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Nordkorea droht mit "Gegenmaßnahmen"

Trotz weltweiter Proteste will Nordkorea weitere Raketentests vornehmen. "Unsere Streitkräfte werden ihre Tests zum Start von Raketen fortsetzen."

So zitierte die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap am Donnerstag das nordkoreanische Außenministerium. Dies gehöre zu den „normalen Militärübungen“, mit denen Nordkorea seine Selbstverteidigung ausbauen wolle. Pjöngjang drohte mit „Gegenmaßnahmen“, sollte der UNO-Sicherheitsrat auf Betreiben der USA und Japans Sanktionen gegen das kommunistische Land verhängen. Auch Russland und China äußerten Bedenken gegen solche Maßnahmen.

Nordkorea hatte in der Nacht auf Mittwoch zum ersten Mal seit acht Jahren insgesamt sieben Raketen getestet, darunter ein Langstreckengeschoss, das theoretisch US-Territorium erreichen kann. Die Taepodong-2 genannte Rakete stürzte allerdings bereits 42 Sekunden nach ihrem Start ab.

Die kommunistische Führung in Pjöngjang bezeichnete die Raketentests dennoch als „erfolgreich“ und warnte gleichzeitig vor Sanktionen: Wenn Druck auf Nordkorea ausgeübt werde, „gibt es keine andere Option, als dies mit stärkerem physischen Einsatz erwidern“, hieß es in einer von Yonhap zitierten Erklärung des Außenministerium. „Wenn Strafmaßnahmen verhängt werden, wird es radikale Gegenmaßnahmen geben“, sagte der stellvertretende nordkoreanische Botschafter bei der UNO, Han Song Ryol, laut dem japanischen Fernsehsender TBS.

Nach Angaben des südkoreanischen Geheimdienstes NIS brachte Pjöngjang Anfang Mai zwei Taepodong-2-Raketen zur Abschussrampe Musudanri. Sobald die technischen Schwierigkeiten nach dem fehlerhaften Start der ersten Rakete überwunden seien, werde auch die zweite abgeschossen, zitierte ein südkoreanischer Parlamentsabgeordneter einen NIS-Experten.

Die internationale Gemeinschaft reagierte auf die Tests einhellig mit Empörung, über eine weitergehende Reaktion herrschte am Donnerstag jedoch Uneinigkeit. Der UNO-Sicherheitsrat wollte am Nachmittag weiter über einen Resolutionsentwurf der USA und Japans beraten, der Sanktionen beinhaltet. Der Text sieht vor, dass der „Transfer von Finanzressourcen, Gütern, Materialien und Technologie, die für Raketenprogramme oder andere Massenvernichtungswaffenprogramme benutzt werden könnten, verhindert werden soll“.

Es wurde jedoch erwartet, dass der Paragraph aus dem Entwurf gestrichen werden würde, da Russland und China Sanktionen gegen Pjöngjang ablehnen. Peking will stattdessen seinen Atombeauftragten Wu Dawei am Montag zu einer „Mission des guten Willens“ nach Nordkorea schicken. Wu hatte China bei den Sechs-Nationen-Gesprächen mit beiden koreanischen Staaten, den USA, Japan und Russland über das nordkoreanische Atomprogramm vertreten. Die Verhandlungen liegen seit November auf Eis.

US-Präsident George W. Bush und der japanische Regierungschef Junichiro Koizumi verständigten sich in einem Telefonat nach Angaben eines Sprechers des japanischen Außenministeriums darauf, gemeinsam auf eine „feste Position“ des UNO-Sicherheitsrats gegenüber Pjöngjang zu drängen. Bush hatte zuvor klargestellt, dass die USA eine diplomatische Lösung des Konfliktes suchten. Auch wenn die Vereinigten Staaten prinzipiell nicht auf die Option eines Militäreinsatzes verzichten würden, stehe die Welt nicht vor einem „dritten Weltkrieg“, sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Tony Snow.

US-Außenministerin Condoleezza Rice will Ende Juli nach Südkorea reisen. Dies teilte das Außenministerium in Seoul am Donnerstag mit. Rice werde ihren zweitägigen Besuch in der südkoreanischen Hauptstadt mit Gesprächen auch in anderen Ländern der Region verbinden, sagte ein Ministerialbeamter der Nachrichtenagentur AP. So plane die US-Außenministerin Besuche in China und Russland. Einzelheiten der Reise würden in Kürze in Washington bekannt gegeben.

Die Gruppe der sieben wichtigsten Industriestaaten und Russlands will sich auf ihrem Gipfel vom 15. bis 17. Juli in Sankt Petersburg mit den nordkoreanischen Raketentests befassen. Japan strebe eine Erklärung der G-8-Staaten an, zitierte die Agentur Kyodo Regierungskreise in Tokio.

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