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Nordindien: 66 Tote bei Zugbrand

Ein Brandanschlag auf einen Schnellzug von Indien nach Pakistan hat in der Nacht auf Montag zwei Wagen in Flammen aufgehen lassen und mindestens 66 Menschen in den Tod gerissen. 

Der indische Eisenbahnminister Laloo Prasad sprach von einem Sabotageakt gegen die indisch-pakistanischen Beziehungen und machte islamische Extremisten für den Angriff verantwortlich. Der pakistanische Präsident Pervez Musharraf betonte, der Anschlag dürfe nicht den Friedensprozess der beiden Atommächte gefährden.

„Wir werden es nicht zulassen, dass Elemente, die den Friedensprozess sabotieren wollen, mit ihren ruchlosen Plänen Erfolg haben“, hieß es in einer in Islamabad verbreiteten Erklärung Musharrafs. Das pakistanische Außenministerium sprach von einem „abscheulichen Terrorakt“, warnte aber vor voreiligen Schuldzuweisungen. Auch sei es noch zu früh, über ein Motiv des Anschlags zu spekulieren.

Möglicherweise gibt es einen Zusammenhang mit dem für (morgigen) Dienstag geplanten Indien-Besuch des pakistanischen Außenministers Khursheed Kasuri. Der indische Ministerpräsident Manmohan Singh zeigte sich betroffen über den Verlust von Menschenleben und schwor, dass die Schuldigen gefasst würden. Der Staatsminister im indischen Innenministerium, Sriprakash Jaiswal, nannte den Anschlag eine Verschwörung zur Störung der Stabilität Indiens und des Friedensprozesses mit Pakistan. Jaiswal zufolge lösten die Brandbomben gegen Mitternacht in zwei Wagen Explosionen aus. Diese waren relativ schwach, doch die Flammen erfassten schnell sämtliche Abteile. Aus Sicherheitsgründen bleiben bei den nach Pakistan fahrenden Zügen die Fenster immer geschlossen und mit Querstangen blockiert. Vermutlich war den Fahrgästen dadurch der Fluchtweg versperrt. Die beiden betroffenen Wagen brannten völlig aus. In zwei weiteren Wagen wurden nach Angaben der Behörden Brandsätze gefunden, die nicht explodierten.

Mehr als 600 Menschen an Bord

Zum Zeitpunkt des Anschlags befand sich der Schnellzug in der Nähe des Bahnhofs Dewana, 80 Kilometer nördlich von Neu-Delhi. Nach Angaben der Bahn befanden sich mehr als 600 Menschen an Bord. Die genaue Anzahl der Fahrgäste in den brennenden Wagen war vorerst noch nicht bekannt. Unter den Toten befinden sich sowohl Inder als auch Pakistanis. Augenzeugen in Dewana berichteten, dass sie gellende Schreie aus den Wegen gehört hätten, bevor das Inferno die Laute erstickt habe.

Der „Samjhauta(Freundschafts-)Express“ ist eine von zwei Bahnverbindungen zwischen Indien und Pakistan und gilt als sichtbares Zeichen des schwierigen Friedensprozesses zwischen den Nachbarstaaten. Der Zug fährt von Neu-Delhi in die Grenzstation Atari. Dort können die Fahrgäste in einen pakistanischen Zug umsteigen, der sie bis nach Lahore bringt. Dem indischen Außenministerium zufolge reisten auch Beamte aus Pakistan zum Schauplatz des Anschlags. Die beiden Länder wollten bei den Ermittlungen zusammenarbeiten.

Im Juli vergangenen Jahres waren bei Bombenanschlägen auf Pendlerzüge in Bombay mehr als 200 Menschen getötet worden. 2002 kamen 60 Hindu-Pilger bei einem Zugbrand im Unionsstaat Gujarat ums Leben. Bei anschließenden Unruhen wurden mehr als 1.000 Menschen getötet, die meisten von ihnen Muslime. Etwa 84 Prozent der mehr als eine Milliarde Inder sind Hindus, die Muslime stellen einen Bevölkerungsanteil von etwa 14 Prozent. Ein jahrzehntelanger Krisenherd ist das geteilte Kaschmir, wo im indischen Abschnitt mehr als zwölf Untergrundgruppen für die Unabhängigkeit oder den Anschluss an Pakistan kämpfen.

Die EU verurteilte den Anschlag „auf das Schärfste“. Der Akt sinnloser Gewalt habe offenkundig zum Ziel, den Annäherungsprozess zwischen Pakistan und Indien zu stören, heißt es in einer am Montag in Berlin veröffentlichten Erklärung der deutschen EU-Ratspräsidentschaft. Alle Seiten in Indien und Pakistan seien dazu aufgerufen, sich weiterer Gewalt entgegenzustellen und den Weg des Dialogs weiter zu verfolgen. Bei dem Terroranschlag auf den Zug sind mindestens 66 Menschen getötet worden.

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