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Nordkorea-Flüchtling änderte Straflager-Bericht

Der prominente Nordkorea-Flüchtling Shin Dong-hyuk hat einige Angaben von seinen Erzählungen über das Leben in einem Umerziehungslager in Nordkorea revidiert. Das berichtete der US-Journalist Blain Harden, der die Geschichte von Shin Dong-hyuks Geburt in dem Straflager, Folter und der Hinrichtung von Shins Mutter und Bruder aufgeschrieben hatte.


Zeiten und Orte seien anders, habe Shin mittlerweile zugegeben, so der Journalist. Ein Großteil seiner jetzigen Schilderungen scheine noch immer mit den früheren Berichten übereinzustimmen, schreibt Harden, der einen Bestseller über das Leben des 32-jährigen Shin geschrieben hat. “Doch er änderte einige Details seines frühen Lebens sowie Zeiten und Orte wichtiger Ereignisse beträchtlich”, heißt es auf Hardens Website. Shin gilt als eine Art Kronzeuge für die systematischen Verletzungen von Menschenrechten, die das nordkoreanische Regime begeht.

Shin wurde durch Hardens Buch “Escape from Camp 14” (Flucht aus Camp 14) und den Film “Camp 14 – Total Control Zone” des deutschen Regisseurs Marc Wiese auch über Südkorea hinaus bekannt. Über China kam er 2006 nach Südkorea. Dort wurde er 2013 auch als Zeuge von einer Kommission der Vereinten Nationen befragt, die die Menschenrechtsverletzungen in Nordkorea untersuchte.

Shin sagt in dem Buch, er sei in dem nördlich von Pjöngjang gelegenen Camp 14 geboren und habe dort bis zu seiner Flucht 2005 gelebt. Zu Harden sagte er jetzt jedoch, dass es in einem anderen Lager, Camp 18, Zeuge der Hinrichtung seiner Mutter und seines Bruders gewesen sei. Aus Camp 18 sei ihm außerdem als Jugendlicher zweimal die Flucht gelungen. Als er beim zweiten Mal in China festgenommen worden sei, habe man ihn zunächst ins Camp 18 zurückgebracht und dann erst später ins Camp 14 gesteckt. Er sei im Camp 14 mit 20 Jahren, und nicht wie im Buch beschrieben, mit 13 Jahren gefoltert worden.

Es sei ihm nicht bewusst gewesen, dass die Änderungen von Details wichtig seien, sagte Shin laut Harden am vergangenen Freitag. Er sei sich im Klaren, dass seine Glaubwürdigkeit darunter leiden werde. Er bitte um Vergebung. Harden will sein Buch jetzt ändern.

Im vergangenen Herbst hatte das Regime in Nordkorea ein Propaganda-Video veröffentlicht, in dem Shins Vater behauptete, sein Sohn habe niemals in einem Straflager gelebt. Shin warf dem Regime vor, seinen Vater zu dieser Aussage gezwungen zu haben.

Das staatliche Korea-Institut für Nationale Vereinigung (KINU) in Südkorea schätzt die Zahl der Insassen in fünf politischen Straflagern in Nordkorea auf 80.000 bis 120.000. Grundlage für die Schätzungen sind demnach Aussagen nordkoreanischer Flüchtlinge wie Shin und Satellitenbilder der weitläufigen Lager.

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