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Nordkorea: Schweres Zugunglück

Bei einem der schwersten Zugunglücke der vergangenen Jahrzehnte sind in Nordkorea rund 3.000 Menschen getötet oder verletzt worden.

Nach Berichten südkoreanischer Medien stießen am Donnerstag am Bahnhof von Ryongchon 50 Kilometer südlich der Grenze zu China zwei mit Treibstoff beladene Züge zusammen.

Die Wucht der anschließenden Explosion habe den Bahnhof komplett zerstört. Die gesamte Gegend liege „in Trümmern“, zitierte die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap Augenzeugen. Die kommunistische Führung in Pjöngjang habe den Notstand über die Region verhängt. Nur Stunden zuvor hatte Nordkoreas Staatschef Kim Jong Il auf seiner Rückreise von China den Unglücksort passiert.

Einer der Züge habe Benzin, der andere Flüssiggas transportiert, meldete Yonhap unter Berufung auf chinesische Angaben. Die Zahl der Opfer könne in die tausende gehen. Das Szenario erinnere an die „Auswirkungen eines gewaltigen Bombenangriffs“, sagten Augenzeugen Yonhap. „Der Bahnhof wurde zerstört, als ob eine Bombe eingeschlagen wäre, und Trümmer flogen in die Luft“, zitierte Yonhap nicht näher bezeichnete chinesische Quellen. Die Menschen in Dandong bangten um ihre Freunde und Angehörigen: Händler aus beiden Ländern überqueren jeden Tag die Grenze.

Ein ranghoher südkoreanischer Regierungsvertreter bestätigte, dass sich in Nordkorea eine gewaltige Explosion ereignet habe. Näheres sei noch nicht bekannt. Auch ein Vertreter des Verteidigungsministeriums in Seoul sagte laut Yonhap, Ursache und Art der Explosion seien noch unklar. Über die Opfer lagen zunächst ebenfalls keine offiziellen Angaben vor. Verletzte würden in Krankenhäuser der chinesischen Grenzstadt Dandong gebracht, berichtete der in Seoul ansässige Fernsehsender MBC. Anderen Berichten zufolge schloss China die Grenze, die gewöhnlich chinesischen Händlern und Besuchern offen steht.

Die nordkoreanischen Behörden gingen laut Yonhap der Ursache des Unglücks nach. Demnach kappte die Regierung in Pjöngjang die internationalen Telefonverbindungen in die Unglücksregion im Nordwesten des Landes in dem Bemühen, eine de-facto-Nachrichtensperre zu verhängen. Die staatlichen nordkoreanischen Medien gingen zunächst nicht auf die Katastrophe ein. Hinweise auf einen möglichen Zusammenhang mit der China-Reise Kims gab es zunächst ebenfalls keine.

Im Juni 1989 starben durch eine Gasexplosion im Bahnhof der Stadt Ascha Ufa in der ehemaligen Sowjetunion 645 Menschen. Im Jänner 1990 kamen beim Zusammenstoß eines mit 1.500 Menschen besetzten Personenzugs mit einem Güterzug in Pakistan mehr als 350 Menschen ums Leben. 361 Menschen starben im Februar 2002 in Ägypten bei einem Brand im Zug von Kairo nach Assuan. Vier Monate später wurden 288 Menschen in Tansania getötet, als ein Passagierzug entgleiste. Zuletzt starben bei einem Zugunglück im Nordosten Irans im vergangenen Februar 320 Menschen bei der Explosion eines Zuges.

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