfühlmärchen, das kaum ein Klischee auslässt, und in dem die armen Menschen glücklich, die reichen leer und unglücklich sind. Er idealisiert den Zusammenhalt der Spanierinnen in der Fremde, ohne jegliche politische Hintergründe der Zeit auch nur anzudeuten – und zum Schluss trägt er auch ein bisschen zu dick auf. Doch das tut der Film mit einer Zärtlichkeit, so dass diese französische Romantikkomödie einfach Spaß macht.

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