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Norwegischer Attentäter Breivik laut Gutachten unzurechnungsfähig

Norwegischer Attentäter Breivik laut Gutachten unzurechnungsfähig.
Norwegischer Attentäter Breivik laut Gutachten unzurechnungsfähig. ©AP
Der geständige norwegische Massenmörder Anders Behring Breivik ist nach Überzeugung von zwei Rechtspsychiatern "wegen paranoider Schizophrenie" nicht strafrechtlich zurechnungsfähig.
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Außerdem sei er als “psychotisch” einzuschätzen, gaben Sprecher der Staatsanwaltschaft am Dienstag nach der Übergabe des Gutachtens in Oslo bekannt.

Vorentscheidung für Einweisung in Anstalt

Breivik hatte am 22. Juli bei einem Bombenanschlag in Oslo und einer anschließenden Schießorgie auf einem Ferienlager der Sozialistischen Jugend auf der Ferieninsel Utöya insgesamt 77 Menschen getötet. Er hat sich in Verhören zu den Taten bekannt, sieht sich aber als unschuldig an. Sein Prozess beginnt im kommenden April und soll vor dem Sommer 2012 abgeschlossen sein. Wenn die Einstufung durch die Psychiater vom Gericht übernommen wird, kann Breivik nicht zu Haft verurteilt, sondern nur in eine geschlossene Psychiatrie eingewiesen werden.

Der zuständige Staatsanwalt Svein Holden Holden und seine Kollegin Inga Bejer Engh schlossen sich bei der Pressekonferenz einhellig der von den Psychiatern vorgelegten Analyse von Breiviks Geisteszustand an. Es gebe keinen Grund zu Zweifel oder Uneinigkeit über Prämissen und Schlussfolgerungen aus dem vorgelegten Bericht.

Diagnose: Paranoide Schizophrenie

Holden erklärte, dass Breivik nach Meinung der Psychiater komplett von “bizarren und größenwahnsinnigen Zwangsvorstellungen” beherrscht sei. “Danach kann er nach eigener Auffassung entscheiden, wer leben darf und wer sterben darf”, berichtete der Staatsanwalt weiter aus dem 243 Seiten umfassenden Gutachten.

Breivik hatte sein Verbrechen jahrelang in allen Einzelheiten vorbereitet. Holden sagte, die Rechtspsychiater hätten ihn als jemand geschildert, “der sich für den perfektesten Ritter seit dem Zweiten Weltkrieg hält”. Breivik habe in den Gesprächen auch vermittelt, dass er sich für einen “zukünftigen Regenten Norwegens halte”. Er habe auch menschliche “Zuchtprojekte mit Norwegern in Reservaten” angekündigt.

Insgesamt führte Breivik 13 Gespräche mit von insgesamt 36 Stunden Dauer mit den Gerichtspsychiatern. Der Bericht von Psychiater Torgeir Husby und seiner Assistentin Synne Sörheim war am Dienstag Früh an die zuständige Richterin Nina Opsahl übermittelt worden. Psychiater Husby bezeichnete seine Arbeit zu Breivik gegenüber der norwegischen Nachrichtenagentur NTB als “sehr schwierig und umfassend”. Anders Behring Breivik sei vermutlich der größte Fall in der Geschichte der norwegischen Kriminalpsychologie.

Die endgültige Entscheidung über die Zurechnungsfähigkeit oder Unzurechnungsfähigkeit Breiviks trifft das zuständige Gericht. Staatsanwältin Inga Bejer Engh sagte, das ab April 2012 geplante Gerichtsverfahren werde vom Ablauf her in etwa gleich ablaufen. “Der einzige Unterschied wird, dass wir den Täter bei Unzurechnungsfähigkeit nicht zu Haft verurteilen lassen können.” (APA)

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