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Nocturnal Animals - Trailer und Kritik zum Film

Schon 2009 wechselte der US-amerikanische Modedesigner Tom Ford zum ersten Mal zum Film - und wurde gefeiert. Immerhin war "A Single Man" ein berührendes und stilsicher gedrehtes Drama, in dem Colin Firth um seinen Lebenspartner trauert. Nun folgt Fords zweite Regiearbeit: "Nocturnal Animals", ein düsterer Thriller über die menschlichen Abgründe.

Bereits die Eingangssequenz macht Fords Gespür für einprägsame Bildkompositionen deutlich: Da tanzen stark übergewichtige Frauen in Großaufnahme über die Kinoleinwand – alle fast nackt. Ihre Brüste schwingen hin und her, das Fett wackelt in Zeitlupe. Was grotesk oder voyeuristisch wirken könnte, hinterlässt bei Ford allerdings einen positiven Eindruck. Er scheint damit vielmehr die Schönheit in all ihren Facetten feiern zu wollen.

Nocturnal Animals – Die Handlung und Kritik

Nach diesen ersten Minuten schlägt “Nocturnal Animals” dann aber auch einen ganz anderen Ton an. Da ist Susan Morrow (Amy Adams), eine erfolgreiche Kunsthändlerin. Eines Tages erhält sie von ihrem Ex-Mann ein Manuskript, das sie sofort zu lesen beginnt: Die beklemmende Geschichte eines Doppelmordes in der texanischen Einöde, in der der überlebende Ehemann und Vater Tony Hastings (Jake Gyllenhaal) verzweifelt um Gerechtigkeit kämpft.

Immer wieder springt Regisseur Ford zwischen diesen beiden Handlungssträngen. Erzählt mal von der kühlen, einsamen Welt seiner unglücklich verheirateten Susan, mal vom Grauen, das Tony erlebt. Er variiert außerdem das Tempo: Beim nächtlichen Überfall lässt er die Bedrohung und Gewalt eruptiv über die Familie hereinbrechen, während Susan im nächsten Schnitt geradezu gelähmt das Buch umklammert oder weiter wie in Trance durch ihr Leben geht.

Grandios fängt Ford dabei auch die texanische erdige Landschaft mit Panoramaaufnahmen ein, die Tonys Verlorenheit und sein Gefühl des Ausgeliefertseins bei diesem Höllenritt auch bildlich vermitteln. Dass der Regisseur für Susans emotionale Leere allerdings fast durchweg kühle, blau-grau unterlegte Bilder wählt, ist zwar ein visuell hübscher Kontrast und strahlt eine gewisse Eleganz aus, wirkt jedoch auch wenig originell. Die emotionale Tiefe wie sein Debüt “A Single Man” entwickelt Ford mit “Nocturnal Animals” so ebenfalls nicht. Und doch führt Ford die Fäden seiner – von Adams und Gyllenhaal stark gespielten – Geschichte auf unvorhersehbare Weise zusammen, wenn er erst Tonys und Susans Leben auf den Kopf stellt und am Ende dann einen neuen Blick auf die vorigen eineinhalb Filmstunden ermöglicht.

Denn von was erzählt das Manuskript mit dem Titel “Nocturnal Animals” wirklich? “Nur” von einem Doppelmord an einer Frau und ihrer Tochter? Oder spielt Susans Ex damit auch auf ihr verletzendes Fehlverhalten in der gemeinsamen Vergangenheit an? “Nocturnal Animals” wird so zu einem mehrdeutigen, intelligenten Thriller um Moral und Rache, die hier auch allein durch Susans Vorstellungskraft ihren Schrecken entfaltet. Beim Filmfestival Venedig gewann Ford dafür den Großen Preis der Jury.

>> Alle Filmstartzeiten zu “Nocturnal Animals”

(APA)

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