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"Nur die Liege zählt": Selbstironischer Urlaubsbericht einer Wahlwienerin

In ihrem Buch schildert Susanne Kristek Freud, Leid und Anmüsanz eines Thaliand-Urlaubs
In ihrem Buch schildert Susanne Kristek Freud, Leid und Anmüsanz eines Thaliand-Urlaubs ©Milena Verlag/Beigestellt
Fernreisen nach Thailand und Co. kann man in Zeiten von Corona nur auf dem Papier unternehmen - zum Beispiel mit Wahlwienerin Susanne Kristek. VIENNA.at hat den kurzweilig-amüsanten Reisebericht "Nur die Liege zählt" für Sie gelesen.

Susanne Kristek, gebürtige Oststeirerin, die seit 1993 in Wien lebt und arbeitet, ist äußert umtriebig: Neben ihrer Tätigkeit als Leiterin einer Agentur für Verkaufsförderung und Mystery Shopping, ihrem Mitbegründertum des Ersten Wiener Strickvereins und dem Initiieren der ersten Lesebühne zum Mitsingen in den Breitenseer Lichtspielen (Wiens ältestem Kino) ist sie vielen Wienerinnen und Wienern auch mit ihrem Blog superklumpert.com bekannt, in dem sie regelmäßig mit lustigen Schilderungen aus dem Wiener Alltag unterhält.

Mut zur Peinlichkeit und Schrulligkeit: Der etwas andere Urlaubsbericht

Was dabei besonders auffällt, ist der Blick auf die Dinge durch die ihr eigene Brille: Ungeniert, neugierig, stets zu eigenen Schrulligkeiten stehend. In die gleiche Kerbe schlägt sie auch mit ihrem ersten Buch "Nur die Liege zählt. Urlaub unter deutschen Palmen".

Es handelt sich um einen rasanten autobiographischen Reisebericht aus Zeiten, als Corona noch fern und ein All-Inclusive-Club in Khao Lak ein einfach zu erreichendes Urlaubsziel war - wobei Kristek betont, dass Fernreisen wie diese für sie, ihren Gatten und ihre Tochter eher die Ausnahme als die Regel darstellen und sonstige Familienreisen selten weiter als ins Südburgenland führen.

"Mutti" und ihre "deutschen Eigenheiten" beim Thailand-Trip

Was die Autorin in "Nur die Liege zählt" von Anfang an augenzwinkernd betont, sind ihre sich auch im Urlaub bemerkbar machenden "deutschen Eigenheiten", zu denen sie trotz österreichischem Reisepass durchwegs steht, à la "mein inneres Betriebssystem ist ein deutsches".

Kristek deklariert sich - siehe Buchtitel - etwa als bekennende Liegenreserviererin, auch wenn solcherlei Gehabe bekanntermaßen verpönt ist. Pünktlich und rechtzeitig zu essen, hat für sie hohe Priorität. Als äußerst hellhäutige Quasi-Deutsche darf bei Kristek, die sich selbst gerne als "Mutti" bezeichnet, auch ein extremer Sunblocker niemals fehlen. Die Mittvierzigerin hegt zudem eine große Liebe für deutsche Schlager und Serien wie die "Lindenstraße" und Co., die sie auch offen auslebt - Peinlichkeiten kennt sie nicht. Sie beschreibt sich selbst als grundsätzlich gut auf alle Eventualitäten vorbereitet, agiert stets lösungsorientiert und liebt straff organisierte Touristen-Happenings von Aqua Aerobic im Pool bis hin zu Tagesausflügen ins Landesinnere. Wo andere "Ösis" also angesichts eines Urlaubs in Gesellschaft zahlreicher "Piefke" vielleicht genervt das Weite suchen würden, ist Kristek überglücklich, unter "ihresgleichen" zu sein, zumindest mental.

"Nur die Liege zählt": Blicke durch die "Kristeksche Urlaubsbrille"

Mit dieser "Kristekschen Urlaubsbrille" wird dementsprechend knapp 200 Seiten lang geschildert, was es von der Ankunft am Flughafen der Urlaubsdestination bis zum von Kristek gerne zelebrierten Landungsklatschen zurück in Wien-Schwechat alles zu erleben gab.

Zu den humoristischen Highlights zählen hier etwa die mehrmals täglich absolvierte heiße Schlacht am Hotel-Buffet, das eher deutschen Geschmack bedient, als mit exotischer Thai-Küche aufzuwarten, Anwandlungen spontaner Sportlichkeit, für die man im Alltag daheim keine Zeit findet, und die damit enden, dass Kristek vor sie verfolgenden Hunden in einen Pool flüchtet, Interaktionen mit einem beharrlichen Gewürz-Verkäufer am Strand und große familiäre Ambitionen, beim täglichen JeKaMi-Quiz ("JEder KAnn MItmachen") endlich einmal den Sieg davonzutragen.

Wenn selbst der WC-Gang zum Abenteuer wird

Wir begleiten die Kristeks auf eine kleine "Landpartie" mit Hindernissen, auf der selbst der WC-Gang zum Abenteuer wird, und erleben, wie sie Urlaubsbekanntschaften schließen, die mit der Versicherung gegenseitiger Besuche daheim besiegelt werden, von denen alle Parteien wissen, dass sie niemals stattfinden werden. Aufgelockert werden diese Schilderungen noch durch die eingestreute Wiedergabe von WhatsApp-Konversationen zwischen Kristek und einer daheim gebliebenden frisch geschiedenen Single-Freundin, die von ihren haarsträubenden Erfahrungen auf dem Online-Dating-Sektor berichtet und von "Mutti" mit Trost und Rat versorgt wird.

So weit, so unterhaltsam. Bleibt nur zu hoffen, dass Susanne Kristek demnächst mit einem Buch nachlegen wird, das ihre gesammelten Wiener Alltagsbetrachtungen inkludiert - diese sind nämlich ehrlicherweise - und vollkommen subjektiv betrachtet - noch ein Äuzerl lustiger als "Nur die Liege zählt".

Susanne Kristek: "Nur die Liege zählt. Urlaub unter deutschen Palmen". Milena Verlag. 188 Seiten, Hardcover, ISBN 978-3-903184-61-9, Euro 22,00

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