AA

Nowotny belastet früheren Bank-Vorstand

In seiner Zeugenaussage hat der jetzige BAWAG-Generaldirektor Ewald Nowotny den früheren BAWAG-Vorstand belastet.

Auf die Frage von Richterin Claudia Bandion-Ortner, welche Befugnisse die ehemaligen Vorstände und nunmehrigen Angeklagten seiner Ansicht nach möglicherweise missbraucht hätten, führte Nowotny mehrere Punkte an: Mangelnde Information der Finanzmarktaufsicht und mangelndes Risikomanagement hätten ja dazu geführt, dass die Vorstände vom Aufsichtsrat der Bank schließlich enthoben wurden, wies der neue Bank-Chef auf Fehler der früheren Bank-Führung hin.

Die Großveranlagungsgrenzen seien von der BAWAG in einer bestimmten Zeit überschritten worden, dieser FMA-Ansicht habe sich die jetzige Bank-Führung angeschlossen, indem sie gegen eine Strafverfügung keinen Einspruch erhoben habe. Auch die Informationspflichten seien wohl verletzt worden, „ich hätte den ganzen Aufsichtsrat informiert“, betonte Nowotny. Bei der Innenrevision sieht Nowotny ebenfalls bei früheren Vorständen Defizite, Problem sei eine „Bank in der Bank“ gewesen. Zur Verbesserung des Risikomanagements habe er, Nowotny, später einen eigenen Risikomanager eingeführt. Auch das Vier-Augen-Prinzip sei bei den Sondergeschäften nicht eingehalten worden. Grundsätzlich waren die Verträge der Bank mit dem Investmentbanker Wolfgang Flöttl aus Sicht Nowotnys „problematisch“, da die Chancen und Risiken aus den Geschäften ungleich verteilt waren.

Auch die Prämie für Ex-BAWAG-Generaldirektor Helmut Elsner und den damaligen Bank-Vorstand Johann Zwettler für die Fusion der BAWAG mit der P.S.K. war laut Nowotny „nicht vertretbar“, wegen der damaligen „negativen Entwicklungen“ in der Bank. Angesprochen auf die Pension Elsners, die sich dieser vorzeitig auszahlen ließ, sagte Nowotny:

„Ich hätte sicherlich alles versucht“, damit Elsner seine Ruhegenussansprüche verliere. Die Pensionszahlungen an die ausgeschiedenen Vorstände obliegen der Pensionskasse, in die von Seiten der BAWAG nichts mehr eingezahlt werde, erläuterte Nowotny.

Der damalige BAWAG-Vorstand und nunmehrige Angeklagte Peter Nakowitz habe ihm im Jänner 2006 ein Papier zur Unterschrift „für die Bilanz“ vorgelegt, schilderte Nowotny. Da er aber bereits misstrauisch war, habe er daraufhin das Papier einem Rechtsexperten gezeigt. „Nicht unterschreiben, das Papier ist vergiftet“, habe ihn der Handelsrechtler Christian Nowotny gewarnt. Nakowitz hatte dem frischgebackenen BAWAG-Generaldirektor Ewald Nowotny Forderungsverzichte gegen der Bank nahestehende Gesellschaften vorgelegt, wie Nakowitz heute vor Gericht betonte „ein logischer Schritt“ im Zuge der Abarbeitung der Flöttl-Verluste. Ein Verzicht hätte aber möglicherweise Untreue gegenüber der Bank bedeutet, so Ewald Nowotny: „Ich käme in die Gefahr, Untreue zu begehen“, fühlte sich der BAWAG-Chef offenbar hintergangen. Nach umfassenden rechtlichen Beratungen wurde schließlich die ÖGB-Garantie in Eigenmittelzusagen umgewandelt.

Der Schaden für die BAWAG durch die Flöttl-Verluste betrug laut Nowotny etwas unter 1,4 Milliarden Euro. Dies habe auch die jüngste Untersuchung der Nationalbank festgestellt. Das BAWAG-interne Restrukturierungsteam hatte einen niedrigeren Betrag ermittelt, da auch Kompensationen durch Gewinne aus anderen Geschäften aufgenommen wurden, doch „der größere Betrag der Nationalbank ist plausibler“, bestätigte der Bank-Chef.

Vor seiner Nominierung als BAWAG-Generaldirektor war Nowotny bereits ab Jahresmitte 2004 Konsulent der Bank. Für das Twin-City-Projekt, der engeren Verbindung von Wien und Bratislava, sei er vom damaligen Bank-Chef Zwettler als Berater engagiert worden, auch wegen seiner früheren Tätigkeit als Vizepräsident der Europäischen Zentralbank (EZB) in Luxemburg. Für diese Tätigkeit habe er etwa 1.000 Euro pro Monat netto erhalten.

Angesprochen von Richterin Bandion-Ortner auf seinen Auftritt als Gast im „Club 2“ des ORF im Jahr 1994 zu den ersten „Karibik-Geschäften“ der BAWAG mit Flöttl meinte Nowotny heute, er habe sich dort „eher unwohl“ gefühlt, weil Elsner „extrem aggressiv“ aufgetreten sei. Er sei damals als Finanzexperte eingeladen worden und habe die Notwendigkeit des Risikomanagements, auch bei Arbitrage-Geschäften, betont.

  • VIENNA.AT
  • Bawag
  • Nowotny belastet früheren Bank-Vorstand
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen