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Nordkorea droht mit Präventivschlag

Nordkorea hat den USA im Streit um sein Atomprogramm einem Zeitungsbericht zufolge mit einem Präventivschlag gedroht. Rumsfeld bezeichnet Lage als „gefährlich“.

„Die USA sagen, wir sind nach dem Irak als nächste dran“, zitierte die britische Zeitung „Guardian“ am Donnerstag auf ihrer Website Ri Pyong Gap, einen führenden Vertreter des nordkoreanischen Außenministeriums. „Aber wir haben unsere eigenen Gegenmaßnahmen. Präventivangriffe sind nicht das alleinige Recht der USA“, sagte Ri dem Blatt zufolge am Vortag. Damit ging Ri deutlich über die bisherige Position des kommunistischen Landes hinaus.

Sollten die USA ihre Militärpräsenz in Südkorea weiter verstärken, werde Pjönjang dies als Einmarsch oder Angriff betrachten, sagte ein hoher Beamter des nordkoreanischen Außenministeriums am Donnerstag der BBC. Die Regierung sei zunehmend alarmiert. Für den Fall eines US-Militärschlags gegen seine Atomanlagen warnte Nordkorea vor einem „totalen Krieg“. „Wenn die USA einen Überraschungsangriff auf unsere friedlichen Nuklearanlagen starten, wird dies einen totalen Krieg auslösen“, hieß es am Donnerstag in einem Kommentar der Zeitung „Rodong Sinmun“ der nordkoreanischen Arbeiterpartei. Ein Angriff werde mit einem „gewaltigen Gegenangriff“ beantwortet.

Im Atomstreit mit den USA hatte sich Nordkoreas Kriegsrhetorik weiter verschärft. Die jüngste Warnung erfolgte nach der Erklärung des Außenministeriums in Pjöngjang, dass das Land dabei sei, den Betrieb seiner Atomanlagen wieder zu normalisieren. Es war jedoch zunächst unklar, wie weit die zuerst im Dezember angekündigte Inbetriebnahme der Anlagen tatsächlich fortgeschritten ist.

Die USA nannten die Berichte über ein Wiederanfahren der Anlagen eine „ernste Entwicklung“. US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld bezeichnete die Lage in Nordkorea als „gefährlich“ und wies darauf hin, dass die USA jederzeit zwei Kriege zugleich führen könnten. Dies solle aber nicht als Kriegsdrohung verstanden werden. Nordkorea dürfe die Konzentration der USA auf die Irak-Krise nicht für weitere Provokationen ausnutzen, warnte Rumsfeld.

Der designierte südkoreanische Präsident Roh Moo Hyun versprach, einen Krieg auf der koreanischen Halbinsel „unter allen Umständen“ zu vermeiden. „Ich werde den Frieden dieser Nation sichern. Das ist die Verpflichtung, die ich eingehe“, sagte Roh in Incheon.

Die südkoreanische Regierung zeigte sich „zutiefst besorgt“ über die Inbetriebnahme der nordkoreanischen Atomeinrichtungen. „Wir beobachten die Situation ganz genau“, sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Seoul. Ein Regierungsbeamter in Südkorea wollte nicht ausschließen, dass Nordkorea seine Eskalationsstrategie noch verschärft und in Kürze seine Raketentests wieder aufnimmt. Der japanische Ministerpräsident Junichiro Koizumi rief Nordkorea in Tokio dringend zum Einlenken im Nuklearstreit auf.

Die Krise um das nordkoreanische Atomprogramm war vergangenen Herbst eskaliert, als Nordkorea nach Angaben Washingtons ein geheimes Nuklearprogramm einräumte. Das Pentagon gab zu Beginn der Woche bekannt, die Entsendung von zwei Dutzend Kampfbombern und etwa 2000 Luftwaffensoldaten in die Region vorzubereiten.

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