Zwar ist er hierzulande eher durch melancholische Werke wie “Die Verlobung des Monsieur Hire” oder “Der Mann der Friseuse” bekannt. Am Freitag läuft mit “Nur eine Stunde Ruhe” nun aber eine echte Screwballcomedy des Altmeisters im Kino an.
Nur eine Stunde Ruhe – Die Geschichte
Als Vorlage diente dem 67-Jährigen ein Boulevardstück des französischen Erfolgsautors Florian Zeller. Dafür hat der 35-jährige Liebling der Pariser High Society selbst das Drehbuch verfasst. Die Geschichte fokussiert sich dabei ganz auf das mit Kunst und edlem Teppich ausgestattete Altbauapartment von Zahnarzt Michel (Christian Clavier). Hier möchte der reife Bourgeoise eine Stunde in aller Ruhe die bezeichnenderweise “Me, Myself And I” betitelte LP genießen, die er soeben als Schnäppchen am Flohmarkt ergattert hat – wenn das Leben nicht immer dazwischen kommen würde.
Seine in schwerer Psychokrise befindliche Gattin Nathalie (Carole Bouquet, bekannt als Bond-Girl “In tödlicher Mission”) möchte sich just in diesem Moment von der Seele reden, dass sie vor 20 Jahren eine Affäre mit seinem besten Freund hatte und der gemeinsame Sohn nicht von Michel ist.
Nur eine Stunde Ruhe – Die Kritik
Der vermeintliche Sohnemann Sebastien quartiert aus Menschenliebe ein philippinische Großfamilie ein, während die Nachbarn wegen des Regens die Sommerparty in den weitläufigen Salon des Zahnarztes verlegen. Überdies taucht noch Michels Geliebte auf, um mit Gattin Nathalie reinen Tisch zu machen, die schließlich auch ihre beste Freundin ist. Und zu allem Überfluss setzen die portugiesischen Handwerker noch die Wohnung unter Wasser.
Diese immer wieder auch in relativ unbehauenen Slapstick abgleitende Turbulenz wird von Leconte mit spritzigen Dialogen gewürzt. Wirklich bösartig, gesellschaftskritisch oder zynisch ist das ganze Geschehen jedoch nicht. Letztlich bietet “Nur eine Stunde Ruhe” ebenso kurzweilige wie harmlose Unterhaltung. Nicht mehr, aber eben auch nicht weniger.
(APA)
