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Nordkorea: Neue Atomwaffentests?

Aktivitäten in der Nähe eines nordkoreanischen Atomgeländes haben am Freitag Spekulationen über einen bevorstehenden zweiten Test von Kernwaffen des stalinistisch geführten Landes ausgelöst.

Der US-Sender ABC berichtete unter Berufung auf amerikanische Verteidigungskreise, Nordkorea bereite offenbar einen neuen Test vor. Japans Ministerpräsident Shinzo Abe warnte Nordkorea davor und drohte mit verstärkten Strafmaßnahmen. Gemeinsam mit den USA ist sein Land dabei, einen Notplan für den Fall einer größeren Krise auf der koreanischen Halbinsel vorzubereiten.

Die Nordkoreaner hätten alle Vorbereitungen getroffen, um einen Test ohne Vorankündigung zu starten, zitierte ABC US-Vertreter. „Wir denken, dass sie alles an Ort und Stelle gebracht haben, um einen Test ohne jede Vorwarnung durchzuführen“, sagte demnach ein hoher Beamter des Verteidigungsministeriums (Pentagon). Die vorliegenden Daten seien jedoch „ohne Beweiskraft“, um zu sagen, ob Nordkorea tatsächlich einen Test unternehmen werde.

Ein erster Atomwaffentest des Regimes in Pjöngjang am 9. Oktober des Vorjahres hatte weltweit Kritik ausgelöst und zu Sanktionen der Vereinten Nationen geführt. Die nun registrierten Schritte seien vergleichbar mit den Ereignissen vor dem ersten Atomtest, hieß es. Die Zeitungen von KP, Armee und kommunistischer Jugend in Nordkorea veröffentlichen zu Jahresbeginn einen gemeinsamen Kommentar. Darin heißt es: „Unser Zugang zur nuklearen Abschreckung war ein viel verheißendes Ereignis (…).“

In anderen US-Regierungskreisen war allerdings zu erfahren, es gebe keinen Grund zur Annahme, dass Nordkorea einen neuen Kernwaffentest unternehmen wolle. In Washington herrsche vielmehr ziemliche Unsicherheit darüber, ob die Führung in Pjöngjang überhaupt die Absicht habe, einen weiteren Test zu unternehmen. Die Vereinigten Staaten überwachen Nordkorea mit Satelliten und mit Spionageflugzeugen.

Auch Südkorea trat Spekulationen über einen bevorstehenden Atomtest des Nachbarn entgegengetreten. Es gebe „keine bestimmten Hinweise“, sagte ein Sprecher des Außenministeriums. Aber auch Cho Hee Yong räumte ein, dass in der Gegend eines mutmaßlichen Testgeländes „einige nicht identifizierte Aktivitäten“ ausgemacht worden seien. Dabei handelt es sich um Bewegungen von Menschen und Fahrzeugen am Ort des ersten Nukleartests, die „konstant“ beobachtet würden, wie ein Vertreter des militärischen Geheimdienstes Südkoreas der nationalen Nachrichtenagentur Yonhap sagte.

An der Börse in Tokio sorgte der ABC-Bericht kurzfristig für Unruhe. Regierungschef Abe sagte, die internationale Gemeinschaft würde bei einem zweiten Atomtest Nordkoreas noch strengere Maßnahmen ergreifen als bisher. Es sei wichtig, sich sobald wie möglich um eine Wiederaufnahme der Sechs-Parteien-Gespräche zum nordkoreanischen Atomprogramm zu bemühen. Die Pekinger Sechs-Länder-Gespräche unter Beteiligung Nordkoreas, Südkoreas, Japans, Chinas, Russlands und der USA waren nach einjähriger Pause im Dezember wieder aufgenommen, aber ohne Ergebnis und ohne Festlegung eines neuen Termins wieder zu Ende gegangen.

Zum geplanten Notfallplan für den Krisenfall auf der koreanischen Halbinsel sagte der japanische Außenminister Taro Aso am Freitag, Tokio müsse für den Schutz von 20.000 in Südkorea lebenden Japanern gerüstet sein. Dasselbe gelte für die Zehntausenden von japanischen Touristen in Südkorea. Es gehe darum, japanische Bürger möglicherweise mit US-Kriegsschiffen und zivilen Schiffen außer Landes zu bringen.

Tokio und Washington befassten sich außerdem mit der Möglichkeit einer Massenflucht aus Nordkorea im Krisenfall. Der Zeitung „Asahi Shimbun“ zufolge stellt sich Tokio vorsichtshalber auf 100.000 bis 150.000 nordkoreanische Flüchtlinge ein. Mehrere japanische Medien, unter ihnen die Nachrichtenagentur Kyodo, hatten am Donnerstag gemeldet, Tokio und Washington prüften Möglichkeiten für eine gemeinsame militärische Reaktion, sollte Nordkorea Japan angreifen oder die Armee der Volksrepublik China in Taiwan einmarschieren.

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