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Nowotny: Wurde nicht über Verluste informiert

Als erster Zeuge im BAWAG-Prozess ist am Donnerstag der jetzige BAWAG-Generaldirektor Ewald Nowotny befragt worden.

Am 24. November 2005 sei er als neuer Bank-Chef ab Jahresbeginn 2006 nominiert worden, von den großen Verlusten der Bank aus den Geschäften mit Wolfgang Flöttl habe er damals nichts gewusst. In ersten Gesprächen mit dem damaligen BAWAG-Generaldirektor Johann Zwettler und dem damaligen Generalsekretär der Bank, Selcuk Sari, habe er nichts davon erfahren. „Ich bin mit keinem Wort auf die Problematik hingewiesen worden“, betonte Nowotny heute bei seiner Zeugeneinvernahme im Wiener Landesgericht. Sari habe ihm später gesagt, er habe eine ausdrückliche Weisung Zwettlers zum Stillschweigen erhalten.

Erst nach einem Interview mit der Journalistin Liselotte Palme vom „profil“, die ihn immer wieder gefragt habe, ob er auch alles über die Bank wisse, sei er misstrauisch geworden, schilderte Nowotny. Nach Hinweis von Palme habe er sich den Prüfbericht der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) 2004 anschauen wollen. Da er den Prüfbericht in der BAWAG nicht bekommen habe, habe er sich diesen in der Finanzmarktaufsichts-Behörde (FMA) „in einem Nebenzimmer“ angeschaut. Palme hatte damals im „profil“ geschrieben, „Den Wirtschaftsprofessor Ewald Nowotny, der nun die Nachfolge Johann Zwettlers als Chef der Gewerkschaftsbank antritt, erwartet im neuen Job ein wahrer Teufelsritt.“

BAWAG-Vorstand Stephan Koren habe ihm dann im Dezember 2005 erste konkrete Hinweise gegeben und informiert, dass die Karibik-Geschäfte wieder aufgenommen worden waren und mit Totalverlusten endeten. „Das war für mich natürlich völlig neu“, betonte Nowotny. Damals habe er gemeint, unter dieser Voraussetzung wolle er den Job gar nicht antreten. Um der BAWAG nicht zu schaden hätte er „gesundheitliche Probleme“ als Begründung angeführt. „Koren hat gesagt, wenn du gehst, geh’ ich auch“, schilderte Nowotny.

Mit dem damaligen ÖGB-Chef Fritz Verzetnitsch und dem damaligen BAWAG-Aufsichtsratspräsidenten Günter Weninger habe er im Dezember 2005 gesprochen, als er von den ÖGB-Garantien erfahren habe. „Ihr habt’s mir die Bankführung übertragen, ohne mich zu informieren“, habe er damals den ÖGB-Vertretern vorgeworfen, so Nowotny heute. Weninger habe geantwortet, „Wir hätten dir das später ohnehin gesagt“. Verzetnitsch habe gemeint, er hätte angenommen, dass Nowotny informiert gewesen sei. Weninger habe ihm bei der Übergabe gesagt, „Wir übergeben dir eine saubere Bank“, damit habe er wohl gemeint, dass die Verluste wieder aufgearbeitet worden seien, schildete Nowotny heute, während Weninger als einer der neun Angeklagten zuhörte.

In der Folge hat Nowotny mit 1. Jänner 2006 das Amt des BAWAG-Generaldirektors angetreten und in der Bank ein Restrukturierungsteam zur Aufklärung der Vorgänge eingesetzt. Im März 2006 habe er die Finanzmarktaufsicht (FMA) informiert. „Warum sind Sie nicht gleich zur FMA gegangen?“, fragte Richterin Claudia Bandion-Ortner. „Hätte die FMA bei der Aufklärung nicht hilfreich sein können?“ Nowotny zeigte sich skeptisch: „Ich fürchte nicht“, die Informationen mussten aus der Bank selbst überhaupt ermittelt werden, auch unter Einbeziehung der Rechtsabteilung, „damit ich wirklich weiß, was los ist“.

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